Köln – Der Elternverein „mittendrin“ berät Eltern von Kindern mit Förderbedarf. Mit der Vorsitzenden Eva-Maria Thoms spricht Martina Windrath.

Auch Förderschulen sollen bald sukzessive wieder öffnen – melden sich mehr ratsuchende Eltern als sonst?

Wir haben sehr viele Anrufe von Betroffenen aus Köln und dem Umland. Die Unsicherheit unter Eltern von behinderten Kindern und auch von Lehrern ist groß, wie die Förderschulöffnung geschehen soll. Klar ist, dass das Land NRW in der 17. Schulmail in einem Nebensatz mitteilte, dass bei der Wiedereröffnung der Schulen alle Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf genauso behandelt werden wie die anderen. Doch nicht bei jeder Schule ist diese Informationen wirklich angekommen. Trotz Inklusion beginnen einige Schulen, nun wieder Unterschiede zu machen.

Inwiefern werden Unterschiede gemacht?

Es gibt einige Anfragen von Müttern und Vätern, ob sie eine Zurückweisung von geistig behinderten Kindern im Gemeinsamen Lernen hinnehmen müssen. Einige Lehrer hätten gegen einen GL-Unterricht argumentiert, da Förderschulen für geistig behinderte Kinder ja auch noch geschlossen seien.Außerdem könnten die Kinder nicht die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln befolgen. Das ist in den meisten Fällen aber nicht richtig. Ein weiteres Problem führt zu mehr Anfragen: Solange es keinen oder keinen täglichen Unterricht gibt, sollen die Kinder von zu Hause aus lernen. Sozial- und Jugendamt der Stadt Köln zeigen sich im Gegensatz zu anderen Kommunen offen dafür, dass Schulbegleiter im Distanzlernen auch zuhause eingesetzt werden können. Aber in Einzelfällen kommt es dabei zu hohem bürokratischem Aufwand, zum Beispiel wurde ein individuelles Hygienekonzept verlangt.

Der Alltag der Familien ist sicher in der Corona-Krise schwerer zu bewältigen?!

Viele wissen oft nicht mehr, wie sie ihren Alltag stemmen können und fühlen sich auf sich alleine gestellt. Das Lernen auf Distanz ist für manche Schüler schwer umzusetzen, die gezielte Förderung durch Sonderpädagogen ist nicht so einfach zu ersetzen! Es ist sehr irritierend, wenn Schulen, Kostenträger und Träger der Schulbegleitung selbst mit der Auslegung der Rechtslage überfordert zu sein scheinen oder widersprüchliche Auskünfte erteilen.

Wo erhalten Eltern Rat?

Die Beratungsstelle bietet sowohl persönliche als auch verstärkt Telefonberatung an, einen kostenlosen Beratungstermin kann man auch unter der Rufnummer 0221-29438498 oder per Mail an beratung@mittendrin-koeln.de vereinbaren.