„Bündnis für Felder“Kölner wehren sich gegen Flächen-Bebauung am Rather See
Köln-Neubrück/Rath-Heumar – Klimaschutz dürfe kein „Thema für Sonntagsreden bleiben“, meint Peter Jüde. Er wendet sich gegen die aktuellen Pläne, auf den derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen östlich des Rather Sees zwischen Brück-Rather Steinweg, Rather Kirchweg und Stadtbahntrasse drei Sportvereine und eine Schule anzusiedeln: „Damit würde eine fast 24 Hektar große Fläche, das sind ungefähr 34 Fußballfelder, als Kaltluftschneise entfallen.“
Kaltluftschneise fällt weg
Zusammen mit Gleichgesinnten aus Brück, Neubrück und Rath-Heumar hat Jüde das „Bündnis für Felder“ gegründet. Anlass war ein Beschluss der Kalker Bezirksvertretung, die im vergangenen August mehrheitlich die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für dieses Areal befürwortet hatte.
Das „Bündnis für Felder“ beruft sich dabei unter anderem auf den Abschlussbericht „Klimawandelgerechte Metropole Köln“ des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Darin ist nachzulesen, dass das Gebiet am Rather See für die „Kaltluftproduktion“ beispielsweise in den immer heißer werdenden Sommern erhalten und „weitestgehend von Bebauung frei gehalten werden“ soll.
Artenschutz beginnt vor der Haustür
„Auf den Feldern habe ich schon Feldhasen beobachtet, die als gefährdet eingestuft sind“, sagt Mitstreiterin Birgit Bossbach. Sie spricht damit ein weiteres Thema an: „Wir reden ständig allgemein über Artenschutz, ich will damit jetzt konkret vor meiner Haustür anfangen“. Große Teile der Fläche gehörten gemäß Landschaftsplan Köln zum Landschaftsschutzgebiet „Landschaftsraum Gut Leidenhausen und Freiräume um Brück“, auf dem außer den Hasen auch geschützte Feldlerchen, Wachteln und Weißstörche beobachtet wurden.
„Auch als Naherholungsgebiet sind diese Ackerflächen für die Bewohner der angrenzenden Stadtteilen sehr wichtig, die sind hier mit ihren Hunden unterwegs, man trifft viele Jogger oder Spaziergänger“, ergänzt Susanne Paul.
Verständniss für Rather Sportvereine
Verständnis für das Anliegen der Politiker, den drei Vereinen RSV Rath-Heumar, TC GW Königsforst und TC Rath (deren Pachtverträge im Ortszentrum von Rath-Heumar nicht mehr verlängert wurden beziehungsweise in den kommenden Jahren auslaufen), haben die Mitglieder des Bündnisses durchaus. „Klar, die Vereine möchten wir auch unterstützen, die brauchen wir dringend für das soziale Leben im Viertel“, sagt Holger Sticht. „Aber gerade deshalb sollten sie möglichst im Zentrum bleiben und nicht an den Ortsrand abgedrängt werden. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Pachtverträge verlängert werden.“
Für das Problem des RSV, der am jetzigen Standort wegen der schon existierenden Wohnbebauung keinen Kunstrasenbelag für seinen Fußballplatz bekommt und deshalb verglichen mit anderen Vereinen unattraktiv erscheint, hat die Initiative auch keine schnelle Lösung parat. Aber bei der Suche nach möglichen Alternativstandorten, so ihre Forderung, müssten stets die Belange des Klima- und Landschaftsschutzes berücksichtigt werden. Das nun ins Auge gefasste Gebiet am Rather See sei mit der Errichtung der Siedlung Am Lusthaus vor einigen Jahren sowie der anstehenden Eröffnung des Freibads schon genug geschädigt.
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Vor allem befürchtet die Initiative, dass die Eigentümerin eines großen Teils des Areals - die Erbengemeinschaft von Stein, der auch das jetzige Gelände der drei Sportvereine gehört – auf den Geschmack kommt, wenn die Sportvereine erst einmal an den Rather See umgezogen sind. Dann könnte angesichts des großen Wohnungsmangels in Köln der Wunsch oder die Forderung laut werden, hier weitere Gebiete für den Wohnungsbau umzuwidmen. Allerdings schreibt das Stadtplanungsamt in seiner Beschlussvorlage, die nun noch vom Stadtentwicklungsausschuss abgesegnet werden muss, dass sich dieses Gebiet im Nachtschutzbereich des Flughafens Köln/Bonn befinde und demzufolge „für eine Wohnbebauung nicht zur Verfügung“ stehe. Doch in der Anlage 5 zur Vorlage ist unter der Überschrift „Strategiekonzept“ ein größerer, heute grüner Bereich nördlich der Straße Am Lusthaus als „Wohnungsbaupotenzial“ gekennzeichnet – immerhin mit Fragezeichen.
„Unzeitgemäß, Flächen zu versiegeln“
Unter dem Eindruck dieser Pläne mahnt Peter Jüde, keine weiteren Freiflächen zu versiegeln, sondern nach Möglichkeiten zur Verdichtung bereits bebauter Grundstücke zu suchen. „Wir können es uns nicht erlauben, dass etwa der Investor in der Astrid-Lindgren-Allee in Brück aufgrund von Bürgerprotesten davon absieht, fünfgeschossig zu bauen und auf drei Geschosse heruntergeht.“ Die Brücker Werkstatt für Ortsgeschichte schloss sich in einer Stellungnahme der Forderung des „Bündnisses für Felder“ an, in den Stadtteilen selbst nach Baulücken zu suchen: „Aufgrund des bestehenden Klimawandels ist es völlig unzeitgemäß, große Naturflächen zu versiegeln.“