Ein Planungsfehler beim Bau des Erzbischöflichen Bildungscampus zwingt zur Fällung von zehn Pappeln in Köln-Kalk.
BildungscampusWegen Fehlplanung vom Erzbistum müssen in Kalk zehn große Pappeln gefällt werden
Die Zerknirschung ist allen Beteiligten anzumerken, aber die hilft den zehn rund 20 Meter hohen Pappeln an der Christian-Sünner-Straße jetzt auch nicht mehr. Sie werden verschwinden. „Wir bedauern, dass es bei den Bauarbeiten trotz aufwändiger und kostenintensiver Maßnahmen zur Schonung des Wurzelwerks zu unbeabsichtigten Beschädigungen gekommen ist“, erklärt Stephan Hammers vom Newsdesk des Erzbistums.
Mit Bauarbeiten ist der Neubau des Erzbischöflichen Bildungscampus gemeint. Dessen Fertigstellung mit einer Grundschule und einer Gesamtschule steht unmittelbar bevor. Allerdings gibt es ein Problem.
Verkehrssicherheit aufrechterhalten
Und aus Sicht der Stadtverwaltung auch einen eindeutig Schuldigen: „Aus Sicht der Stadtverwaltung liegt ein Planungsfehler vor: Notwendiger Platzbedarf für die technische Ausstattung der Mensa wurde nicht berücksichtigt. Diese muss zu nah an den statisch relevanten Wurzelraum der Pappeln verbaut werden“, schreibt Katja Reuter, die im städtischen Presseamt arbeitet.
Sie wirft einen Blick auf die Konsequenzen: „Der Bauträger, das Erzbistum, wird die Bäume fällen. Der Zeitpunkt der Fällung ist Sache des Bauträgers.“ Wenn in der Nähe der Bäume weiter gebaut werden soll, müssen sie aus Sicht der Stadtverwaltung gefällt werden, da sonst die Verkehrssicherheit nicht mehr bestünde.
Für die Fällung der Bäume werde ein Ersatzgeld fällig. Das sei in der Baumschutzsatzung festgelegt, so Reuter. „Es erfolgen Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume am Standort und im Nahbereich. Voraussichtlich können etwa acht Straßenbäume direkt am Standort ersatzgepflanzt werden. Weitere Standorte im Nahbereich werden aktuell ausgewertet. Ergebnisse liegen hierfür noch nicht vor.“
Stephan Hammers vom Erzbistum bestätigt das. „Das Grünflächenamt der Stadt Köln hat angeordnet, dass die Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Sobald wir die Genehmigung der Stadt Köln bekommen, kann dies geschehen.“ Auch um Neupflanzungen werde sich das Erzbistum kümmern.
Die bevorstehende Fällungen standen auf der Tagesordnung der Kalker Bezirksvertretung. Grüne und Linke forderten, alle lebenserhaltenden Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Fällungen zu verhindern. Sie forderten, dass das Erzbistum den Neubau umplanen soll, um die Pappeln zu retten. Ein entsprechender Antrag fand keine Mehrheit.
Stattdessen wurde ein Änderungsantrag von SPD und CDU einstimmig beschlossen. Die Kalker Bezirksvertreter nehmen darin die Gründe für die Fällung mit Bedauern zur Kenntnis. „Für die in der Christian-Sünner-Straße wegfallenden Bäume sind Ersatzpflanzungen an gleicher Stelle in fachlich geeignetem Umfang durchzuführen. Die bestehende Straßenausbauplanung beziehungsweise deren Ausführung ist dazu unverzüglich anzupassen. Die Bezirksvertretung Kalk erwartet hierzu einen ersten Bericht zu ihrer Sitzung am 5. September 2024“, heißt es in dem Beschluss weiter.
Planer sind selbstkritisch
Mit dem Geld, das das Erzbistum zahlt, sollen weitere Bäume im Umfeld der Christian-Sünner-Straße, zumindest aber im Stadtbezirk Kalk gepflanzt werden. Derzeit wird die Christian-Sünner-Straße saniert. Die Verwaltung soll in der Septembersitzung der Bezirksvertretung eine Liste mit den Ersatzstandorten der Bäume vorlegen.
Hart ins Gericht mit den Verantwortlichen ging Heinz Peter Fischer von Die Linke: „Es wird ja immer die Gebäudewirtschaft kritisiert. Jetzt sehen wir: Das Erzbistum kann auch keine Schulen bauen. Man sieht das ja oft auf privaten Baustellen: Da fährt der Bagger, natürlich versehentlich, gegen einen Baum und dann ist das ein Bauschaden. Aber kein Euro dieser Welt wird Kohlendioxid oder Staub aus der Luft filtern.“
Stefan Müller (CDU) verwies darauf, dass das Erzbistum nach den Vorgaben der Verwaltung gebaut habe: „Dass die Bäume gefällt werden müssen, ist natürlich höchst bedauerlich. Die Planer sind da auch sehr selbstkritisch.“ Jetzt müsse man das Geld nehmen und neue Bäume pflanzen. „Im Übrigen wird das eine wunderbare Schule, die ich gern mit meinen Kirchensteuern unterstütze.“