Ostern wird digitalHier gibt es Online-Gottesdienste in Köln

Konzentriert trotz der ungewohnten Medienpräsenz: Pfarrer Gerd Breidenbach beim Gottesdienst, den 900 Gemeindemitglieder verfolgten.
Copyright: Pfarrverband Roncalli
Rath/Heumar – Es ist sicherlich der ungewöhnlichste Gottesdienst, den Gerd Breidenbach in seiner Zeit als Pfarrer jemals gehalten hat: Der Leiter des Pfarrverbandes Roncalli steht in der leeren Kirche St. Cornelius, liest die Sonntagsmesse und schaut dabei in eine sehr kleine, vor ihm aufgebaute Kamera. Gottesdienstbesucher sind keine gekommen, schließlich ist das Feiern von Gottesdiensten in der Gemeinschaft derzeit aufgrund der Corona-Pandemie verboten.
Nach Bekanntwerden des Kontaktverbots hatte die Pfarreiengemeinschaft Roncalli am Heumarer Dreieck überlegt, wie man die Mitglieder auch weiterhin erreichen könnte. „Wir wollten keine vollkommen gottesdienstfreie Zeit, sondern auch in der Not für unsere Gemeindemitglieder da sein“, erklärt Breidenbach. Daher hatte man sich entschlossen, die ohne Besucher gehaltene Heilige Messe ab sofort jeden Sonntag ab 11 Uhr aus wechselnden Kirchen für die Gemeindemitglieder zuhause live im Internet zu übertragen.
Eine echte Online-Premiere
Es ist der allererste Video-Gottesdienst in der Geschichte der Gemeinde. Nur vier Personen sind neben Pfarrer Breidenbach in der Kirche anwesend und sorgen – natürlich bei Einhaltung des Mindestabstands zueinander – für eine reibungslose Live-Übertragung der Messe: Messdiener Yannik Gran und Gemeindereferentin Alexandra Hein sind für die Technik verantwortlich, Manfred Grüntler, Vorsitzender des Gemeinderates, ist Lektor und Martina Steinhauser-Kampelmann sitzt an der Orgel. Mit einem Beamer werden die Liedtexte für die online-Gemeindemitglieder an die Wand projiziert.
Für Pfarrer Breidenbach hat die Messe einen leicht surrealen Charakter: „Es ist ein komisches Gefühl, während der Predigt vor einer leeren Kirche zu stehen und dabei die ganze Zeit in eine Kamera zu schauen“, stellt er fest. Als Prediger sei man es sonst gewohnt, auf die Reaktionen der Gemeindemitglieder zu achten.
Der Versuch, die Gemeinde über das Internet zu erreichen, scheint aber gelungen: Insgesamt 240 Personen hatten die erste Live-Übertragung der Heiligen Messe in St. Cornelius verfolgt. Über 900 Personen hatten in der darauffolgenden Woche das Video angeklickt. Doch bietet die Online-Übertragung tatsächlich Ersatz für die sonst in der Gemeinschaft gefeierte Messe? „In der Not ja“, sagt Breidenbach. Auf jeden Fall wolle man in diesen Wochen das Beste aus der Situation machen und versuchen, das Heilige Mahl zu feiern.
Eine Andacht soll Mut machen
Und auch die evangelische Gemeinde stellt sich gerade online auf. Die Porzer Gemeinde etwa möchte ihren Mitgliedern jeden Sonntag mit einer kleinen Andacht Mut machen. Der etwa zehnminütige Videoclip wird im Wechsel von den vier Pfarrern der Porzer Gemeinde in wechselnden Kirchen aufgezeichnet und sonntagvormittags auf der Homepage der Gemeinde sowie auf Youtube hochgeladen. Pfarrer Peter Grafe hatte in der Hoffnungskirche den Anfang gemacht: „In meiner Andacht ging es mir darum, die Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen und deutlich zu machen, dass wir in dieser Zeit zusammenstehen“, erklärt Grafe. Die Aufnahme eines solchen Videos war auch für Pfarrer Grafe ein sehr ungewöhnliches Vorgehen: „Ich stand ganz allein in der Kirche, habe mein Handy auf einen Notenständer gestellt, auf Aufnahme gedrückt und mit der Andacht begonnen“, berichtet Grafe, dem es sehr wichtig ist, dass seine Gemeinde auch in der gottesdienstfreien Zeit für ihre Mitglieder da ist: „Wir haben einen Verkündigungsauftrag und diesem möchten wir auch während der Corona-Krise nachgehen“, betont Grafe.
Ohne den persönlichen Austausch mit den Gemeindemitgliedern, ohne das gemeinsame Singen und Beten fehlt natürlich ein wichtiger Bestandteil eines jeden Gottesdienstes: „So eine Andacht kann einen Gottesdienst nicht ersetzen, weil ein Gottesdienst auf Interaktion beruht“, weiß Grafe. Und doch sind die Video-Gottesdienste ein wichtiges Zeichen der Kirchengemeinden, dass sie auch und gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit für ihre Gemeindemitglieder da sind.
Gottesdienste und Andachten in den kommenden Wochen werden unter den folgenden Internetadressen ebenso aufgeführt wie Übertragungen aus dem Kölner Dom und aus der Region.