Im März wurde ein Mann in Höhenberg aus seinem Auto gezerrt und von einem Mob auf offener Straße erstochen. 30 Beschuldigte gibt es in dem Fall. Ein vorab veröffentlichtes Video lässt erschaudern.
DrohgebärdeVideo aus Serbien heizt mordenden Mob in Köln auf
Die Welt, ein Dorf: Im digitalen Zeitalter mit seinen sozialen Medien können Raum und Zeit geradezu verschmelzen. Und dann kann es passieren, dass in einem Café irgendwo in Serbien ein glatzköpfiger Mann mit Vollbart über Stunden in einem Live-Videochat eine Großfamilie in Köln bedroht und beleidigt, so dass am folgenden Tag in Höhenberg ein Mob von 20 bis 30 Männern, alle mutmaßliche Mitgliedern der geschmähten Großfamilie, den unbeteiligten Bruder des Beleidigers am helllichten Tag und auf offener Straße totschlägt und absticht.
Seit Ende November ist ein 31-Jähriger mit der Staatsangehörigkeit Bosnien-Herzegowinas wegen gemeinschaftlichen Mordes vor dem Landgericht angeklagt. Insgesamt 30 Beschuldigte führt die Staatsanwaltschaft in dem Fall vom 10. März 2022. Die meisten werden mit internationalem Haftbefehl gesucht. Zwei weitere Beschuldigte sitzen bereits in Untersuchungshaft. Eine Anklageerhebung soll kurz bevor stehen. Eine Aufnahme der Tat, die von der Überwachungskamera eines Cafés im Bereich der Bamberger Straße aufgezeichnet wurde, dient als Beweismittel gegen den Angeklagten. Es wurde bereits mehrfach in dem Prozess abgespielt. Am Dienstag zeigte die 11. Große Strafkammer am Landgericht nun auch Auszüge des mutmaßlich ursächlichen Beleidigungs-Videos.
Es ist ein bizarres Dokument, in dem ein kräftig gewachsener, mit einem Kapuzenpulli bekleideter Mann die Toten der Kölner Großfamilie massiv beleidigt und den lebenden Familienmitglieder Gewalt und schlussendlich den Tod androht. Wild gestikulierend und immer wieder mit dem Zeigefinger drohend spricht der Bruder des späteren Opfers in die Kamera seines Mobiltelefons. Die Tirade streamt er live über Facebook. „Ich bin der richtige Löwe“, sagt er, wie eine Dolmetscherin übersetzt. Der Mann beschimpft seine Adressaten als „armselige Kakerlaken“ und trinkt ein Bier nach dem anderen. Zwischendurch isst er eine Portion Pommes Frites, anschließend raucht er. Dann und wann singt er über Minuten ein Lied.
Plötzlich nimmt er ein mächtiges silbernes Fleischerbeil. Er sagt, es sei in Japan hergestellt. Er droht einem Mann aus der Kölner Großfamilie, dass er ihm damit die Hand abhacken werde. „Und dann gebe ich sie Dir in die andere Hand, damit Du sie auch mal halten kannst.“ Nach einem diabolischen Lachen sagt er weiter: „Und dann schneide ich dir die auch noch ab.“ Er macht eine schnelle Hackbewegung durch das Bild und sagt: „Siehst Du, wie schnell das geht?“ Später droht er noch, er werde viele Hände und Füße abschneiden. Wenig später zieht er eine Pistole und hält sie in die Kamera: „Schau mal!“ Dann holt er das Magazin aus dem Griff, zeigt, dass es geladen ist: „Das ist eine Tschechische, 7,62 Millimeter“, sagt er über die Waffe und erklärt, viele dächten, dass er sich „nicht auskennt mit Pistolen. Aber mein Vater hat mir den Umgang mit Waffen beigebracht.“
In sechs Monaten habe er trainiert, wofür andere zehn Jahre bräuchten. Über fünf Stunden dauert das Video. Immer wieder fordert der Mann mit Glatze, Bart und glasigen Augen seine Zuschauer auf, den Stream zu teilen und zu verbreiten. Am nächsten Nachmittag ist dann sein Bruder, der dem Vernehmen nach kaum noch Kontakt zu ihm hatte und Vater zwei kleiner Töchter war, tot. Erschlagen und abgestochen von einem Mob auf einer Straßenkreuzung in Höhenberg. Der Prozess wird in Kürze fortgesetzt.