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Ringen um neue Struktur„Obdachlose mit Zukunft“ sollen in Haus in Merheim ziehen

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Ein Haus, das weiß und blau angestrichen ist.

Auf zwei Jahre begrenzt war die Nutzung des Hauses Gummersbacher Straße 25.

Ein Träger soll die Projektteilnehmenden während des Übergangs an den neuen Wohnort und darüber hinaus begleiten.

Ende Mai muss das selbstverwaltete Wohn- und Arbeitsprojekt „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ) aus dem Haus Gummersbacher Straße 25 ausziehen. Das Gebäude war als zweijähriges Interim gedacht, auf dem Areal sollen Mietwohnungen entstehen. Jetzt hat die Stadt ein Haus an der Winterberger Straße in Merheim für die Fortführung des Projektes zugesagt – aber erst nach einer Übergangsphase von drei Monaten. Und nicht in der bisherigen Form.

Ein Träger soll die Projektteilnehmenden während des Übergangs an den neuen Wohnort und darüber hinaus begleiten. Er wird mit ihnen und ihrem Unterstützerkreis darüber entscheiden, wer am neuen Standort des Projektes dabei sein darf. Der Grund: Nach dem Umzug des in der Südstadt gegründeten OMZ in das Gebäude nahe der Lanxess-Arena hatten sich bis zu 40 Menschen dort unerlaubt einquartiert; nur ein kleiner Teil der Bewohner waren Projektteilnehmende. Es sei zu zum Teil schweren Gewaltvorfällen und häufig Interventionen der Polizei gekommen, so eine Stadtsprecherin. Auch der Einsatz eines Sozialarbeiters habe die Situation nicht nachhaltig verbessern können.

Begleitung für den Übergang sei sinnvoll

Aus Sicht der Stadtverwaltung seien die Bewohnenden mit der Selbstorganisation überfordert. Die Begleitung durch einen professionellen Träger sei unverzichtbar. „Mit diesem soll die beabsichtigte Selbstorganisation stetig weiter entwickelt werden.“ Aktuell liefen Gespräche mit Trägern.

Eine Begleitung für den Übergang sei sinnvoll, findet auch OMZ-Gründungsmitglied Rainer Kippe von der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim. Die jetzige Situation sei nicht im Sinne des Projektes. Ein wesentlicher Grund für das Scheitern seien aber nicht die Teilnehmenden sondern die fehlende Kontrolle der Stadt, wer in die Räume des Hauses eingezogen war. „Die Stadt hätte viel früher ihr Hausrecht ausüben und Menschen, die Straftaten begangen haben, heraus setzen müssen. In den letzten Wochen ist das passiert, aber warum nicht früher?“ Dass man „vielleicht nicht häufig genug“ Platzverweise ausgesprochen habe, hatte Dezernent Harald Rau im Sozialausschuss eingeräumt. „Insbesondere auch aufgrund der zunehmend heterogenen und wechselnden Bewohnerschaft“ sei ein Aufbau selbstverwaltender Strukturen nicht gelungen, stellt auch die Verwaltung fest.

Um einen guten Übergang ins neue OMZ sicherzustellen und die Gruppe nicht auseinander zu reißen, müsse auch die Frage der Unterkunft für die Mitziehenden geklärt sein, so Sozialausschussmitglied Floris Rudolph (Grüne). Deshalb forderten Grüne, CDU, SPD, Linke und Volt die Verwaltung per Dringlichkeitsantrag auf, die bis zu 15 Bewohnenden des OMZ außerhalb von Notschlafstellen oder Hotels unterzubringen.