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Ein Sprachforscher klärt aufWas heißt eigentlich „Kölle Alaaf“?

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Mit „Alaaf“-Schildern standen diese Jecken im vergangenen Jahr an der Strecke des Kölner Rosenmontagszuges.

Köln – Jeder ruft es in diesen Tagen, aber wohl die wenigsten wissen, was es bedeutet und wo es herkommt: Alaaf. Dabei birgt das Wörtchen mit fünf Buchstaben keine Geheimnisse, sagt der Sprachforscher Peter Honnen vom LVR-Amt für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn.

Denn es heißt nichts anderes als „all(es) ab(wärts)“, kölsch „all af“, was man im Schlachtruf „Kölle alaaf“ als „alles steht unter Köln“ verstehen muss – eine etwas schräge Variante des hymnenseligen „über alles“, rheinisch eben, schreibt Honnen in seinem neuen rheinischen Herkunftswörterbuch, das im Mai erscheinen wird. Darin schildert der Sprachwissenschaftler die Wortgeschichte des Schlachtrufs. Die zeige nämlich, dass alaaf ursprünglich weder etwas mit dem Karneval noch mit Köln zu tun hatte. Vielmehr findet sich der älteste bekannte Beleg auf einem 1951 aufgefundenen Bartmannskrug, ein für das Rheinland typischer Trinkkrug, in dem eingeprägten Spruchband „Allaf für einen goden Druingk“ („Nichts geht über einen guten Schluck“). Der Krug wird in das Jahr 1550 datiert, andere, wenig später gefundene Krüge aus einer Frechener Töpferei, tragen dieselbe Aufschrift. „Alaaf war also früher ein allgemeiner Hochruf, mit dem man alles Mögliche hochleben lassen konnte“, sagt Honnen. Und er war keineswegs auf die Kölner Region beschränkt, schon im 18. Jahrhundert ist er für Aachen belegt, wo man sich heute noch bei einem aufgezwungenen vegetarischen Essen mit „Alaaf e Kotlett“ sogar ein Stück Fleisch herbei wünschen kann. Am Niederrhein sagt man „Alaaf Mostert“ („nichts geht über Senf“) oder „Allaf Köbes, der schmett et“, wenn man das Essen in der Kneipe loben will. Und sogar im angrenzenden Limburgischen und Westfälischen ist Alaaf bekannt, für Dortmund ist es als „das lobe ich mir“ für das Jahr 1877 bezeugt. In der Umgangssprache ist Alaaf heute allerdings nicht mehr zu finden, und wenn es heute nur noch im kölnischen Karneval zu hören ist, ist das nur gerecht, immerhin findet sich in Köln der älteste Beleg, heißt es in dem Vorabdruck des Buches.

Darin erzählt Honnen auch eine Legende, die gleichzeitig Alaaf und Helau erklären kann: Köln hatte im Mittelalter das sogenannte Stapelrecht. Jedes Handelsschiff, das ab 1259 Köln passierte, musste drei Tage lang die geladene Ware zu einem festgelegten Preis zum Verkauf anbieten. Der Ruf Alaaf bedeutete dabei so viel wie „Alles abladen!“. Ein Mainzer Kaufmann widersetzte sich der Legende nach diesem Privileg mit Waffengewalt und dem Ausruf „Ik will he lau fahrn!“. Den Mainzer Kaufleuten gelang es schließlich, die Blockade mit ihrem Schiff zu durchbrechen, wobei ihr Anführer allerdings tödlich verwundet wurde. Beerdigt wurde der Händler bei Kaiserswerth, sodass heutzutage der Karnevalsruf der Kölner Alaaf ist und die Antwort der Mainzer und Düsseldorfer Narren Helau lautet. (kmü)

Peter Honnen studierte Sprachwissenschaften und Geschichte in Bonn. Seit vielen Jahren ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent an der Abteilung Sprachforschung beim LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn und hat viele Bücher unter anderem zum Regiolekt und den Dialekten veröffentlicht.