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Interview zum Jubiläum der PaveierDas wichtigste Lied? „Leev Marie!“

Lesezeit 4 Minuten
Gute Laune: Detlef Vorholt (l.) und Sven Welter im Gespräch über das Jubiläum der Paveier.

Gute Laune: Detlef Vorholt (l.) und Sven Welter im Gespräch über das Jubiläum der Paveier. 

Zum Paveier-Jubiläum sprechen Detlef Vorholt und Sven Welter über Meilensteine, Streitkultur und Ziele

Wer hätte gedacht, dass die Paveier mal ihr 40-Jähriges feiern würden? Jedenfalls nicht Detlef Vorholt, eines der Gründungsmitglieder. Im Doppel-Interview mit Sven Welter spricht er über schwierige Zeiten und unvergessliche Momente.

Sie waren mit dem Jeckliner der TUI im Mittelmeer unterwegs. Können Sie das genießen?

Detlef Vorholt: Viel Freizeit haben wir da nicht. Wir befinden uns auf einem Schiff voller Fans und sind somit ständig unter Beobachtung.

Sven Welter: Man kann sich auch zurückziehen in die Kabine. Aber natürlich haben wir auch sehr viele Fotos gemacht. Wenn uns das zu viel wäre, hätten wir aber den falschen Beruf gewählt.

Was ist Ihr Höhepunkt zum Paveier-Jubiläum? Waren es die Auftritte in der Volksbühne oder wird es das Sommerkonzert auf der Pferderennbahn sein?

Detlef Vorholt: Der Höhepunkt ist, dass wir dieses Jubiläum überhaupt erreicht haben. Wir feiern im Grunde das ganze Jahr, denn wir hatten am Anfang nie gedacht, überhaupt 20 Jahre zu erreichen. Das war utopisch. Die Zeit ist schnell vergangen.

Sven Welter: Ich bin jetzt 13 Jahre dabei, die restliche Bandgeschichte habe ich als Jugendlicher erlebt. Was diese Band in 40 Jahren geleistet hat, ist immens. Neben der Masse von Hits weiß ich ja jetzt, was allein 13 Jahre Karnevalssession mit mir, mit meinem Körper, meinem Privatleben und meinem Haarwuchs gemacht haben. Ständig mehr als 300 Auftritte im Jahr sind ein echtes Brett. Das geht nur mit Herz.

Auf der Bühne wirken die Paveier sehr harmonisch, es wird viel gelacht und rumgealbert. Wie haben Sie die Freude am Job erhalten?

Sven Welter: Jeder nimmt den anderen, wie er ist. Man reibt sich, aber wir sprechen miteinander. Es gibt eine Art Urvertrauen.

In der Volksbühne an der Aachener Straße  hatten die Paveier fünf Jubiläumskonzerte gespielt.

In der Volksbühne an der Aachener Straße  hatten die Paveier fünf Jubiläumskonzerte gespielt.

Detlef Vorholt: Wir haben nie nach Musikern gesucht, die uns das Hohe C vom Apfelbaum pfeifen. Die menschliche Komponente war bei uns viel wichtiger. Wenn wir in der Session 200 Auftritte absolvieren, kann gerne mal jemand Cis statt C spielen. Aber wenn es menschlich nicht passt, gefährdet das die Harmonie der ganzen Gruppe.

Sven Welter: Stimmt. Ich bin einfach ein Wahnsinnstyp. (lacht)

Wobei entsteht denn die größte Reibung? Bei neuen Liedern oder Textzeilen?

Detlef Vorholt: Ständig. Jeden Tag. Wir haben glaube ich eine ziemlich bodenständige Streitkultur. Na ja, eigentlich geht es bei uns ziemlich schnell zur Sache, ich finde auch nicht immer die richtigen Worte.

Sven Welter: Die Basis stimmt. Das habe ich damals gespürt als ich nach dem Ausscheiden von Micky Brühl Sänger geworden bin. Das war nie geplant, ich stand bis dahin mit der Gitarre an der Seite und habe hin und wieder ein Lied gesungen. Das war eine Herausforderung für alle. Da hat sich ein ungeheurer Zusammenhalt gebildet. Obwohl wir alle sehr unterschiedlich sind.

Beim Liederschreiben stelle ich mir das schwierig vor.

Sven Welter: Ist es auch, aber am Ende kommt was Gutes bei raus. Bei „Leev Marie“ hatten Detlev meine Textideen nicht gefallen.

Detlef Vorholt: Ich sagte: Du läufst mit Deinen Tattoos rum wie eine tapezierte Litfaßsäule, du bist doch hier der Typ mit Kulleraugen und Bärchenblick.

Sven Welter: So ging das hin und her und plötzlich sagte er: Du bist doch eine Mischung aus George Clooney und einem Bär. Und bam. So entstehen unsere Texte. Das sind besondere Momente.

War „Leev Marie“ in den vergangenen zehn Jahren der wichtigste Song für die Band?

Detlef Vorholt: Vielleicht sogar in der gesamten Karriere. Dabei geht es mir nicht um Größenordnungen, aber „Leev Marie“ war ein mächtiges Ding. Mit dem Lied haben wir bei WDR 4 ein Zuschauervoting für das beste Karnevalslied aller Zeiten gewonnen. Von Ostermann über Bläck Fööss bis Höhner.

Wie sieht die Zukunft der Paveier aus? Drei Gründungsmitglieder sind ja noch dabei.

Detlef Vorholt: Vor meinem 100-Jährigen möchte ich aufhören. Die Band wird es auch noch geben, wenn wir mal aufhören. Aber daran denke ich noch nicht. Gesundheit spielt eine Rolle und die Frage, was ich mit dem Rest meines Lebens noch anfangen will. Gerade im Karneval kann man im höheren Alter die Schlagzahl nicht ewig durchhalten. Da gibt es eine natürliche Grenze. Den schwierigsten Wechsel haben wir ja schon geschafft.

Die Konkurrenz ist riesig in Köln. Und viele Bands nehmen ihre Alben bei Pavement Records auf, Ihrem Label. Sie spüren neue Entwicklungen sofort.

Detlef Vorholt: Die musikalische Qualität in Köln hat in den vergangenen 20 Jahren rasant zugenommen. Es kann sich niemand mehr auf alten Liedern ausruhen. Das bereichert die kölsche Musik. Mein Sohn hat mit Auerbach auch einen guten Start hingelegt. Das spornt an.