AboAbonnieren

Interview

Matthias Reim vor Konzert in Köln
„Die Kölner können feiern, wenn es gar nichts zu feiern gibt“

Lesezeit 4 Minuten
Matthias Reim auf dem Dach der Kölner Lanxess-Arena.

Matthias Reim auf dem Dach der Kölner Lanxess-Arena.

Schlagersänger Matthias Reim im Rundschau-Interview über Konzerte in der Domstadt, sein neues Album und seinen größten Hit

Mit „Verdammt, ich lieb dich“ war der Sänger auf dem Olymp des Erfolgs. Wenige Jahre später stand er auf einem Berg von Schulden. Doch wo auch immer, Matthias Reim blieb immer Matthias Reim.

Vor 34 Jahren haben Sie ihren Klassiker „Verdammt, ich lieb dich” veröffentlicht. Sind sie es langsam satt, den Song zu spielen?

Es ist unvorstellbar, wie oft ich diesen Song schon gesungen habe. Und ich entdecke ihn jedes Mal neu. Ich liebe ihn. Der Song hat so eine Magie, dass er nicht alt wird, weder vom Thema her, noch von den Worten, noch von der Melodie her.

Und die Fans sind ihn auch noch nicht satt?

Er wird bei den Leuten – Gott sei Dank - auch nicht alt. Die feiern ihn jedes Mal. Egal ob das jetzt bei einer Schlagernacht ist oder bei meinen eigenen Konzerten. Ich sehe es nach wie vor bei den Streaming-Zahlen, dieses Ding wird jedes Wochenende gefeiert und gespielt bis zum Abwinken. Dass ich sowas geschaffen habe und das bis heute so am Leben erhalten konnte, das ist für mich der größte Glücksfall, den man haben kann.

Am Wochenende haben Sie „Verdammt, ich lieb’ dich“ auch bei der Schlagernacht in der Lanxess-Arena gesungen. Treten sie gerne innerhalb dieses Schlager-Kosmos auf?

Ich liebe das. Das ist immer so eine tolle Atmosphäre. Mit Songs wie „Verdammt ich lieb dich“ und „Ich hab geträumt von dir“, da reiß ich die Hütte ab. Das sind halt inzwischen nun mal Feier-Songs. Auch Backstage macht die Atmosphäre mit den anderen Künstlern immer viel Spaß.

Ihre Single „Das Gute von Morgen“ war ein Vorgeschmack auf das neue Album. Worum geht es in dem Song?

Es ist immer so: Das was heute ist, ist schlechter als das, was damals war. Egal, ob es damals wirklich gut oder schlecht war. Die Zeiten waren immer schlimm, es gibt keine richtig guten Zeiten. Aber wenn wir was daraus machen und weiterleben, dann werden auch aus schlechten Zeiten auch gute Zeiten. Und das ist es, was wir brauchen, Erinnerungen.

In der vergangenen Woche erschien das Album „Zeppelin“. Was ist es für ein Album geworden?

Es ist wieder so eine typische Matthias-Reim-Reise. Ich glaube, es ist das vielfältigste Album, was ich je gemacht habe. Ich habe definitiv viele Rockelemente drin, die aber nicht nerven, sondern sehr an die Mainstream-Rockmusik der 70er und 80er erinnern. Sehr melodisch, und auf Deutsch verstehen die Leute es natürlich auch viel einfacher. Man versteht sofort, wo die Reise hingeht. Ich habe auch die Instrumente an die Themen angepasst.

Haben Sie ein Beispiel?

Wenn ich einen Song habe, wo ich ganz unten war, dann ist das natürlich Gitarren-lastig mit vielen tiefen Tönen. Klavier-esque wird es dann, wenn ich über den Tod meines Vaters erzähle und wie man so etwas verarbeitet. Ich bin ein bisschen stolz darauf, was ich da gemacht habe.

Wie lief der Prozess ab, um das Album zu erstellen?

Das Ganze hat anderthalb Jahre gedauert. Mehr als zehn gute Songs schaff’ ich nicht zu schreiben im Jahr. Ich befasse mich unglaublich lange mit Texten, Produktion und Arrangements. Ich bin da so ein Tüftler. Auch wenn ein Song eigentlich schon fertig ist, gehe ich nachts manchmal noch ins Studio und arbeite daran. Manche Songs entstehen auch schneller, manche brauchen eben länger. Ich mag es nicht, wenn alles gleich klingt. Bei mir gibt es nicht immer „Wir sind alle so glücklich tralala“, ich mach mir einen Kopf um meine Songs und um die Worte und Situationen, die ich darstellen will.

In drei Wochen geht es für Sie auf Tour. Wie laufen die Vorbereitungen ab?

Ich mache Sport, ich versuche fit zu bleiben, auch wenn dafür oft die Zeit fehlt. Wir machen intensive Proben und machen uns wahnsinnig viele Gedanken um Licht, LED und Background-Content. Dafür sitzen wir dann stundenlang in Zoom-Meetings und überlegen uns das, sprechen über den Inhalt. Dann kommen die Hallenproben. Am Anfang der Proben ist es auch immer alles noch echt schlecht, da stimmt hinten und vorne nichts. Aber das bekommt man alles hin, ich habe eine tolle Band, ich habe Profis, tolle Arrangeure. Wenn das dann alles sitzt, macht das richtig Freude. Ich empfinde es auch nicht als Arbeit.

In den letzten Jahren haben Sie oft in Köln gespielt. Was macht für sie denn das Kölner Publikum aus?

Die Kölner können ja feiern, wenn es gar nichts zu feiern gibt, so sind die von Natur aus. Und wenn die Kölner feiern wollen, dann tun sie das auch, und sie feiern vor allem sich selbst. Deswegen sind Konzerte in Köln so besonders, da brennt die Hütte.