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Rather See in Köln-NeubrückDiskussion über die künftige See-Nutzung

Lesezeit 5 Minuten

Wasserskianlage ja oder nein? Die Meinungen sind geteilt, wie auch die Diskussionen beim Fest der CDU im Bezirk Kalk am Ufer des Baggerlochs zeigten.

Neubrück – Still ruht der See. Noch. Denn ginge es nach der Verwaltung und einigen politischen Fraktionen im Bezirk, soll dort möglichst bald eine Wasserskianlage für Leben sorgen. Auch deshalb veranstaltete die CDU im Bezirk Kalk zum fünften Mal ein Seefest am Neubrücker Baggerloch, auch gern als Rather See bezeichnet.

„Wir wollen den Menschen hier im Veedel den See an diesem Tag öffnen, denn normalerweise ist das Betreten verboten“, sagt CDU-Ratsmitglied für Neubrück und Ostheim, Stephan Pohl. Dass sich die Anwohner trotzdem immer wieder Einlass auf das private Seegelände verschaffen, davon zeugen nicht nur etliche Müllsäcke am Eingang des Geländes. „Hier ist im Sommer so viel los, das ist nicht schön“, kommentiert die Vorsitzende des Neubrücker Bürgervereins, Sylvia Schrage, die Lage. „Hier campieren Obdachlose, Hundebesitzer lassen ihre Vierbeiner wild durch das Gelände laufen und einige grillen ganze Lämmer am Spieß, ganz zu schweigen von den abendlichen Technopartys am Ufer. So wie es zurzeit ist, kann es nicht weitergehen“, fügt Schrage hinzu.

1300 Unterschriften gegen Wasserskianlage

Damit liegt sie auf den ersten Blick gar nicht so weit entfernt von den Gegnern der geplanten Wasserskianlage. Auch sie wollen, dass es anders wird am See. Direkt am Zufahrtsweg der alten Kiesgrube haben sie sich mit Schildern und Flugblättern postiert. „Rather See frei“ steht auf dem kleinen Flugblatt, das sie jedem in die Hand drücken, der das Fest besuchen will. Marc Michalsky und Ralf Kuzina von der Initiative „Rather See frei“ haben mit ihren Mitstreitern im Vorfeld 1300 Unterschriften gegen die Wasserskianlage gesammelt. Doch angenommen habe sie zunächst der Ausschuss für Bürgereingaben nicht. „Die Stadt hat eine frühere Petition mit der aktuellen in Verbindung gebracht und gemeint, das Verfahren sei abgeschlossen“, so Kuzina, der sich daraufhin Schützenhilfe von den Grünen im Bezirk holte. Gehört habe er bislang nichts von der Verwaltung.

Die Initiative "Rather See frei" ist gegen eine Wasserskianlage.

Insgesamt fühlen sich die Gegner der Wasserskianlage von der Stadt nicht ernst genommen. Michalsky etwa stellte nach eigenen Angaben einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz zur Einsicht in verschiedene Unterlagen etwa in die Naturschutzgutachten. Das aber hat die Stadt abgelehnt. Auch sein Widerspruch hatte keinen Erfolg. Und das, obwohl ihm die Datenschutzbeauftragte des Landes NRW mitgeteilt habe, dass er im Recht sei.

Das aber sieht die Stadt anders. Wie Anne-Luise Müller vom Stadtplanungsamt auf Anfrage sagt, habe die gesamte Planung samt Gutachten vier Wochen lang im Rathaus zur Einsicht ausgelegen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Einsicht nicht möglich. „Wir mussten eine Absage erteilen, weil wir im laufenden Verfahren sind“, erklärt Müller. Der Gesetzgeber räume der Kommune eine Einschätzung ein, wann sie es für richtig halte, Akteneinsicht zu gewährleisten. Sobald das Bebauungsplan-Verfahren abgeschlossen sei, sei auch eine Einsicht in die gewünschten Unterlagen wieder möglich, erklärt Müller weiter. Ob dazu aber auch der Schriftverkehr zwischen Stadt und Vorhabenträger, also dem Betreiber der Wasserskianlage, zählt, wurde vom Stadtplanungsamt nicht thematisiert.

Die Sache mit dem See scheint kompliziert, die Interessen unterschiedlich. Ginge es nach den Vertretern der CDU, ist eine Wasserskianlage das einzig richtige, um den See überhaupt für die Allgemeinheit zu öffnen. Ansonsten würde er möglicherweise sich selbst überlassen, vermutet Gero von Fürstenberg von der Kalker CDU. Die Bürger wollten dies, sagen sie.

Pflege des Sees könnte ein Verein übernehmen

Ein anderes Bild zeichnen nicht nur die Demonstranten. Auch einige Besucher des Seefestes lehnen eine Wasserskianlage ab. Denn die ist nicht nur kostenpflichtig, das Baden im See wäre dann nicht möglich. Martin Nolden aus Rath merkte an, dass er niemanden kenne, der eine Wasserskianlage haben wolle. Und Kuzina und seine Mitstreiter können sich sogar vorstellen, einen Verein zu gründen, der sich um die Pflege des Sees kümmert. Es gebe genug Beispiele anderer Nachbarkommunen, die einen früheren Baggersee zum Baden geöffnet haben. Die Initiative fordert einen See für alle.

Über die Nutzung des Rather Sees herrscht Uneinigkeit.

Künftig drohe Neubrück, Rath und Ostheim der Verkehrskollaps. So sehen es nicht nur die Grünen im Kalker Bezirk. Auch die Initiative warnt vor dem viel zu hohen Verkehrsaufkommen. Pohl, seine Ratskollegin Ursula Gärtner und von Fürstenberg hoffen indes, dass die Plung noch vor der Sommerpause durch den Rat abgesegnet wird. Für Pohl ist die Wasserskianlage die einzige Möglichkeit, den Bürgern den See als Freizeitfläche zur Verfügung zu stellen und der Natur ihren Teil zurückzugeben. Denn ein Teil des Ufers wird renaturiert und der Trampelpfad rund um den See vernichtet. So hätten auch die Tiere auch wieder Rückzugsorte. Ob sich die Tiere nicht gestört fühlen durch die Anlage, bezweifeln einige.

Die Planungen zur Wasserski-Anlage

Was ist genau geplant?

Der Bebauungsplan sieht vor, dass das Neubrücker Baggerloch, das als Arbeitstitel Rather See trägt, ein Bade- und Wasserskisee wird.

Betrifft die künftige Nutzung das gesamte Areal?

Der Teil des Sees entlang des Rather Kirchweges soll renaturiert werden. Ein Zugang soll dort dann nicht mehr möglich sein.

Wie viele Wasserskianlagen sind geplant?

Zwei Anlagen sind bislang vorgesehen. Außerdem soll das Baden möglich sein und eine Gastronomie eingerichtet werden. Ein Rundweg für Spaziergänger ist bislang nicht vorgesehen.

Wird der Zugang zum See kostenlos sein?

Soweit sind die Planungen noch nicht fortgeschritten. Es wird aber davon ausgegangen, dass der künftig Betreiber der Anlage ein Eintrittsgeld erheben wird.

Gibt es seltene Tierarten auf dem Seegelände?

Ein Anwohner will festgestellt haben, dass es auf dem Gelände einen Wildbienenstamm gibt. Er hat es per Videokamera dokumentiert. Das aber wird durch das Gutachten, das vom Vorhabenträger in Auftrag gegeben wurde, bislang so nicht bestätigt. (swa)