InterviewAlkohol ist die häufigste vermeidbare Ursache für geistige Behinderung
Ein Interview mit Dr. Marc Hoppenz, Leiter des Perinatalzentrums im Krankenhaus Holweide
Ist ein Gläschen Wein in der Schwangerschaft wirklich schon gefährlich?
Ja, das kann es sein. Denn der Alkohol bleibt ungefähr 30 mal so lange im Fötus wie im Blut der Mutter. Allerdings ist das Ausmaß der Schäden davon abhängig, wann und wieviel Alkohol sie trinkt. Das Risiko ist bei einem einmaligen Glas Wein geringer als bei der täglichen Flasche Schnaps.
Was kann denn passieren?
In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft kann die Organentwicklung beeinträchtigt werden, Herz, Nieren und vor allem das Gehirn. Alkohol ist die häufigste vermeidbare Ursache für geistige Behinderung.
Und im weiteren Verlauf?
Da kommt es nicht selten zur Fehlgeburt. Außerdem entwickelt sich das Gehirn ja immer weiter. Die Schäden sieht man dann nicht sofort, aber die Kinder bekommen später oft schwere Lernstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Und ihr Wachstum ist oft gestört.
Wie können Sie Neugeborenen mit Fetalem Alkoholsyndrom helfen?
Medizinisch gar nicht. Wenn die Schäden da sind, können sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Deshalb: Wenn man plant, schwanger zu werden, sollte man bereits auf Alkohol verzichten. Denn es dauert schließlich eine Zeit, bis die Frau erfährt, dass sie schwanger ist. Da kann es für das Kind schon zu spät sein.