Der Weg zur ersten Open-Air-Veranstaltung war steinig. Die Planungen begannen bereits vor sieben Jahren.
Eröffnung am SamstagKölns neue Open-Air-Fläche startet im Osthof der Hallen Kalk
Simon WestphalSieben Jahre, teilweise sogar noch länger, beschäftigen sich die Initiativen der Verantwortungsgesellschaft Osthof damit, die Flächen der Hallen Kalk auf dem ehemaligen Produktionsstandort der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) zu beleben. Unter anderem mit einer Open-Air-Fläche im Osthof. Bereits in den vergangenen vier Jahren war die Hoffnung bei den Beteiligten groß, dass sich endlich etwas in Bewegung setzen würde. Doch immer wieder fielen die Pläne ins Wasser. Am heutigen Samstag ist es endlich soweit: Nach vielen Anläufen fällt nun der Startschuss für die neue Open-Air-Fläche im Osthof der Hallen Kalk und das Sommerprogramm „Kalkairs24“.
Warum klappt es dieses Jahr?
Ein Rückschlag im vergangenen Jahr war der Startschuss für einen neuen Anlauf. Nach vier Jahren beendete die Montag-Stiftung ihr Engagement bei der Entwicklung einer Zukunftsperspektive für das einstige KHD-Areal an der Dillenburger Straße. Die renommierte Stiftung hatte die unzuverlässige Zusammenarbeit mit der Stadt als Grund genannt. „Das war ein großer Knall“, erinnert sich Dominikus Moos vom Kreationszentrum Zeitgenössischer Zirkus, einer der Initiativen der Verantwortungsgesellschaft Osthof. „Die große Aufmerksamkeit hat dann aber für ein Momentum gesorgt, das wir genutzt haben.“
Der entscheidende Impuls, der die vielen Konzepte in eine erste konkrete Nutzung verwandelt hat, war ein Workshop Mitte Juni: 30 Vertreter aller relevanten Ämter, 30 Teilnehmende der Initiativen, eine professionelle Moderation, zwei Tage, jeweils sechs Stunden. Während die Verantwortungen in Einzelterminen vorher immer wieder weitergeschoben wurden, liefen beim Workshop alle Fäden zusammen. „Wir haben wirklich das Gefühl gehabt, wir wollen zusammenarbeiten und nicht gegeneinander“, sagt Moos. „Wichtig zu sehen war, dass Menschen aus der Verwaltung auf einmal angefangen haben, auf dem kürzest möglichen Dienstweg miteinander zu sprechen“, sagt Roman Jungblut vom Verein Kulturhof Kalk. Am Ende standen konkrete Entscheidungen. Und ein Fünf-Punkte-Plan als Eckpfeiler für die zukünftige Zusammenarbeit. „Es gibt immer wieder verwaltungstechnische Herausforderungen, auf die wir stoßen. Schlimmstenfalls können wir uns in diesen Fällen auf dieses Papier beziehen“, sagt Meryem Erkus vom Kulturhof Kalk.
Warum scheiterten die Pläne vorher immer wieder?
Wer zu welchem Zeitpunkt Schuld daran war, dass wieder einmal eine Frist nicht eingehalten wurde, darüber möchten die Initiativen nur ungern sprechen. Der Blick geht nach vorne. „Das Thema ist hochkomplex“, sagt Meryem Erkus. „Es gibt so viele Details, so viele Ämter und so viele sachbearbeitende Schraubstellen.“
Es gebe Aufgaben, die für die Strukturen einer Stadtverwaltung sehr schwierig zu stemmen seien. „Es geht darum, die Entwicklung eines gesamten Quartiers gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung voranzubringen“, sagt Moos. „Dafür braucht es Ressourcen seitens der Stadt, aber auch Kompetenz. Und die baut sich jetzt gerade erst so langsam auf.“
Was ist auf der Fläche genau geplant?
13 Veranstaltungen hat die Stadt bis Mitte Oktober genehmigt. 10 davon sind bereits fest geplant. Um die neue Open-Air-Fläche herzurichten, haben das Kernteam der Initiativen und viele Freiwillige in den vergangenen zwei Wochen hart gearbeitet. Der Kulturhof Kalk ist offizieller Veranstalter des Programms auf dem Gelände. 300 Personen sind bei den Veranstaltungen in diesem Sommer auf der 1400 Quadratmeter großen Fläche maximal zugelassen.
Das 100-seitige, vom Kulturraummanagement beauftragte Gutachten zur Fläche hat ermittelt, das Veranstaltungen in Zukunft potenziell mit maximal 2800 Menschen stattfinden könnten. Bis es zu dieser Maximalnutzung kommt, wird es aber noch dauern. „Wir wollten erstmal klein starten. 300 Menschen kriegen wir gewuppt“, sagt Erkus.
Was sind weitere Nah- und Fernziele?
In Zukunft sollen einige der alten Industriehallen im Osthof der Hallen Kalk nutzbar gemacht werden. In Halle 63 und 66 soll das schon zeitnah geschehen. Um die Prozesse zu beschleunigen, wird zunächst ein Bauantrag für nur ein Jahr gestellt. Unklar ist noch, ob in diesen beiden Hallen direkt öffentliche Veranstaltungen stattfinden können oder vorerst nur eine interne Nutzung möglich ist.
Die Halle 63 wird seit Mitte Juni vom Kreationszentrum Zeitgenössischer Zirkus genutzt. Der Probenvertrag läuft noch bis zum 31. Juli und soll bestenfalls in einen Pioniernutzungsvertrag übergehen. Dort entstehen aktuell Stücke der Darstellenden Kunst. Auch das Kunsthaus Kalk nutzte bereits sowohl Innen- als auch Außenfläche für einen eintägigen Workshop. In der Dillenburger Straße 67 soll kurzfristig die Pioniernutzung des Kunsthaus Kalk ermöglicht werden. Eine richtige Veranstaltungsstätte werden die beiden Hallen aber auch in Zukunft nicht werden. „Wir wollen dort zum Beispiel Werkstattpräsentationen vor einem kleineren Publikum bis maximal 150 Personen zeigen“, sagt Moos. Je weiter die Pläne voranschreiten, desto besser lassen sich zudem Fördermittel beantragen. „Weil wir solange nicht sagen konnten, wann wir die Gebäude und das Gelände nutzen dürfen, sind viele Zusagen auch gescheitert“, sagt Lena Beuth vom Verein „Kubist“, der das Kunsthaus Kalk entwickelt.
Wie ist der Einfluss auf das Open-Air-Konzept der Stadt?
„Für unser Open-Air-Flächenkonzept ist das jetzt das erste Testbaby“, sagt Ben Thele von der Stabsstelle Kulturraummanagement der Stadt. Teil des Gutachtens für die Fläche sind unter anderem Lärmschutzaspekte. Es gibt genaue Vorgaben, um wie viel Uhr es mit wie vielen Personen wie laut sein darf. In diesem Sommer werden die „Kalkairs“ die Vorgaben nicht bis ans Limit ausreizen. Viele Veranstaltungen enden bereits um 20 oder 21 Uhr. Mithilfe einer Matrix des Kulturraummanagements lassen sich Veranstaltungen in verschiedene Kategorien einsortieren: von der ruhigen Lesung bis zum lärmintensiven Clubbetrieb. Diese Matrix wird die Stadt im Rahmen des im April beschlossenen Open-Air-Konzepts zukünftig auch auf andere Open-Air-Flächen anwenden.