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Prozess startetPaar soll 21-Jährige in Köln-Hohenberg zu Tode gequält haben

Lesezeit 3 Minuten
In einer Wohnung an der Nördlinger Straße kam es zu den schrecklichen Angriffen auf die Frau.

In einer Wohnung an der Nördlinger Straße kam es zu den schrecklichen Angriffen auf die Frau.

Rund dreieinhalb Jahre nach dem Gewaltverbrechen soll nun im Dezember der Prozess gegen vier Angeklagte beginnen. Der Vorwurf: gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge.

Eine junge Frau wird über Tage geschlagen, gequält und gedemütigt. Wenig später verstirbt die damals 21-Jährige im Sommer 2020 im Krankenhaus in Merheim an multiplem Organversagen. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Gewaltverbrechen soll am 12. Dezember vor der 11. Großen Strafkammer der Prozess gegen vier Angeklagte beginnen, wie die Rundschau aus Justizkreisen erfuhr. Der Vorwurf: gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge.

Laut Anklage soll die junge Frau vom 23. bis 28. April 2020 von ihren Peinigern massiv misshandelt worden sein. Ausgangspunkt soll die Trennung der Frau von ihrem Lebensgefährten gewesen sein. Auf die Trennung soll der Mann mit einem brutalen Angriff auf die Frau reagiert haben. Dann zog aber ein weiteres Paar dauerhaft in die Wohnung des Ex-Paares in Höhenberg ein und die Gewaltexzesse intensivierten sich. Die neuen „Mitbewohner“ sollen die Frau in der Folge wie eine Sklavin behandelt haben: so soll die Frau mit einer Hundeleine geschlagen und mit Arbeitsstiefeln getreten worden sein. Essen, Toilettengang, Körperpflege — das alles soll der Frau nur nach Erlaubnis ihrer Peiniger möglich gewesen sein. Verstieß die Frau gegen „Vorschriften“, musste sie mit massiver Bestrafung rechnen. So soll die Frau bei einer Gelegenheit an den Haaren wegen Missverhaltens aus dem Badezimmer gezerrt worden sein. In einem anderen in der Anklage aufgelisteten Fall hatte die Frau zur Strafe den Boden sauber lecken müssen. Als die 21-Jährige ihre Periode bekam, wurden ihr die entsprechenden Hygieneartikel verwehrt.

Diverse Brüche festgestellt

Hilfe rufen konnte die Frau nicht, da die Täter ihr das Handy weggenommen hatten. Nach tagelanger Folter soll die Frau dann körperlich so entkräftet und ausgelaugt gewesen sein, dass sie nur noch regungslos auf dem Boden gelegen habe. So hatte es im Sommer 2020 jedenfalls die Polizei mitgeteilt.

Die Frau erlitt am gesamten Körper zahlreiche intensive Verletzungen.
Jan F. Orth, Gerichtssprecher

Dass die Frau überhaupt aufgefunden wurde, verdankte sie einer Freundin. Die hatte sich Sorgen gemacht, hatte sie die 21-Jährige doch über Tage nicht erreichen können. Notfallsanitäter fanden die Frau schließlich lebensgefährlich verletzt in einer Wohnung an der Nördlinger Straße in Kalk. Im Krankenhaus Merheim stellten Ärzte „diverse Brüche„ bei der Frau fest, wie die Polizei im Juli 2020 mitteilte. Zudem diagnostizierten die Ärzte ein akutes Nierenversagen, wie es in der Anklageschrift heißt. Weiter habe die Frau Lungenschäden davon getragen. Die 21-Jährige starb am 6. Juli 2020 an multiplem Organversagen.

Strafkammern ausgelastet

„Die Frau erlitt am gesamten Körper zahlreiche intensive Verletzungen“, hatte der damalige Landgerichtssprecher Prof. Jan F. Orth bereits im Februar 2021 gesagt. Damals hatte die Rundschau erstmals über den schrecklichen Fall berichtet. Auch zur Verfahrensverzögerung hatte Orth damals Stellung bezogen. Demnach war die zuständige 11. Große Strafkammer nach Anklageerhebung im Dezember 2020 mit Haftsachen ausgelastet. Verfahren mit Angeklagten in U-Haft unterliegen dem Beschleunigungsgebot und müssen schnell verhandelt werden. U-Haft stellt einen schweren Eingriff in die grundgesetzlich garantierten Freiheitsrechte dar. Die mutmaßlichen Täter im Fall des 21-jährigen Opfers befanden sich jedoch nicht in U-Haft, sondern auf freiem Fuß und begingen in Essen weitere, ähnlich gelagerte Straftaten.