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Schlechte Sondierung, schlechte SanierungKostenexplosion am Kalker Tunnel in Köln

Lesezeit 3 Minuten
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Zufahrt zum Kalker Tunnel.

Köln – Einst war alles rosarot. Ende August 2014 stand der damalige Amtsleiter der Stadt Köln im Kalker Tunnel und war voll des Lobes. Die Substanz des Bauwerks sei besser als gedacht. Das hätten erste Sondierungen ergeben. Der Zeitplan für die Sanierung von 20 Monaten sei sicher einzuhalten. Der Kostenrahmen von rund 30 Millionen Euro auch. Jetzt ist alles tiefschwarz. 68 Monate nach diesen Aussagen ist die Sanierung immer noch nicht abgeschlossen, denn es werden gerade die letzten Handgriffe an der Sicherheitstechnik erledigt. Und die Kosten sind schier explodiert. Rund 20 Millionen mehr als einst veranschlagt, wie die Stadtverwaltung nun bekannt gibt.

Schlechte Sondierung, schlechte Sanierung

Mit einem Altbau, der neu tapeziert werden müsse, verglich der damalige Amtsleiter die Sanierung des Tunnels. Da wisse niemand, was unter der alten Tapete zum Vorschein komme. Er sollte leider Recht behalten. Zwar hatte die Stadt Sondierungsbohrungen in den Tunnelröhren durchgeführt, um die Substanz einschätzen zu können. Doch die waren wohl zu sporadisch. Denn nur fünf Monate nach dem ersten guten Eindruck musste im Laufe der Arbeiten festgestellt werden, es sehe doch nicht so rosig aus mit dem Beton. Damit nicht genug, der Tapezierer – um im Bild zu bleiben – hatte seinen Gesellenbrief wohl im Altpapier gefunden. Die Betonsanierer hatten über bestehende Fugen einfach hinwegbetoniert. Auch wurden später an den mit Spritzbeton ausgekleideten Röhren Bläschen entdeckt. Was banal klingt, hatte verheerende Folgen für den Korrosionsschutz. Der Bewehrungsstahl im Tunnelbauwerk soll durch eine elektrische Spannung vor Rost geschützt werden. Doch die Luft in den Bläschen leitet den Strom nicht weiter.

Streit mit dem Bauunternehmen

Das führte zu Streit mit dem Bauunternehmen. Wäre der vor Gericht ausgetragen worden, wäre das wahrscheinlich ein langwieriger Prozess mit offenem Ausgang geworden. Die Stadt einigte sich mit dem Unternehmen auf ein außergerichtliches Beweissicherungsverfahren mit anschließender Klärung der Kostenübernahme.

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Das Ergebnis lässt nur den Schluss zu, vor Gericht hätte es nicht schlimmer kommen können. Die prognostizierten Sanierungskosten von 33,48 Millionen müssen um 19,65 Millionen nach oben korrigiert werden auf nunmehr 53,13 Millionen Euro. Eine Kostensteigerung um rund 56 Prozent. Damit begibt sich der Kalker Tunnel auf die Spur der Kölner Oper. Sein einziger Vorteil: Im Gegensatz zur Oper ist er nahezu fertig. Aber nur nahezu. Zwar konnten die Kernsanierungsarbeiten schon Ende 2018 abgeschlossen werden. Doch nach neuesten Richtlinien brauchte es dann noch eine ausgefeilte Sicherheitstechnik unter anderem für den Brandschutz. Auch für diese Arbeiten wurden immer neue Fertigstellungstermine genannt. Nun sollen aber wirklich nur noch wenige Handgriffe fehlen.

Das war es dann mit dem Ärger um den Kalker Tunnel? Vielleicht. Die eingebaute Sicherheitstechnik ist bekannt aus dem Lövenicher Tunnel – und die sorgte auch noch nach dem Einbau für manchen Arbeitseinsatz.