Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Damensitzungen in KölnSteiniger Weg in die Männerdomäne des Karnevals

Lesezeit 2 Minuten
Die Präsidentinnen der vier Kölner Damengesellschaften.

Präsidentinnen: Ursula Brauckmann (Colombinen/v.l.), Rüya Gazez-Krengel (Schmuckstückchen), Gabriele P. Gérard (Kölsche Madämcher) und Barbara Brüninghaus (Damengarde).

Vier Damengesellschaften feiern in Köln eine gemeinsame Sitzung. Ist das Jubiläum des Karnevals in Köln nun eine Zäsur in Sachen Frauen und Karneval? Das Dreigestirn gilt jedenfalls als ein Fernziel.

Wenn „Agrippinas Töchter“ zur Damensitzung bitten, gehört es inzwischen zum gewohnten Bild, die Präsidenten der Traditionskorps und befreundeter Gesellschaften mit blonden Zöpfen im Elferratsgestühl sitzen zu sehen. Trotz aller kosmetischer Bemühungen bleiben es nach wie vor Männer, die dort sitzen und die auch das Sagen im Kölner Karneval haben. Auch nach 200 Jahren des organisierten Frohsinns bricht die Männerdomäne nur sehr langsam auf. Vor ihrem Jubiläum hatte die Grosse von 1823 voriges Jahr schnell noch Senatorinnen zugelassen – eine Revolution.

Die Colombinen, Schmuckstückchen, Damengarde und Kölsche Madämcher laden seit 2019 gemeinsam zur Damensitzung, rund 1000 Frauen feierten am Dienstag ausgelassen Karneval im großen Saal des Maritim-Hotels. Ein Bild mit Seltenheitswert. „Frauen sollten auch in Familiengesellschaften viel stärker Führungspositionen übernehmen“, meint Rüya Gazez-Krengel, Präsidentin der Schmuckstückchen. Wenn das Festkomitee zum Präsidentenabend lädt, sitzen höchstens mal sieben Damen im Raum.   Sie sei sich bewusst, „einer extremen Minderheit“ anzugehören.

Einmal „Prinzin“ im Dreigestirn zu sein

Bei der Proklamation des Dreigestirns war die Sängerin Nici Kempermann die einzige Künstlerin auf der Bühne und sang von ihrem Traum, einmal „Prinzin“ im Dreigestirn zu sein. Als das Festkomitee für die Session 2016 das Motto „Mer stelle alles op d'r Kopp“ ausgerufen hatte, war dies eine Steilvorlage für den Verein Colombina Colonia, sich mit drei Damen fürs Dreigestirn zu bewerben. „Aber damals war die Idee eines weiblichen Dreigestirns noch zu weit weg“, vermutet Colombinen-Präsidentin Ursula Brauckmann. Den Weg, den die im Jahr 1999 gegründete Frauengesellschaft in den Anfangsjahren zurückgelegt hat, bezeichnet sie noch heute als „steinig“.

Ist das Jubiläum nun eine Zäsur in Sachen Frauen und Karneval? „Wir sind auf einem guten Weg. Im Dreigestirn ändert sich sicherlich noch nichts in den nächsten zwei oder drei Jahren, aber vielleicht fängt es irgendwann mal mit einer Frau als Prinzin oder Bauer an“, hofft Barbara Brüninghaus, Präsidentin der Damengarde, dem ersten Frauenkorps – mit männlicher Tanzmarie natürlich. „Bis die erste Frau dem Dreigestirn angehört, werden auf keinen Fall nochmal 200 Jahre vergehen“, sagt Brüninghaus diplomatisch. „Auf keinen Fall sollte der Eindruck eines weiblichen Quotendreigestirns entstehen“, mahnt Rüya Gazez-Krengel.

Die Vorstandsriege im Bund Deutscher Karneval, der bundesweiten Dachorganisation der Vereine, besteht zu 100 Prozent aus Männern. In Köln ist mit Christine Flock jüngst eine Frau zur Vizepräsidentin des Festkomitees gewählt worden, auch das war ein Novum. Gerade erst haben sich im Kölner Westen die „Kölschen Kamällcher“ gegründet, der nächste Frauenverein im Karneval.