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Deine Sitzung„Nur nicht bei Zwiebeln weinen“ – Warum auch Vegetarier Mett-Fans sind

Lesezeit 3 Minuten
Mirja Boes hält ein Mett-Brot im historischen Kostüm hoch.

Mirja Boes und das Mett im Brunosaal.

„Das Mett der Zwanziger“ heißt das Motto bei „Deine Sitzung“. Erstmals gibt es in diesem Jahr einen Wanderpokal - als Erinnerung an den verstorbenen Olaf Bürger.

Wenn am Ende einer Karnevalssitzung selbst die Vegetarier im Publikum Lust auf ein Mettbrötchen verspüren, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um „Deine Sitzung“. Dass die in Köln so beliebte Hackfleisch-Zwiebelmasse fantasievoll ins Motto der seit 2004 stattfindenden Veranstaltung integriert wird, ist längst ein Running Gag.

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause lautet der Titel nun also „Das Mett der Zwanziger“. In historischen Kostümen, die an Filme und Serien wie „Babylon Berlin“ erinnern, betreten Mirja Boes und ebasa der Meister - mit bürgerlichem Namen Sebastian Pallada und Chef der Sitzungsband „Orchester der Liebe“ - die Bühne. Statt des sonst üblichen Präsidenten-Dreigestirns gibt es diesmal nur ein Duo, nachdem Olaf Bürger 2019 nach schwerer Krankheit verstarb und Carolin Kebekus zugunsten anderer Projekte pausiert.

Boes, die schon in den Vor-Corona-Jahren immer mal wieder einsprang, wenn jemand aus der Präsidentenrunde ausfiel, meistert die Herausforderung jedoch bravourös, etwa wenn sie als „Marlene Boes“ ganz Motto-konform ein „Mettley“ zum Besten gibt. Wer erinnert sich nicht an die die großen Hits wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Mett nur eingestellt“ oder „Nur nicht bei Zwiebeln weinen“?

Ganz im Hier und Jetzt ist Boes hingegen mit ihrer großartigen Stand-up-Comedyeinlage. Da geht es um all die Mühen, die die heutige Frau auf sich nimmt, um den gängigen optischen Kriterien zu entsprechen: „Kennt Ihr Spray Tan? Das ist so eine Art Autolackiererei für Frauen.“ Für den Gänsehautmoment des Abends sorgt jedoch ebasa der Meister, als er, mitten im Zuschauerraum auf einem Tisch stehend, „Nie mehr Fastelovend“ spielt – und zwar herzzerreißend schön auf dem Alphorn.

„Deine Sitzung“ im Klettenberger Brunosaal.

Weitere Programmpunkte sind Winke-Aerobic mit „Winkemariechen“ Britta Pallada, die Prämierung des schönsten Zuschauerkostüms und zahlreiche Auftritte von Gastkünstlern, die von Sitzung zu Sitzung wechseln. Zur Premiere hatten, neben der Tanzgruppe „Pink Poms“, der Musiker Philipp Oebel und die Stand-up-Comedians Ralf Senkel und Jan van Weyde zugesagt. Bei den kommenden Terminen wechseln sie sich mit Barbara Ruscher, René Steinberg, Jürgen Becker und Illyoung Kim ab.

„Goldener Olaf“ als neuer Wanderpokal

Neuer Programmpunkt ist die Verleihung des „Goldenen Olaf“, eine Hommage an den verstorbenen Olaf Bürger. Erster Gewinner wurde Jan van Weyde, der aus seinen (fiktiven?) Karnevals-Tagebüchern las und anschaulich die Not schilderte, die den als Riesenbaby verkleideten Mann in der vollbesetzten Straßenbahn schon mal überkommen kann, wenn er beim Biertrinken offenbar das Fassungsvermögen der eigenen Blase überschätzt hat.

Zur Belohnung durfte er die Goldene Olaf-Statue einen kurzen Moment halten. Es sei halt ein Wanderpokal, der sehr schnell wieder zurückwandere, erklärte Boes, denn: „Wir wollen unseren Olaf ja behalten.“ Ein bisschen Wehmut wird also künftig bei „Deine Sitzung“ immer mitschwingen – und das ist gut so.

Am 20. und 22. Januar finden zwei weitere Sitzungen im Brunosaal statt. Anschließend gastiert das Ensemble vom 2. bis 5. Februar in den Ballonihallen. Für einzelne Vorstellungen gibt es noch Karten.