„Es ist ein perfekter Tag für ein Training“, freut sich Frank O’Connor, als er den Platz der Bezirkssportanlage Bocklemünd betritt. Die Temperaturen sind deutlich milder als noch vor wenigen Tagen. Gute Bedingungen also, um sich zwei Stunden beim Sport auszupowern. O’Connor ist Trainer, aber nicht etwa von einer Fußballmannschaft: Er trainiert das Hurling-Team der Cologne Celtics, einem Gaelic Sports Club (siehe Infokasten).

Für jeden gibt es eine Rolle im Team

„Wenn ich anderen erkläre, was Hurling ist, sage ich immer: es ist ein Mix aus Baseball, Hockey, Lacrosse … und Mord“, erklärt Laura Kennedy, die Vorsitzende der Cologne Celtics, lachend. Sie habe 2020 mit dem Sport angefangen, kurz vor Beginn der Pandemie. „Man kann in jedem Alter damit starten, ich werde zwar nie Führungsspielerin sein, aber es gibt im Team für alle eine Rolle“, so Kennedy, die ursprünglich aus Irland kommt.

Beim Training seien sie meist zwischen zwölf und 30 Spielern, das hänge auch immer von der Jahreszeit ab. An diesem Tag sind es etwas mehr als 20, die den Weg nach Bocklemünd gefunden haben. Darunter Männer, Frauen und Kinder. Ein neues Gesicht ist auch diesmal dabei: Michael aus Bonn. „Ich habe früher Rugby gespielt und dann ein YouTube-Video übers Hurling gesehen“, berichtet er.

„Good catch“, also „guter Fang“, ruft ein Spieler einem anderen zu. In der Regel wird beim Hurling Englisch gesprochen. Apropos Sprache: Hurley ist die Bezeichnung des Schlägers, dem eine wichtige Rolle zukommt. Mit verschiedenen Übungen wird beim Training unter anderem das Balancieren des Balls auf dem Hurley geübt. „Ich habe mit fünf Jahren angefangen, Hurling zu spielen… wobei eigentlich spiele ich schon mein ganzes Leben lang. In Cork ist Hurling wie eine Religion“, so O’Mahony. Er kümmert sich bei den Cologne Celtics um die Webseite und die Sozialen Medien.

„Wenn man den Ball richtig schlägt, ist das ein unglaubliches Gefühl“, erklärt Oisín O’Mahony, der ursprünglich aus Cork in Irland kommt und mittlerweile in Bonn wohnt. Die richtige Treff-Technik, um den Ball weit und zielgenau zu passen oder in das Tor zu bringen, erfordert Übung. Das weiß auch Trainer O’Connor, der seine Spieler in Gruppen aufteilt und auf dem Feld platziert. Mit dem Hurley den Ball schlagen, fangen, laufen, wieder schlagen, fangen und laufen – hier sind Ausdauer und Genauigkeit gefragt.

Vom Junggesellenabschied auf den Platz

Der in Deutschland eher unbekannte Sport zieht aber nicht nur Iren an. Das Team ist bunt gemischt. „Ich habe in Dublin einen Junggesellenabschied als Trauzeuge organisiert, und so bin ich auf ein Event gestoßen, das ,Experience Gaelic Games’ hieß“, erklärt Fabian Ebach aus Bonn. Das habe allen viel Spaß gemacht, ihm ganz besonders: „Daher habe ich nach Möglichkeiten geguckt, den Sport zu machen.“ Seit 2020 ist er nun Teil des Teams. „Ich mag, dass es sowohl technisch als auch körperlich ist“, sagt Ebach.

Körperlich wird es auch beim Trainingsspiel: Das Geräusch von Holzschlägern, die gegeneinander krachen, tönt immer wieder über das Feld, wenn mit den Hurleys um den Ball gekämpft wird.

Die ersten Berührungspunkte mit Hurling hatte Kea Holze während ihres AuPair-Jahres in Irland. „Der Bruder meiner Gastmutter hat gespielt, damals noch im College“, erzählt Holze. „Irgendwann habe ich Fabian und Oisín in der Bahn von Bonn nach Köln getroffen, die hatten ihre Hurleys mit, weswegen ich sie angesprochen habe. Die beiden meinten, ich solle einfach mal zum Training vorbeikommen.“

Club bietet mehr als Sport

„Für mich bedeutet die Gemeinschaft hier viel“, erklärt Kennedy. „Letztes Jahr haben wir eine Fahrt nach Cork veranstaltet, wo wir auch ein Spiel im Stadion von Cork gespielt haben“, berichtet O’Mahony. Im September kommt das Team aus Cork dann für das Rückspiel zu Besuch nach Köln. „Es geht bei uns auch um Kultur und Verbindungen.“

In diesem Sinne wird auch Michael, der das erste Mal bei einem Hurling-Training ist, voll eingebunden und spielt direkt beim Trainingsspiel mit. Dabei wird deutlich, wie schnell das Spiel ist. Pässe kommen nicht immer an, der Ball fliegt mal zu weit, mal zu kurz. Dabei scheinen aber alle Spaß zu haben. Ob Michael sich vorstellen kann, nochmal zu kommen? „Es war viel auf einmal. Aber ich habe Lust darauf bekommen.“

Gaelic Games und die Cologne Celtics

Die Cologne Celtics sind ein Verein und Teil der Gaelic Athletic Association in Deutschland. Sie treten in ganz Deutschland und Europa in den wichtigsten Gaelic Games an: Hurling, Camogie und Gaelic Football. Vermutlich wird Hurling bereits seit über 3000 Jahren gespielt. Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. Das Ziel ist es, Tore und Punkte zu erzielen. Dabei wird mit einem Hurley gespielt.

Beim Camogie handelt es sich um die Damen-Variante von Hurling. Hier werden einige Anpassungen vorgenommen, beispielsweise wird ein kleinerer Ball verwendet. Gaelic Football ist ein beliebter irischer Mannschaftssport und kann als eine Mischung aus Basketball, Rugby und Fußball bezeichnet werden.