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Illegale Rave-Party in Gremberger WäldchenErmittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen DJ eingereicht

Lesezeit 3 Minuten
Der Zugang zum Zwischenwerk IXb, wo ein illegaler Rave stattfand, ist mit Flatterband abgesperrt.

Muss man erst mal drauf kommen: In den Katakomben des Zwischenwerks IXb im Gremberger Wäldchen feierten die Raver ihre Party.

Die Polizei und Gesundheitsexperten warnen vor den unsichtbaren Gefahren einer Kohlenmonoxid-Vergiftung, die nach der illegalen Party im Gremberger Wäldchen auftreten könnten.

Nach der illegalen Rave-Party am Pfingstwochenende im Gremberger Wäldchen hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingereicht. Das Verfahren richtet sich aktuell gegen den DJ der Veranstaltung. „Er ist gilt für uns derzeit als der Veranstalter, bis wir den Verantwortlichen oder Organisator ermittelt haben“, sagte ein Polizeisprecher.

Die Beamten hatten nach der Alarmierung mehrere Daten von Partygästen aufnehmen können — aber das war es auch schon. Bei der Durchsuchung von zurückgebliebenen Kleidungsstücken oder Taschen fanden die Polizisten keine Personalausweise oder andere identifizierenden Schriftstücke. Ob die Teilnehmer bewusst keinen Personalausweis zu der illegalen Party mitgenommen hatten, konnte die Polizei nicht sagen.

Die Polizei hatte die Partygäste aufgefordert, sich bei Gesundheitsbeschwerden an Ärzte zu wenden. Immer wieder kommt es in NRW aus Unachtsamkeit zu solchen Vergiftungen. 2023 löste ein Heizstrahler bei einer Hochzeit eine Kohlenmonoxid-Vergiftung aus. Dort hatten rund 200 Gäste im Keller eines Gebäudes gefeiert und die Räumlichkeiten mit Heizstrahlern und Dieselgeneratoren geheizt.

Warum eine Kohlenmonoxid-Vergiftung so gefährlich sein kann, erklärt der Notfallmediziner und leitende Druckkammerarzt am Universitätsklinikum Düsseldorf: „Kohlenmonoxid entsteht bei unvollständigen Verbrennungsprozessen, das heißt ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr. Es bindet sich zwei- bis dreihundert Mal schneller an die roten Blutkörperchen als Sauerstoff, so dass dieser nicht mehr ausreichend transportiert werden kann.“ Eine CO-Vergiftung kann innerhalb kurzer Zeit zu Bewusstlosigkeit und Tod durch Organversagen führen.

Aber auch wenn der schlimmste Fall nicht eintritt, mit ein bisschen frischer Luft ist es im Zweifelsfall oft nicht mehr getan. Ab 8 Prozent CO-Anteil im Blut spricht man von einer Vergiftung, ab 20 Prozent von einer schweren. Dann hilft nur noch die Gabe von reinem Sauerstoff und im Zweifel der Transport in ein Krankenhaus mit Druckkammer - so wie in einem Fall am Samstag geschehen. Der junge Mann wurde nach Aachen transportiert.

Wird eine Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt, kann sie gravierende Spätfolgen auslösen (s. Infokasten). „Das reicht von Gedächtnisverlust und Schwindel noch Wochen und Monate später bis hin zu Parkinson-ähnlichen Bewegungsstörungen“, erklärt Dreyer. Tödlich ist die Vergiftung dann nicht mehr, die Folgen aber können bleiben.

Wachsam bleiben bei ersten Anzeichen

Die Auswirkungen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung seien übrigens dieselben, die in Sisha-Bars oft beobachtet würden. „Der für manche Menschen als angenehmer Rausch empfundene Schwindel ist in vielen Fällen nichts anderes als Sauerstoffmangel“, warnt Dreyer. Ärzte und Rettungsdienste warnen deshalb auch dringend dazu, bei den ersten Anzeichen im Wortsinne wachsam zu bleiben. Kohlenmonoxid ist farb- und geruchlos, eine Vergiftung ist nur an Symptomen zu erkennen: Schwindel, Unwohlsein, Müdigkeit, Erbrechen, Verwirrtheit, Atemnot.