Unibail-Rodamco-Westfield plant, das Parkhaus der Köln-Arcaden durch ein Wohn- und Bürogebäude zu ersetzen. Anwohnende reagieren besorgt.
Bekommt Kalk ein neues Hochhaus?Vorstudie zu gemischtem Quartier – Anwohner sorgen sich um Reduzierung von Parkplätzen
In Köln mangelt es an Fläche, aber auch an Wohnungen. Büros sind so gefragt wie in keiner anderen Großstadt der Bundesrepublik. Da kommt die Idee, ein in die Jahre gekommenes Parkhaus abzureißen, um dort Wohnraum und Büroflächen zu errichten, wie gerufen. So plant es Investor Westfield auf dem Gelände der Köln Arcaden an der Barcelona-Allee in Kalk. Allerdings sorgt bereits die Vorstudie für das Plangebiet für Kritik aus der Anwohnerschaft.
Der Planbereich
Zwischen den Köln Arcaden an der Kalker Hauptstraße und dem Kalker Bürgerpark stehen zwei Parkhäuser mit insgesamt 1800 Stellplätzen. Eines davon will Investor Westfield bis auf das Fundament zurückbauen und anschließend neue Gebäude errichten, die die 2005 eröffneten Köln-Arcaden vom reinen Shopping-Center zu einem neuen gemischten Quartier transformieren sollen.
Die Vorstudie
Die Architekten und Planer von Astoc, die auch das neue Konzept für die Höhenentwicklung in Köln verfasst haben, haben im Auftrag von Westfield eine Vorstudie durchgeführt, bei der ein mögliches neues Stadtquartier mit drei neuen Gebäuden und einer Gesamtfläche von 42.000 Quadratmetern herausgekommen ist. Es ist jedoch bisher nur eine Studie. Die tatsächliche Planung wird Ergebnis eines Qualifizierungsverfahrens mit vier Architekturbüros samt Öffentlichkeitsbeteiligung.
Die Studie sieht die Möglichkeit für 14.800 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf insgesamt 108 Wohnungen — mindestens 30 Prozent davon als geförderter Wohnraum mit fester Mietpreisbindung — und rund 56 Seniorenapartments. Auch bis zu 80 Plätze in einer Pflegeeinrichtungen sind laut Studie denkbar, ebenso wie eine Kindertagesstätte für unter Dreijährige mit rund 900 Quadratmetern. Zudem sehen die Architekten von Astoc einen 17-geschossigen Büroturm mit insgesamt 20.700 Quadratmetern Fläche vor. Dieser könnte sich am nördlichen Ende der Fläche, gegenüber des Bürgerparks, in die Höhe strecken. Außerdem soll die sogenannte „Diagonale“, der Weg, der vom Bürgerpark auf den Wasserturm und die Arcaden zuführt, auf rund 2500 Quadratmeter vergrößert und neu gestaltet werden.
Der Projektentwickler
Unibail-Rodamco-Westfield besitzt und betreibt zahlreiche Einkaufszentren in Deutschland und Europa. Reine Einkaufszentren scheinen jedoch aus dem Trend zu fallen. So errichtet Unibail-Rodamco-Westfield in der Hamburger Hafencity ebenfalls ein neues gemischtes Quartier mit Wohnungen, Büros, Hotels, Einzelhandelsflächen und einem Kreuzfahrt-Terminal.
Manfred Lehnhoff ist Projektmanager der Köln-Arcaden. Er erklärt: „Grundlegend planen wir gemäß des Leitgedankens der Kölner Stadtentwicklung, weitere Flächenversieglungen zu vermeiden, die Wege der Menschen im Stadtgebiet zu verkürzen und die Lebensqualität in Köln insgesamt zu stärken. Wenn die Vorplanungen, Abstimmungen und Genehmigungen nach Plan verlaufen, könnte frühestens im Jahr 2028 mit dem Rückbau des Parkhauses an der Barcelona-Allee begonnen werden. Wann mit einer Fertigstellung des Projekts zu rechnen ist, lässt sich heute noch nicht definitiv beurteilen.“
Der Ablauf
Anfang Dezember hatte der Stadtentwicklungsausschuss der Stadt Köln die Aufstellung des Bebauungsplans und die Öffentlichkeitsbeteiligung beschlossen. Aktuell läuft die Auslobung für das Verfahren mit den Architektenbüros, die Vorschläge einreichen. Bis Ende März soll ein Siegerentwurf feststehen. Dabei soll die Öffentlichkeit mehrfach beteiligt werden.
Die Kritik
Allein die Vorstudie hat bei den Anwohnenden für Ängste und viel Kritik gesorgt. Eine Bürgerinitiative „Nein zum Westfield-Projekt“ ist in der Gründung. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Sorge, dass das Parkhaus, das Bestehen bleiben soll, nur noch über die Vietorstraße zu erreichen sein wird. Dazu erklärt Projektmanager Lehnhoff: „Die verkehrliche Funktion der Barcelona-Allee für den PKW-Verkehr sowie die Anlieferung an die Köln-Arcaden bleibt erhalten.“ Die Ein- und Ausfahrt zum Parkhaus soll auch über die Barcelona-Allee möglich sein.
Das östliche Parkhaus soll aufgestockt werden. Von den aktuell insgesamt 1800 Stellplätzen verbleiben dann noch 1550. Die Anwohner befürchten aufgrund der Reduzierung ein Verkehrschaos, vor allem an den Wochenenden. Bei Veranstaltungen in der Lanxess Arena werden die Parkhäuser viel genutzt und der Rückstau sei lang, heißt es von den Anwohnern.
Der Wasserturm
Ein anderer Kritikpunkt ist, dass der Wasserturm neben einem 17-geschossigen Hochhaus aus der Sicht verschwindet. Der denkmalgeschützte Turm ist derzeit eingehüllt, der Investor erklärt dazu: „Beim Wasserturm könnte eventuell Putz herunterfallen. Die temporäre Hülle soll dies verhindern. Wir kommen damit als Eigentümer unserer Verkehrssicherungspflicht nach. Die weiteren Schritte stimmen wir mit der Denkmalbehörde ab.“
Die Höhe
„Sowohl die Parkhausaufstockung als auch das 17-geschossige Hochhaus beeinträchtigen die Lebensqualität der Anwohnenden insgesamt erheblich“, kritisiert die Bürgerinitiative. Wie hoch das Haus genau werden könnte, muss noch das Qualifizierungsverfahren zeigen. Das neue Höhenkonzept der Stadt Köln, das ebenfalls die Architekten und Planer des Kölner Büros von Astoc entwickelt haben, sieht an den Stadtachsen Hochpunkte vor. Dazu gehört auch die Kalker Hauptstraße, an der die Köln-Arcaden liegen. In diesen sogenannten Möglichkeitsbereichen sieht das Konzept Gebäude mit einer Maximalhöhe von bis zu 70 Metern vor.
Peter Berner, Geschäftsführender Gesellschafter von Astoc erklärt: „Das Projekt bietet sowohl städtebaulich als auch architektonisch ein hohes Potenzial für den Stadtteil, das Quartier und die Kölner Arcaden selbst. Aus einer monofunktionalen Parkgarage wird ein gemischt genutztes Mikroquartier als richtungsweisender Beitrag zur Innenentwicklung.“