Adolph-Kolping-Schule Köln-KalkMehr Schüler ins Handwerk bringen
Kalk – Sie haben Hotels gebaut, die Neuntklässler an der Adolph-Kolping-Schule. Mit Komponenten aus dem Heimwerkermarkt Bauhaus, denn in die Hotels sollen ganz besondere Gäste einchecken – Insekten. Die gelungene Fertigstellung nahmen die Hauptschule in der Falckensteinstraße und die Kalker Bauhaus-Filiale jetzt zum Anlass, um ihren Kooperationsvertrag unter dem Dach des KURS-Programms zu unterzeichnen und beurkunden zu lassen.
Weit über den offiziellen Akt hinaus wurde die Feierstunde im Musikraum zur wertschätzenden und ermutigenden Ansprache an die Schülerinnen und Schüler. „Wir brauchen mehr Menschen, die praktisch arbeiten, zum Beispiel wenn die Toilette oder die Heizung nicht funktioniert. Da kommt keiner mit einer theoretischen Ausbildung weiter“, sagte Petra Vianden von der Bezirksregierung Köln. Sie lobte die hilfsbereite und freundliche Atmosphäre an der Adolph-Kolping-Schule und darüber hinaus den Stellenwert von Hauptschulen: „Hier lernt Ihr Fertigkeiten, die keine andere Schule bietet, Arbeiten mit Textilien zum Beispiel. Ihr seid geradezu prädestiniert für Handwerksberufe, wisst aber vielleicht selber nicht, wenn Ihr nur auf Euer Zeugnis schaut, was in Euch steckt“, fuhr Vianden fort. Ihr sei es in der Schulzeit auch manchmal so ergangen, räumte die frühere Hauptschulleiterin ein.
Beate Jell vom KURS-Basisbüro der Stadt Köln betonte die Vorteile früh hergestellter Kontakte zwischen Schulen und Wirtschaft. „Theorie und Praxis sind eng verzahnt, was Euch hilft, ausbildungsreif zu werden, und Ihr trefft auf Fachkräfte im echten Leben“, sagte sie mit Blick auf Fähigkeiten, die Zeugnisnoten nicht ausdrücken können. Was diese „soft skills“ sind, fragte sie bei den Hauptschülern ab, und die wussten: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Offenheit, Freundlichkeit.
Die Personalbeauftragte von Bauhaus Rheinland, Carmen Hahmann, senkte die Hemmschwelle für die Bewerbung bei dem Unternehmen. „Da sitzen nicht Erwachsene vor einem einzelnen Schüler, sondern wir laden zehn bis 20 Bewerber zu einem Treffen ein. Sie machen eine Gruppenarbeit und anschließend einen kleinen Test. Wichtigster Punkt ist die Sympathie, denn wenn Ihr uns sympathisch seid, dann seid Ihr es auch den Kunden“, so Hahmann. Sie möchte Bewerber gerne schon vor dem Schulabschluss durch ein Praktikum kennenlernen.
„Macht es einen schlechten Eindruck, eine Ausbildung abzubrechen, weil es nicht passt?“, erkundigte sich ein Mädchen. Kerstin Röttgen, IHK-Referentin Aus- und Weiterbildung, konnte beruhigen: „Die ersten vier Monate sind ohnehin Probezeit, wichtig ist, sich frühzeitig an seine Ausbilder und an uns zu wenden, wenn Du den Eindruck hast, nicht im richtigen Beruf zu sein – oft kannst Du auch innerhalb des Unternehmens wechseln“, erklärte sie. „Wir bieten vor der Entscheidung für einen Ausbildungsgang Orientierungstage an“, ergänzte Bauhaus-Vertreterin Carmen Hahmann. Vorbild für einen jungen Mann, der nach der Schule schnell Karriere gemacht hat, ist Davide Enardu, heute stellvertretender Geschäftsführer der Bauhaus-Filiale in Kalk.
An der Adolph-Kolping-Schule ist Jasmin Arciprete Berufswahlkoordinatorin. Die Lehrerin hat die Jugendlichen beim Bauen der Insekten-Hotels begleitet. Das beste Ergebnis erreichte die Gruppe um Brenda, Larissa, Sissi und Jason aus der Klasse 9b. Deshalb durften die Vier bei der Feierstunde berichten, wie sie vorgegangen sind. Im Biologieunterricht erfuhren sie zuvor, was der Zweck von Nisthilfen ist. „Weltweit sterben die Insekten, sie sind aber lebensnotwendig, da sie für die Nahrung von Menschen und Tieren sorgen“, erklärten die Jugendlichen. Jede der fünf Gruppen erhielt ein Paket mit Holzteilen, Nägeln, Gitterdraht, Bambusrohr, Stroh und einem Backstein vom Bauhaus. Die Teile mussten nach genauem Ausmessen zu einer Art Regal mit Rückwand zusammengesetzt, wasserfest lackiert und mit Stroh und Bambus befüllt werden. Abschließend durften die erfolgreichen Hotelbauer ihren Namen einlöten. Der Siegergruppe schenkte das Bauhaus Akkuschrauber.