Regionalplan für KalkNoch rücken die Bagger nicht an
Kalk – Es sind Grünzüge, bewaldete Flächen, Äcker und in jedem Fall potenzielle Bebauungsareale. Die Stadt Köln wächst bekanntlich, aber es fehlt Wohnraum. Deshalb ist aktuell die Bezirksregierung Köln dabei, von den wachsenden Städten wie Köln Flächen einzufordern, die bebaut werden können, wahlweise mit Gewerbebauten oder Wohnungen. Der Regionalplan ist zum Teil ein heißes Eisen, wie in der Januarsitzung der Kalker Bezirksvertreter zu spüren war.
Thilo Bosse vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik stellte im Schnelldurchlauf die sieben Flächen vor, die der Plan allein im Stadtbezirk Kalk enthält. Dabei geht es nicht um eine Bebauung in der nahen Zukunft. „Der Planungshorizont“, wie es in der Beschlussvorlage heißt, wurde dabei bis zum Jahr 2040 berücksichtigt.
Zurzeit werden die Vorschläge den Bezirksvertretungen vorgelegt. Am 6. Februar hat der Rat das letzte Wort. Im nächsten Jahr, 2021, sollen die Pläne intensiver erarbeitet werden. „Man berücksichtigt die Kommunalwahlen im September, wenn sich die politischen Gremien neu mischen“, so Thilo Bosse.
Was ist geplant?
Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Zunächst geht es ausschließlich darum, potenzielle Bauflächen zu benennen. Diese müssen dann zunächst geprüft, und es müssen Investoren gefunden werden. Fest steht bereits, dass vorrangig Geschosswohnungsbau geplant wird. Die Bezirksregierung hält nach Angaben Bosses vom zuständigen Amt 60 Wohneinheiten pro Hektar für möglich. Die Stadt aber empfindet eine solche Größenordnung als nicht vertretbar. „35 Wohneinheiten sind es pro Hektar im Waldbadviertel, das ist eine gute Größe“, so Bosse.
Was sind das für Flächen?
Sieben Flächen führen die Unterlagen im gesamten Bezirk Kalk auf. Sie liegen mehr oder weniger in Nähe des Rather Sees. Größtenteils handelt es sich um Grünzüge, Ackerflächen oder bewaldete Stücke wie etwa die nur 2,7 Hektar große Fläche im nördlichen Ostheim. Die größte Fläche in Brück mit fast 40 Hektar soll für die Ansiedlung von Gewerbe freigehalten werden. Heute liegen dort Ackerflächen und regionale Grünzüge.
Was sagt die Politik?
Nicht alle Flächen, die der Regionalplan vorhält, stoßen auf Zustimmung der Bezirksvertreter. Dort etwa, wo Frischluft-schneisen zugebaut werden sollen, wehren sich nicht nur die Grünen gegen eine Bebauung. Jürgen Schuiszill von der CDU meinte, dass ja auch nicht der Grüngürtel im linksrheinischen zugebaut oder Teile des Königsforstes zwecks Wohnungsbau abgeholzt würden. Die Grünen legten auch bei der Diskussion um die größte Fläche in Brück ihr Veto ein, weil das Areal einen großen Grünzug umfasst. Argumente der Stadt, dass etwa eine Fläche entlang des Brücker Mauspfades zwar in der Frischluftschneise liege, dies aber hinnehmbar sei, konnten sie nicht mittragen. Auch die Linken gaben zu bedenken, dass es sich zum Teil dort um eine Fläche handelt, die die Bezirksvertreter qua Beschluss als Freifläche festgelegt haben. Jetzt wieder durch die Hintertür damit zu kommen, sei ein starkes Stück. Die Bezirksvertreter lehnten drei von sieben Flächen ab.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Regionalplanung für Köln soll die Stadt generationengerecht und zukunftsfähig aufstellen. Dabei geht es nicht nur um Wohnbebauung allein, sondern auch um weitere Handlungsoptionen. Dazu gehören etwa auch Schulbauten, Grünflächen, Verkehrsordnungen und öffentlicher Nahverkehr. Der Regionalplan in seiner dritten Variante und seinen Optionsflächen, die zurzeit diskutiert werden, sei eine Grundlage für die Flächenentwicklung innerhalb der Stadtgrenzen. Die Flächen können entfallen, weiterentwickelt werden oder verändert werden, wie es in dem politischen Beschlusstext weiter heißt.
Im weiteren Prozess der Regionalplanüberarbeitung werden die Optionsflächen von der Bezirksregierung einem Prüfverfahren unterzogen. Dabei werden sie unter anderen mit den landesplanerischen Vorgaben zu Klima und Natur sowie Landschaftspflege in Relation gesetzt. Diese „raumordnerische Abwägung“ laut Vorlage findet in formellen Verfahren statt. Über die vorgeschlagenen Flächen beraten derzeit alle neun Bezirksvertretungen sowie am 6. Februar der Stadtrat. Danach soll zunächst ein neues Konzept erstellt werden, das dann im kommenden Jahr intensiver und detaillierter bearbeitet wird.
Mögliche Baufelder nach aktuellem Regionalplan
Der Regionalplan weist Flächen aus, die nach Ansicht der Stadtverwaltung möglicherweise bebaubar wären, wobei hier alle Flächen aufgelistet werden, gleich ob Wohn-, Gewerbe oder Mischflächen. Die Bezirksvertretung Kalk hat einer möglichen Bebauung einiger dieser Flächen zugestimmt, sich bei drei Flächen jedoch dagegen ausgesprochen.
Die rot schraffierten Flächen sind im Regionalplan aufgeführt, wurden aber von den Kalker Bezirksvertretern abgelehnt. Die Benennung der einzelnen Flächen richtet sich nach den städtischen Vorgaben.
Ostheim, Fläche 001: Die Fläche in Ostheim zwischen der Frankfurter Straße und der Autobahn A 3 ist zum Teil schon bebaut und wurde im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes (Stek) Wohnen von den Bezirksvertretern in der Vergangenheit vorschlagen. Das Areal ist 19,6 Hektar groß.
Ostheim, Fläche 002: Eine mit 2,7 Hektar verhältnismäßig kleine Fläche liegt im nördlichen Ostheim. Im Flächennutzungsplan ist sie als Grünfläche ausgewiesen. Die vorhandene Bebauung könnte dort weitergeführt werden.
Brück, Fläche 003: Die mit fast 40 Hektar größte Fläche im Bezirk Kalk ist die heutige Grün- und Ackerfläche zwischen A 4 und Colonia-Allee. Hier könnte ein Gewerbegebiet entstehen.
Brück, Fläche 004: Wurde von den Kalker Bezirksvertretern wegen ihrer wichtigen Funktion als Frischluftschneise abgelehnt.
Brück, Fläche 005: Diese Fläche im südlichen Brück wurde ebenfalls aus ökologischen Gründen abgelehnt.
Rath, Fläche 006: Diese Fläche fand Zustimmung, auch unter der Maßgabe, dort eine Schule zu bauen.
Neubrück, Fläche 10: Momentan ist in diesem Bereich eine Unterkunft für geflüchtete Menschen. Die Bezirksvertreter Kalk wollten dort von Anfang an keine Bebauung zulassen.