Fragen und AntwortenWas Sie zu den TV-Sitzungen im Kölner Karneval wissen müssen
Köln – Im Sartory ist an diesem Donnerstag im Januar schon Weiberfastnacht. Ab 15 Uhr wird hier die ZDF-Mädchensitzung des Festkomitees aufgezeichnet. Sitzungspräsidentin Martina Kratz wird die Jecken im Saal begrüßen und sich freuen, dass nun endlich der Straßenkarneval losgeht. Im Elferrat werden Funkemariechen sitzen und für schöne Bilder aus der Karnevalshochburg Köln sorgen.
Warum sind die Fernsehsitzungen so wichtig?
„Ohne die Fernsehsitzungen wäre der Rosenmontagszug nicht finanzierbar“, erklärt Dr. Joachim Wüst, Vize-Präsident des Festkomitees und Programmgestalter. Mehr als eine Million Euro müssen die Organisatoren für die Durchführung des Zugs aufbringen, neben den sechsstelligen Fernsehgeldern gelingt dies mit Hilfe von Sponsoren und den Teilnahmebeiträgen der Vereine und Gesellschaften, die im Zug mitgehen. Die Unterstützung durch das Fernsehen hat leicht nachgelassen, denn seit 2016 zeigt das ZDF nur noch eine Sitzung aus Köln, darüber hinaus gibt es eine ARD-Sitzung, die an zwei Sitzungs-Abenden im Gürzenich aufgezeichnet wird. Beide Programme werden später am Mischpult zu einer Sitzung zusammengefügt. Der WDR überträgt zudem die Proklamation des Dreigestirns.
Darf ein Redner auf zwei Sendern zu sehen sein?
Nein. Zu den Hürden der Programmgestaltung gehört es, zwei komplett unterschiedliche Sitzungen zu gestalten. Bei jeder Fernsehsitzung gehören fünf Büttenredner zum Programm. „Als es noch eine Sitzung mehr gab, mussten es entsprechend 15 Redner sein. So viele gute Leute waren gar nicht auf dem Markt“, sagt Wüst. Viel Spielraum hat er ohnehin nicht, denn die Sender haben teils Exklusivverträge mit einzelnen Künstlern geschlossen. Marc Metzger, Bernd Stelter und Guido Cantz (Moderator von „Verstehen Sie Spaß“) müssen in der ARD zu sehen sein. Das ZDF will unter anderem Hausmann Jürgen Beckers und Rumpelstilzje Fritz Schopps zeigen. „Darüber hinaus treffe ich Absprachen mit meinem Kollegen in Düsseldorf, der für seine Fernsehsitzung ebenfalls auf Künstler zurückgreift, die auch bei uns zu sehen sind“, sagt Wüst.
Bekommen die Künstler fürs TV mehr Geld?
Fernsehsitzungen sind für die Künstler lukrativ, denn teilweise wird die doppelte bis dreifache Gage gezahlt. Hierdurch sichern sich die Sender klar definierte Übertragungsrechte und die Exklusivität der Redevorträge. Früher war das anders. Es wurden die normalen Auftrittsgagen gezahlt, vertragliche Absicherungen für die Künstler gab es nicht – sehr zum Leidwesen etwa des Colonia Duetts mit Hans Süper. Denn die Reden des beliebten Duos wurden jahrelang im Fernsehen wiederholt, extra Geld bekamen die Künstler hierfür nicht. Inzwischen wird den Künstlern zugesichert, dass auch bei sogenannten „Best of“-Sendungen nur Rede-Ausschnitte von maximal drei Minuten Länge gezeigt werden dürfen. Ein komplettes Sitzungsprogramm kostet in der Regel um die 25 000 Euro, bei Fernsehsitzungen fallen Gagenzahlungen von bis zu 50 000 Euro an.
Wer profitiert von den Fernsehsitzungen?
Inzwischen werden alle Fernsehsitzungen vom Festkomitee selbst veranstaltet und präsentiert. Als es noch zwei ZDF-Sitzungen gab, durfte jeweils eine Sitzung von einem Karnevalsverein übernommen werden. Die Vereine konnten etwas fürs Image tun und profitierten komplett vom Kartenverkauf. Nun also fließt das Geld ans Festkomitee und wird für die Finanzierung des Rosenmontagszugs genutzt, der dann ebenfalls wieder vom Fernsehen übertragen wird. Der WDR zeigt den Kölner Zug komplett, Ausschnitte werden zudem in der ARD gezeigt. Die ZDF-Mädchensitzung im Sartory moderiert Festkomitee-Vorstandsmitglied Martina Kratz, die ARD-Sitzung im Gürzenich übernimmt Joachim Wüst. Der Festkomitee-Vorstand bildet hierbei traditionell den Elferrat.
Wann werden die Sitzungen ausgestrahlt?
„Kölle Alaaf - Die Mädchensitzung“ wird Weiberfastnacht, 8. Februar, um 20.15 Uhr im ZDF gezeigt. Die Zusammenfassung dauert bis 22 Uhr. In der ARD ist mehr Kölner Karneval zu sehen. Rosenmontag, 12. Februar, wird im Ersten die Aufzeichnung aus dem Gürzenich gezeigt, die Sendung dauert bis 23.30 Uhr. Die Aufzeichnungen finden am 31. Januar und 2. Februar statt.