Im März 2022 hatte ein 30-köpfiger Mob einen Mann so schwer verletzt, dass dieser später starb. Mit einem zweiten Verfahren wird die juristische Aufarbeitung fortgesetzt.
Orgie der GewaltZweites Verfahren um Lynchmord von Köln-Höhenberg gestartet
Vor dem Landgericht ist die juristische Aufarbeitung eines ungeheuerlichen Verbrechens fortgesetzt worden. Angeklagt sind in einem weiteren Verfahren zwei Männer (23 und 55), die an einem regelrechten „Lynchmord“ beteiligt gewesen sein sollen. Im März 2022 hatte ein 30-köpfiger Mob einen Mann (37) in Höhenberg auf offener Straße und am helllichten Tag unter den Augen zahlreicher Passanten so schwer attackiert, dass der Vater von zwei kleinen Töchtern wenige Tage später in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlag.
Die Anklage wirft den Männern gemeinschaftlichen, heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Hintergrund der Tat ist laut Anklage ein Video, dass der Bruder des Getöteten in der Nacht vor dem Tattag in sozialen Medien verbreitet hatte. Darin hatte der Mann die Großfamilie der Angeklagten bedroht sowie bereits verstorbene Angehörige beleidigt und geschmäht. Hierfür, so der Staatsanwalt, habe das Oberhaupt der Großfamilie eine „angemessene Reaktion“ gefordert. Da der Urheber des Schmäh-Videos nicht greifbar war — der Mann befand sich vermutlich in Serbien —, soll die Tätergruppe stellvertretend dessen völlig unbeteiligten Bruder als ziel ihrer Rache auserkoren haben.
Überwachungskamera hielt das Geschehen fest
Glück für die Strafverfolgungsbehörden: Die Tat wurde von einer Überwachungskamera eines Cafés aufgezeichnet. Darauf ist zu sehen wie gegen 15.25 Uhr das spätere Opfer in seinem Smart vorbeikommt, stehen bleibt und sich arglos durch das geöffnete Fahrerfenster mit einem der späteren Angreifer spricht. Erst als ein anderer Beschuldigter durch das offene Beifahrerfenster greift und den Zündschlüssel abzieht sitzt der 37-Jährige in der Falle, die Gewaltorgie bricht los.
Wie von Sinnen schlagen die Täter auf das Fahrzeug und den Fahrer ein. Der schafft es auszusteigen, woraufhin sich die Täter auf ihn stürzen. Laut Anklage wurde der 37-Jährige von 17 Messerstichen verletzt, zudem soll ihm mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen worden sein. Die Szene dauert eine gute Minute, dann flüchten die Täter. Das Opfer bleibt zurück.
Konkret legt die Anklage dem 55-jährigen Bosnier Beihilfe zum Mord vor. Er sei nach dem Tatplan als Fluchtwagenfahrer eingeteilt gewesen. Der 23-Jährige, ebenfalls Staatsangehöriger Bosnien-Herzegowinas, der in Österreich festgenommen worden war, soll sich zunächst abseits des Geschehens aufgehalten haben. Dann aber soll er aktiv auf das Opfer eingewirkt haben, nachdem dieses sein Auto hatte verlassen können. Über ihre Verteidiger teilten die Angeklagten mit zunächst zu den Vorwürfen zu schweigen. Die Staatsanwaltschaft führt in dem Fall 36 Beschuldigte, von denen noch nicht alle identifiziert sind. 26 mutmaßliche Tatbeteiligte werden mit internationalem Haftbefehl gesucht.