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The Red FlagsJan Böhmermann überrascht Kölner Band mit Auftritt bei Rock am Ring

Lesezeit 4 Minuten
The Red Flags in der TV-Show „Lass dich überwachen“ von Jan Böhmermann

The Red Flags in der TV-Show „Lass dich überwachen“ von Jan Böhmermann

Was verbindet Jan Böhmermann und sein Team vom ZDF Magazin Royale und die Kölner Grunge-Band „The Red Flags“? Der Moderator überraschte die Mädels mit dem Angebot, bei Rock am Ring zu spielen.

Eigentlich wollte Lina im März nur mal Karten für das ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann ergattern. Dieser Wunsch brachte sie und ihre drei Bandkolleginnen von „The Red Flags“ am Ende auf die ganz große Bühne: Im Juni spielte die Kölner Newcomerband bei Rock am Ring im Vorprogramm der Ärzte. Von 30 bis 200 Zuschauern im Normalfall – mal eben auf knapp 30.000.

Eine unglaubliche Geschichte, die Lina, Polly, Joe und Murphy ihr Leben lang nicht vergessen werden und die - ganz trivial - in die Rubrik: „Wenn Träume wahr werden“ passt. Jan Böhmermann und sein Team haben das Drehbuch dazu verfasst. Sie spähten die Band für die Sendung „Lass dich überwachen“ aus. Konzept des Formats: Ahnungslose Menschen aus dem Studiopublikum werden mit dem konfrontiert, was sie so im Internet posten und werden so unfreiwillig zu Stars der Show.

Bei den „Red Flags“ war der Aufhänger die verzweifelte Suche nach einem Probenraum in Köln. Denn ihr bisheriger war schmuddelig und voller Schimmel. In einem Online-Kleinanzeigenportal gab Lina die Suchanzeige auf. Das Böhmermann-Team köderte zunächst mit einem neuen Probenraum, dann mit „zufälligen“ Zusammentreffen mit der Band „Blond“, die angeblich im selben Probenraum für mehrere Konzerte in Köln proben wollte und den Mädels von „Red Flags“ wichtige Outfit- und Bühnentipps gab.

Die Kölner Band „The Red Flags“

Die Kölner Band „The Red Flags“

„Red Flags“ aus Köln: Tipps von Querbeat bei Rock am Ring

Das Team schickte angebliche Reporter, die Lina (18), Polly (18), Joe (19) und Murphy (19) interviewten und nebenbei baten, die jungen Frauen sollten sich den 7. Juni freihalten, weil sie da bei einer Firmen-Veranstaltung spielen sollten. Am 3. Juni, einem weiteren angeblichen Pressetermin, bei dem die „Red Flags“ in den Club Volta gelockt wurden, lüftete Böhmermann zunächst per Ton-Einspieler, dann live selbst das Geheimnis, dass sie an eben diesem 7. Juni einen Auftritt bei Deutschlands größtem Open-Air-Festival haben würden. „Ich habe seine Stimme ziemlich schnell erkannt“, sagt Lina. „Aber man denkt ja nicht, dass dann sowas kommt!“

Die verbleibenden Tage bis zum Gig waren stressig und irgendwie „surreal“, erinnert sich Lina. „Niemand durfte etwas davon erfahren. Ich saß bei der Arbeit und dachte immer nur: Oh, mein Gott, wir spielen bei Rock am Ring!“

Das Böhmermann-Team organisierte einen Tourbus. Es gab ein paar Proben, die Bonner Band Querbeat lieferte noch Tipps für den Auftritt. „Wir haben nur eine kleine Anlage. Für den Gig bei Rock am Ring gab es professionelle In-Ears und besten technischen Support“, berichtet Lina.Und dann ging am Auftrittstag alles ganz schnell. Völlig übermüdet (Lina: „Ich war seit zwei Uhr auf“) kamen die Vier in der Eifel an, begleitet vom Böhmermann-Team, das sie im Tourbus und auf dem Areal mit der Kamera einfing.

„Beim Soundcheck waren wir noch relativ entspannt“, erinnert sich Lina. „Das Areal war ja leer und wirkte gar nicht so angsteinflößend.“ Das Lampenfieber kam erst, „als ich die Menschenmenge gesehen habe. Da haben wir uns dann doch kurz gefragt: Was machen wir eigentlich hier?“, lacht sie.

Dann kamen noch die Ärzte

Die nächsten fünf Minuten sind für die Ewigkeit: Querbeat-Sänger Jojo Berger sagt die "Red Flags" an, erklärt, dass das eine absolute Premiere sei und sie angefeuert werden sollten. Und das Publikum folgt ohne Wenn und Aber. Lina reckt die Arme hinter ihrem Schlagzeug in den Himmel, die anderen werfen sich in die Gitarrensaiten und hauen „Who“, einen ihrer Songs, raus.

Sängerin Polly, die vor dem Auftritt angab, nicht nervös zu werden, „wenn wir alles machen wie immer“, hält dem Druck stand – ebenso wie ihre Bandkolleginnen. „Das Publikum hat uns total lieb aufgenommen“, schwärmt Lina später. „Die Leute haben geklatscht und Moshpits gemacht.“ Letzteres, auch „Moshing Pit“ oder „Pogopit“ genannt, ist ein häufig bei Metal oder Punk-Konzerten vor der Bühne entstehender Kreis, in dem die Zuschauer tanzen.

Ziemlich fertig mit der Welt, berauscht und überglücklich verlassen die „Red Flags“ die Bühne, auf der später als Headliner noch die Ärzte spielen werden. „Die haben wir uns natürlich auch noch angeschaut“, so Lina.

Album mit Moses Schneider

Nach Rock am Ring ging es für die Vier erstmal ganz normal mit ihren Jobs und Bandproben weiter. Durch die Ausstrahlung der „Lass dich überwachen“-Show am vergangenen Mittwoch könnte das natürlich noch anders werden, hoffen sie. Böhmermann spendierte in der Sendung noch einen Studiotag mit dem Berliner Musikproduzenten Moses Schneider. „Wir dürfen sogar ein ganzes Album aufnehmen.“

Als sie sich vor zwei Jahren als Schülerinnenband gründeten, war an so etwas nicht zu denken. Und doch setzten Lina, Polly, Joe und Murphy nach dem Abi alles auf die Bandkarte. „Wir haben uns ein Jahr gegeben, in dem wir ausprobieren wollten, was geht. Und wirklich kein Scherz: Auf unsere Ziele-Liste stand auch: Einmal bei Rock am Ring spielen.“

Im August stehen erstmal Auftritte in Köln an. Und vielleicht bleibt ja der Kontakt zum Böhmermann-Team erhalten, hoffen die Frauen. Das wäre der nächste Traum: Einmal beim ZDF- Magazin Royale als Band auftreten. Es gibt ja einen, der auch diesen Traum erfüllen könnte.