Bei der Kölner Museumsnacht am 4. November ist erstmals auch das Müllseum in Humboldt-Gremberg dabei.
Am 4. NovemberMüllseum öffnet zum ersten Mal in der Museumsnacht
Was der Rhein manchmal anschwemmt, kann auch kurios sein. Etwa das Paar Plateauschuhe in pink und hellblau, der Backenzahn eines Mammuts oder der offizielle Ball der Fußball-WM 1994 in den USA. Gefunden hat dies alles die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit, genannt K.R.A.K.E.. Das Team von Deutschlands größter ehrenamtlicher Müllsammelgruppe eröffnete Ende 2021 in Humboldt-Gremberg das Müllseum. Dort werden seitdem besondere Fundstücke aus drei Jahren Müllsammeln in Köln präsentiert. Erstmals nun auch in der Museumsnacht am 4. November.
Alle 20 Minuten wird es von 19 bis 2 Uhr kurze Führungen durch das Müllseum geben. Es sind nicht mal eine Handvoll Ausstellungsräume in dem ehemaligen Bezirksbüro des Wohnungsamtes, das ebenfalls die Zentrale der K.R.A.K.E. ist, und dennoch stecken sie voller Geschichten rund um die Müllproblematik im Rhein und anderswo.
Verpackungen von „Spüli“ und „Raider“
Von der Langlebigkeit des Plastiks erzählen vor allem die Verpackungen längst verschwundener Marken, zum Beispiel „Spüli“ oder „Raider“. Die gesammelten Nivea-Metalldosen stammen aus insgesamt sechs Jahrzehnten - und noch immer lässt sich auf allen wunderbar die weiße Schrift auf blauem Grund lesen. Was ausgestellt wird, entscheidet das Team gemeinsam, vor allem sind es aber die sehr alten und kuriosen Fundstücke, sagt Jan Odenthal, zweiter Vorsitzender des Vereins K.R.A.K.E. und Teil des Müllseum-Teams.
Neben einer rund 30 Jahren alten Küppers-Kölsch-Dose stehen Pril-Flaschen aus den 60er Jahren. „Daran sieht man, wie lange der Müll schon da ist. Es geht uns nicht darum zu sagen, dass Plastik schlecht ist. Es ist ein wichtiger Stoff. Aber wir müssen besser damit umgehen“, sagt Odenthal und zeigt ein in einer Vitrine ausgestelltes Vogelnest. Es ist in Teilen aus Verpackungsmüll gemacht. „Der Müll hat einen direkten Einfluss auf unsere Tierwelt.“
Gaspistolen und Tresore
Dass Müll auch schön sein kann, beweist Künstlerin Barbara Mekhneche: Sie hat aus ihren über 10 000 in den Rheinauen gesammelten Plastikwattestäbchen und aus etlichen Feuerzeugen Kunstwerke erschaffen, die an das Richterfenster im Dom erinnern. Zum Schmunzeln sind etliche ausgestellte Flaschenpost-Briefe, die im Rhein gefunden wurden, nachdenklich machen die vielen Einwegspritzen. Manchmal verständigen die Müllsammler auch die Polizei: Auch Gaspistolen oder aufgesprengte Tresore haben sie bereits gefunden.
Gesammelt wurde am Ufer und in der Müllfalle im Rhein, aber auch im Aachener Weiher, im Fühlinger See und in Grünanlagen in allen Stadtbezirken. Besonders in Stammheim wird viel angeschwemmt, so Odenthal. Nach der Flut im Ahrtal stammten etliche Fundstücke aus dieser Region - ein Weinfass von der Ahr ist auch im Müllseum ausgestellt. In anderen Ecken des Museums geht es um das Thema E-Scooter, die im Rhein entsorgt werden, um Heliumballons oder um Mikroplastik. Ganz aktuell ist die Problematik von leeren, achtlos weggeworfenen Lachgaskartuschen, die mittlerweile bei jeder Sammelaktion gefunden werden.
Bei einem Quiz kann geraten werden, wie lange es dauert, bis etwas verrottet ist. Kronkorken: 50 Jahre. OP-Masken: 450 Jahre. „Wir können alle etwas tun, jeder kann mit anpacken“, sagt Jan Odenthal. In der Museumsnacht können auch alte Handys und alte Brillen mit ins Müllseum gebracht werden - hier werden sie gesammelt und dann weiter recyclet. Zu Gast ist von 19 Uhr bis Mitternacht außerdem der Künstler Konrad Zimmermann, der Unterwassermusik macht - und damit zeigt, wie laut es eigentlich unter der Wasseroberfläche sein kann.
Das Müllseum ist regulär geöffnet donnerstags 15 bis 19 Uhr, Burgenlandstraße 3a, die nächsten Haltestellen des ÖPNV sind Feldbergstraße, Weilburger Staße und Trimbornstraße.