Hunderte Menschen am NeumarktViel Zulauf bei spontaner Demo für die Ukraine
Köln – Die schwarze Schminkcreme wird zweckentfremdet. „Stand with Ukraine“, schreibt eine der drei jungen Frauen damit auf eine Pappe. Spontan sind am Donnerstagmittag um 14 Uhr hunderte Menschen zum Neumarkt gekommen. Sie alle wollen gegen Putins Angriff auf die Ukraine demonstrieren. Sie alle sind fassungslos, geschockt. Frauen, die die hundert Meter lange gelb-blaue Ukraine-Fahne halten, haben müde, ernste Augen. „Heute Morgen um 5 Uhr hat meine Mutter angerufen. Sie hat gesagt, dass Krieg ist. Sie hat große Panik“, sagt eine der Frauen.
Zwei Mitfünfzigerinnen, die als Giraffen verkleidet sind, erzählen, dass sie eigentlich extra aus Luxemburg zum Feiern nach Köln gekommen sind. „Als wir von der Demo gehört haben, fanden wir das aber wichtiger“, sagen sie. „Wir haben alles stehen und liegen lassen, um hier hin zu kommen und uns solidarisch zu zeigen. Köln ist solidarisch“, sagt wenig später Brigitta von Bülow (Grüne) über das notdürftig funktionierende Megaphon.
Alle Vertreter der Ratsparteien sind gekommen. Und auch die Oberbürgermeisterin. Im braunen Mantel, ungeschminkt und ernst steht sie dort an diesem Weiberfastnachtstag. „Der Angriff ist nicht akzeptabel“, sagt Reker und verspricht, sich für Geflüchtete einzusetzen. „Schön, dass Sie da sind“, sagt ein ernster älterer Mann, der ein Anti-Putin-Transparent hochhält. Leise Töne überwiegen. Zumindest so lange bis Mariana Sadowska spricht.
„Ich werde schreien, denn ich will, dass mich alle verstehen“, ruft die ukrainische Musikerin, die seit 20 Jahren in Köln lebt. Mariana Sadowska hat die spontane Demo maßgeblich organisiert. Sie ist außer sich vor Wut, Empörung und Trauer. Alle ihre ukrainischen Freunde würden bei ihr als Geflüchtete Unterschlupf finden, verspricht Sadowska. Doch noch wichtiger sind ihr ihre Forderungen: „Verteidigungswaffen für die Ukraine. Keine Wirtschaft mit Russland.“
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Dass die Ukrainer ihr freies demokratisches Land verteidigen wollen, machen die Redner immer wieder klar. „Doch dazu fehlen die Waffen“, sagt die Ukrainerin Linda Mai. Sofia Fellinger, ebenfalls Ukrainerin, hat den ganzen Morgen mit Verwandten im Land telefoniert. „Die Grenzen sind jetzt schon zu“, sagt sie und denkt weiter: „Die reichen Länder sollen unsere Landsleute aufnehmen.“ Währenddessen hisst eine junge Familie die Fahne von Belarus. „Wir haben ein gemeinsames Problem – Putin“, sagt der Mann.