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Insulin-Prozess in KölnIm Internet nach „perfekter Mord“ gesucht

Lesezeit 2 Minuten
Gerichtsakten im Kölner Landgericht

Gerichtsakten im Kölner Landgericht (Symbolbild)

Köln – Mitten in der Befragung eines Polizeibeamten (27) schlug der Vorsitzende Alarm: „Der Wert unseres CO2 -Messgeräts steigt hier gerade in ungekannte Höhen.“ Nach kurzer Beratung wurde der Prozess gegen eine Arztgattin (41), die im Juli 2020 versucht haben soll, ihren Schwiegervater mit Insulin zu vergiften, vertagt.

Suchen auf dem Handy rekonstruiert

Sechs Stunden zuvor hatte in Saal 112 des Landgerichts zunächst die Stunde der IT-Nerds der Polizei geschlagen. Ein IT-Forensiker (43) versuchte den Prozessbeteiligten zu erklären, wie man auch nach einem gelöschten Browserverlauf noch Suchanfragen rekonstruieren und sogar den jeweiligen Zeitpunkt der Suche feststellen könne. Die Prozessbeteiligten staunten zeitweise Bauklötze. Kleine Kostprobe? „Base 64, Hex, Little-endian gedreht und dann haben Sie einen Zeitstempel“, sagte der 43-Jährige. Hinter dem kryptischen Satz verbarg sich aber nichts weiter, als eine Formel zur Berechnung von Zeitstempeln von gelöschten Suchanfragen bei Google.

Mehrfach nach „perfekter Mord“ gesucht

Auf die Arbeit des 43-Jährigen hatte aber der 27-jährige Beamte seine Auswertung des von der Angeklagten von ihrem Handy gelöschten Suchverlaufs aufbauen können. Das Ergebnis ist interessant: Demnach hatte die 41-Jährige ab Mai 2020 zunehmend Suchen nach: „perfekter Mord, Insulin-Injektion, Überdosierung“ vorgenommen. Ab Ende Mai habe es eine „deutliche Zunahme“ von Suchen nach Medizin „immer mit der Fragestellung einer Vergiftung“ oder „Medikamenten-Überdosis, die im Blut nicht nachweisbar ist“ gegeben. Ähnliche Anfragen bei Google habe es dann den gesamten Juni über gegeben.

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In jene Zeit fällt auch der mutmaßliche vom späteren Geschädigten in seiner eigenen Patientenakte vorgenommene Eintrag, dass er sich am 22. Juni 2020 „fast wie vergiftet“ gefühlt habe. Am Abend zuvor soll der spätere Geschädigte bei Sohn und Schwiegertochter zu Besuch gewesen sein und einen äußerst bitteren Campari-O-Saft von der Angeklagten kredenzt bekommen haben. Hiervon hatte er zahlreichen Zeugen tags darauf erzählt. An jenem 22. Juni, so der Beamte, habe die Angeklagte konkret nach: „Schmerzmittel Intoxikation Darreichungsform“ gesucht.

Der Prozess wird fortgesetzt.