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Kölns größte EisdieleWarum es im Merheimer Krankenhaus Wassereis nach der OP gibt

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Wassereis im KH Merheim

Rund 60 Wassereis am Stiel werden täglich im Krankenhaus Merheim verteilt.

Im Krankenhaus Merheim bekommen Patientinnen und Patienten im Aufwachraum ein Eis am Stiel. Wir erklären, warum.

Dass im Krankenhaus Eis serviert wird, kennen viele noch von der Mandel-OP. Dieses soll die Schwellung im Hals lindern. Dass Patientinnen und Patienten nach so gut wie jeder Operation - und zu jeder Jahreszeit - nach dem Aufwachen ein Wassereis bekommen, ist im Krankenhaus Merheim aber noch recht neu.

Seit vier Monaten stehen in den Aufwachräumen Tiefkühlschränke, die ausschließlich mit dreifarbigem Wassereis am Stiel befüllt sind: Orange, Zitrone, Waldmeister. Wer nach einer Operation ein bis zwei Stunden im Aufwachraum überwacht wird, dem wird ein Eis angeboten. „Das Wassereis ist eine ganz einfache Maßnahme, die viele gute Effekte hat“, erklärt Professor Dr. Frank Wappler, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin. Zum einen seien die Patientinnen und Patienten oft schon lange nüchtern vor einer Operation. „Da wirkt der Zucker wohltuend und stillt die Bedürfnisse des Körpers mehr als nur ein Glas Wasser“, so Wappler.

Eis gab es für Professor Dr. Frank Wappler (r.) und Dr. Jérôme Defosse nur fürs Foto: Es ist sonst den Patienten vorbehalten.

Es hat aber weit mehr Vorteile. „Uns geht es vor allem um die Patientensicherheit“, erläutert Wappler die medizinischen Vorteile des postoperativen Wassereises. Viele frisch operierte Menschen leiden nach der Narkose unter Übelkeit und Erbrechen, manche so sehr, dass sie Medikamente dagegen brauchen. „Es ist durch Studien mittlerweile gut erwiesen, dass die Häufigkeit dieser Beschwerden auch durch die Gabe von Wassereis reduziert werden kann.“ Denn das Erbrechen nach einer OP wollen die Ärzte vermeiden: zu groß sei das Risiko, dass Patienten sich verschlucken oder frische Wunden wieder aufreißen.

Beobachtet haben die Mediziner in Merheim außerdem, dass die Patientinnen und Patienten, die postoperativ ein Wassereis bekommen, weniger Schmerzmittel brauchen, klarer und wacher sind und den Aufwachraum im Schnitt 20 Minuten schneller verlassen. Rund 60 Wassereis verteilen die Pflegekräfte in den Aufwachräumen pro Tag, das sind rund 20.000 Eis pro Jahr. „Man könnte sagen, wir sind die größte Eisdiele Kölns“, schmunzelt Prof. Frank Wappler. Bald sollen auch Kinder und Jugendliche, die in der Kinderklinik operiert werden, ein Eis nach jeder OP bekommen.

Positives Feedback der Patienten

„Wir haben in den letzten Monaten sehr viel positives Feedback von unseren Patientinnen und Patienten bekommen, die sind alle ganz begeistert“, sagt Dr. Jérôme Defosse, leitender Oberarzt der Anästhesiologie. Eine von ihnen ist Claudia Pick. Die 55-Jährige aus Bergisch Gladbach wurde in Merheim an der Wirbelsäule operiert. „Durch den Beatmungsschlauch hatte ich einen ganz trockenen Hals, da war das Eis ganz wundervoll. Ich habe sogar nach einem zweiten gefragt“, erzählt Claudia Pick. Auch für die Psyche habe ihr das Eis gutgetan. „Ich liebe Wassereis und habe mich sofort wohlgefühlt.“

Nach ihrem Krankenhausaufenthalt bedankte sie sich beim Klinikpersonal mit zwei Paketen Wassereis, diesmal nur für die Mitarbeitenden. Das Eis am Stiel aus den Aufwachräumen ist nämlich ausschließlich für die Patienten gedacht.