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Interview zum Schulstart 2022 in Köln„Es muss mehr angepackt werden“

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Schulbeginn

Freiwillig Masken tragen ist die Devise zum Schuljahresstart. 

Köln – Freiwillige Corona-Maßnahmen, keine Luftfilter, Raumnot. Martina Windrath spricht mit Nathalie Binz, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Köln, über viele Baustellen zum Start ins neue Schuljahr 2022/23.

Starten Sie nach den Ferien gut erholt und zuversichtlich ins nächste Schuljahr? Als Vorsitzende der Kölner Schulpflegschaften und berufstätige Mutter von vier Kindern war ja auch für Sie das vergangene Jahr sehr herausfordernd...

Ich bin zwiegespalten. Zu der Corona-Pandemie kommt nun auch noch die Energiekrise. Es gibt wohl endlich die lange angekündigten CO2-Ampeln für Klassenräume, aber immer noch keine der ausgeschriebenen Luftfilter, das zieht sich ja laut Oberlandesgericht Düsseldorf mindestens bis März 2023. Es muss wieder viel gelüftet werden – und es kann passieren, dass die Heizungen in Schulen runtergeregelt werden müssen. Dann sitzen die Kinder mit Mütze und Schal und zwei Paar Handschuhen in der Klasse und frieren. Wobei es natürlich grundsätzlich wichtig ist, Energie zu sparen.

Finden Sie die Corona-Maßnahmen mit freiwilligem Maskentragen und Selbsttests okay?

Oberstes Gebot ist, die Kinder und Angehörigen und Lehrkräfte so gut wie möglich zu schützen. Natürlich müssen die Schulen aufbleiben. Die Frage ist aber, auf wessen Kosten es geht, wenn die Maßnahmen so umgesetzt werden. Wir wissen alle, dass man bei Selbsttests den richtigen Moment erwischen muss. Das vorherige verpflichtende PCR-Testkonzept war besser. Im Herbst wird sich die Coronalage wohl verschärfen, schon jetzt sind die Zahlen hoch. Wir brauchen eine bessere Ausstattung der Schulen, was die Gesundheit angeht, auch mehr Hygienemaßnahmen und Putzintervalle. Außerdem sind raumlufttechnische Anlagen bei jedem Neubau erforderlich – unabhängig von der Pandemie.

Zum neuen Schuljahr starten die Gymnasien Zusestraße und Aachener Straße, allerdings kann das umgebaute frühere Bürogebäude von Unity-Media in Müngersdorf erst einige Monate später bezogen werden. Ein Start mit Hindernissen.

Da kommen viele andere Probleme hinzu. So muss ja auch die Helios-Gesamtschule wegen des Brandes an der Borsigstraße noch einmal umziehen. Das sind zwei Beispiele von vielen. Es fehlen ja immer noch über 50 neue Schulen für Köln bis 2030. Ich frage mich, wann und wie die Stadt Lösungen finden will. Die Statistiker konnten den Platzbedarf und die Raumnot vorhersehen.

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Es wurde in der Vergangenheit zu wenig gebaut. Es gibt zu wenige Grundstücke, und die Verfahren sind langwierig. Auch der Sanierungsstau besteht weiter und das Containerprogramm verzögert sich erheblich. Manches finde ich zu kleingeistig, und es scheitert bereits auf politischer Ebene. Es muss mehr angepackt werden.

Es bleibt viele zu tun. Auch das Aufreger-Thema Anmeldeverfahren an weiterführenden Schulen mit möglichen Mehrfachanmeldungen ist noch nicht ausgestanden...

Das war ein Chaos, das hoffentlich nicht mehr passiert. Wir müssen uns über die Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalen an die neue NRW-Schulministerin Dorothee Feller wenden, um zu klären, ob es kurzfristig eine politisch gewollte Lösung geben kann und wird.

Noch ein Vorschlag für Verbesserungen?

Ganz oben steht der Wunsch nach mehr direkter Kommunikation der Stadt Köln mit uns und allen Erziehungsberechtigten. Vieles erfahren wir immer erst aus der Presse.