Katharina-Henoth-GesamtschuleWarum 50 Kölner Schüler gratis in die Türkei reisen konnten

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Köln, RSK, Lehrerin Sarah Wiedemann, Erasmus-Tour,
FOTO: PRIVAT

Köln, RSK, Lehrerin Sarah Wiedemann, Erasmus-Tour, FOTO: PRIVAT

Die Katharina-Henoth-Gesamtschule aus Köln-Vingst ist eine von 105 Schulen in Deutschland, die über ein Erasmus+-Programm verfügen.

„Wir hatten Kinder dabei, die das erste Mal geflogen sind. Das kann sich das Gymnasium aus der Innenstadt nicht vorstellen, da fliegen die Kinder in den Sommerferien auf die Malediven“, sagt Lehrerin Sarah Wiedemann von der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Vingst überspitzt. Bei der rechtsrheinischen Schule in einem der ärmsten Viertel der Stadt sieht es hingegen anders aus. „Wir dürfen uns Brennpunktschule schimpfen“, erklärt Wiedemann.

Ihr Leistungskurs sowie zwei weitere der drei Sozialwissenschafts-Leistungskurse der Jahrgangsstufe 12  reisten in diesem Jahr im Rahmen eines Erasmus+-Programms für elf Tage nach Istanbul. Das Besondere: Das Programm ist eigentlich vor allem auf Studenten ausgelegt und in der Öffentlichkeit eher weniger für die Förderung von Schülern bekannt. In Deutschland gibt es nur 105 Schulen mit Erasmus+-Programm. Mit Erasmus+-Programmen soll jungen Menschen die Chance geboten werden, mit Fördergeldern für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen. Trotz des im Vergleich relativ geringen Fokus auf Schulen, brachte genau dieses Programm 50 Schüler und vier Lehrer aus Vingst an den Bosporus.

Auch Geflüchtete dabei

Es gab nur ein Problem, im Vorhinein war lange nicht sicher, ob alle Schüler, die sich beworben hatten, auch mitfahren könnten. Denn für viele Schüler musste erst noch ein Visum für die Türkei organisiert werden. „Wir hatten von irakischem, über kamerunischem bis hin zum blauen UN-Geflüchteten-Pass alles dabei“, sagt Wiedemann. Doch zur großen Freude der Schüler und ihrer Lehrkräftekonnten letztendlich alle reisen.

Nicht nur für die Lehrerin, die selber recht gut Türkisch spricht und einen Auslandsaufenthalt in ihrem Studium in der Türkei/Istanbul verbrachte, war die Reise eine besondere Angelegenheit. Die Katharina-Henoth-Gesamtschule bietet Türkisch-Unterricht ab der sechsten Klasse und bis zur Oberstufe an und so gab es auch unter den Schülerinnen und Schülern ein großes Interesse an der Reise. 

Neue Impulse

Bei ihrem Aufenthalt besuchte die Reisegruppe neben einer Partnerschule auch die Istanbuler Universität und das deutsche Generalkonsulat. Dabei blieb vor allem das Informieren über die eigenen möglichen Lebenswege sehr positiv in Erinnerung. „Es war sehr spannend die Möglichkeit auf ein Studium im Ausland und speziell eins in Istanbul nahegebracht zu bekommen“,  äußert Semi, einer der teilnehmenden Schüler. Einem anderen Schüler, Lukas Holz, der sich selber als sehr politisch interessiert beschreibt, sind die Einblicke in die Arbeit des Generalkonsuls besonders in Erinnerung geblieben. „Es war sehr interessant zu sehen, wie die Arbeit des Generalkonsuls abläuft.“ 

Möglich gemacht hat die Reise neben dem Engagement der der Lehrerin die Deutsch-Türkische Jugendbrücke. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für ein besseres Verständnis zwischen Deutschland und der Türkei ein und organisiert Schüler- und Jugendaustausche. Die Organisation vermittelte eine Partnerschule und hielt bürokratische Hürden klein. „ Damit haben sie das Projekt eigentlich erst möglich gemacht“, macht Wiedemann deutlich. Die Gesamtschule hat selber noch nicht die nötige Akkreditierung für das Erasmus+-Programm gehabt, ist aber wie auf Nachfrage gesagt wird, dabei, diese anzustreben.

50.000 Euro kamen zusammen, so dass kein junger Teilnehmer zahlen musste. Im kommenden Jahr soll das Erasmus-Programm fächerunabhängig angeboten werden.„Diese Erfahrungen brauchen eigentlich alle Schüler“, meint Wiedemann. 

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