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Vermisste Dreijährige70-Jähriger aus Gewahrsam entlassen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Spielplatz liegt auf dem Gelände des Bürgerparks in Köln-Kalk

Im Bürgerparks in Köln-Kalk verschwand die Dreijährige am Freitagabend.

Die dreijährige Helin war am Freitagabend in Kalk verschwunden. Gefunden wurde sie in der Wohnung eines 70-Jährigen. Der Mann ist nun wieder auf freiem Fuß.

Es ist der Alptraum aller Eltern: Das eigene Kind ist plötzlich verschwunden und taucht auch nach intensiver Suche nicht mehr auf. Erlebt hat das an diesem Wochenende eine syrische Familie aus Kassel, die zu Besuch bei Verwandten in Köln war. Die dreijährige Helin fuhr am Freitagabend in Begleitung ihrer Tante auf ihrem pinken Laufrad durch den gut gefüllten Bürgerpark in Kalk, als sie gegen 20 Uhr aus dem Sichtfeld ihrer Familie geriet – und verschwand. Mehr als zehn Stunden lang suchte die Polizei intensiv nach der Dreijährigen, bis sie am Samstagvormittag schließlich Entwarnung gab: Helin wurde in einer Wohnung in der Nähe des Bürgerparks unverletzt aufgefunden. Der 70-jährige Bewohner der Wohnung wurde vorläufig festgenommen. Am Sonntagmittag wurde er wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. „Die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Untersuchungshaftbefehl gegen den Beschuldigten liegen nicht vor“, teilte die Polizei mit.

In welcher Sorge die Eltern des kleinen Mädchens in dieser Nacht gewesen sein müssen, kann man sich kaum vorstellen. Kurz nach dem Verschwinden des Kindes alarmierten sie die Polizei. Die Beamten suchten bis in die frühen Morgenstunden nach der Dreijährigen, auch mithilfe von Personenspürhunden und einem Helikopter. Durchsucht wurde ebenfalls das dortige Einkaufszentrum. Auch die Wasserschutzpolizei wurde informiert. Noch in der Nacht veröffentlichte die Polizei ein aktuelles Foto der Dreijährigen, das am selben Tag im Bürgerpark aufgenommen worden war: Strahlend sitzt das Mädchen im Gras, komplett gekleidet in Pink und Rosa, die Haare zu einem Zopf gebunden und mit einer Trinkflasche in der Hand. Im Internet wurde es hundertfach geteilt.

Spurensicherung untersuchte die Wohnung

Am Samstagmorgen war die Suche weiter intensiviert worden, die Polizei befragte auch Anwohnerinnen und Anwohner in den umliegenden Häusern. So wurde sie auf die Wohnung des 70-Jährigen aufmerksam, in der sie schließlich das Mädchen fanden. Der vorläufig festgenommene Mann, der gebürtig aus Italien stammt, hatte den Beamten selbst die Tür geöffnet. Zu dem Zeitpunkt war er alleine mit dem Kind in der Wohnung. Eine Verbindung zu der Familie gebe es nicht.

Die Kriminalpolizei versucht nun zu ermitteln, wie die Dreijährige in die Wohnung des 70-Jährigen gelangt ist und was in dieser Nacht geschehen ist. „Die Wohnung wurde kriminaltechnisch durchsucht und alle Spuren wurden gesichert“, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag zur Rundschau. Zudem wurde auch das Mädchen untersucht und befragt. Das geschehe sehr vorsichtig aufgrund des Alters des Mädchens und weil sie kein Deutsch spreche, hieß es weiter.

Verdacht der Kindesentziehung

Konkrete Hinweise auf einen körperlichen Übergriff haben sich auch nach ärztlicher Begutachtung des Kindes nicht ergeben, teilte die Polizei am Sonntag mit. Das Ermittlungsverfahren stütze sich daher derzeit allein auf den Verdacht der Kindesentziehung. Warum der 70-Jährige das Mädchen über Nacht in seiner Wohnung gehalten und nicht die Polizei alarmiert hat, ist bislang unklar. Wie zu erfahren war, hatte die Befragung des von einem Anwalt vertretenen Rentner am Sonntag noch keine weiteren Hinweise liefern können. Die Ermittlungen, insbesondere zu den Umständen des Aufenthalts des Kindes in der Wohnung, dauern an.