Howard Carpendale spricht über die Schlager-Schublade, die lustigste Stadt Deutschlands und Steffen Baumgart.
Interview mit Howard Carpendale„In Köln war die lustigste Zeit meines Lebens“
Diesmal soll wirklich Schluss sein: Howard Carpendale hat soeben sein nächstes Studioalbum „Let's do it again“ fertiggestellt – und will sich nun von der Albumproduktion verabschieden. Johannes Spätling sprach mit dem 77-jährigen Sänger, der nicht in die Schlager-Schublade gesteckt werden möchte.
Wie kann man den Albumtitel „Let's do it again“ verstehen? Was soll fortgeführt werden?
Die Live-Konzerte – für die lebe ich. Ich möchte zukünftig in ganz anderer Form auftreten, lieber eine Woche en suite an einem Ort auftreten, statt ständig reisen zu müssen. Es zehrt an den Kräften, wenn man ständig tausende von Kilometern reisen muss. Mein neues Album ist kein Aufruf zum Abtritt, sondern ein Aufbruch in eine neue Zeit. Ich möchte den Leuten vor allem live eine Freude bereiten und meine Karriere als Sänger fortführen, nicht als Studiomusiker.
Was konkret meinen Sie damit?
Ich denke, dass es bald soweit ist, dass deutlich weniger Alben im Musikbusiness produziert werden. Die Branche hat sich sehr verändert. Live zu spielen hingegen ist sehr wichtig – und es gibt so viele, die nicht live spielen, sondern nur so tun. Das ist eine linke Tour, um es so zu sagen.
Wen wollen Sie mit Ihrem Album erreichen?
Eines vorweg: Ich bin kein Schlagersänger, möchte nicht nur die Schlagerfans erreichen. Das Album enthält eine frische Qualität, die ich gefühlt so noch nie erreicht habe. Es enthält schöne Balladen und scheint aktuell gut anzukommen. Dass ich mich aktuell in den Charts an der Spitze mit den Rolling Stones auseinander setzen muss, ehrt mich als alten Sack. (lacht)
Auf dem Album findet sich auch „Weiße Tauben“, ein Friedensaufruf. Inwieweit kann ein Künstler auf die Welt einwirken?
Was kann jeder Einzelne tun? Reden, reden und nochmals darüber reden. Wir erleben aktuell einen der verlogensten Kriege, die je stattgefunden haben. Als Künstler kann man nur ein wenig sensibilisieren. Ich verkaufe Emotionen und bin kein politischer Sänger, also erreiche ich die Menschen über das Gefühl, wie bei „Weiße Tauben“.
Der Weg des Künstlers ist „ehrlich sein“ – das haben Sie schon oft betont. Was steckt dahinter?
Authentisch sein. Ich bin auf der Bühne genau wie im Privatleben – immer authentisch. Über die Jahre habe ich mir den Vorteil erarbeitet, dass man mir glaubt. Ich bin 42 Jahre mit meiner Frau zusammen, das sagt viel aus, glaube ich.
Sie haben zuletzt die „Goldene Henne“ als Auszeichnung erhalten. Wie viel bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?
In diesem Fall besonders viel. Ich habe in meiner Karriere leider zu wenig im Osten Deutschlands gearbeitet. Die Goldene Henne in Leipzig zeigt, dass mich auch dort Wertschätzung erwartet. Mein Team weiß, dass ich Überraschungen nicht so gerne mag – in diesem Fall haben aber alle die Schnauze gehalten und ich war so glücklich und stolz, dass mein Sohn Wayne mir auf diese emotionale Weise gratulieren konnte.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre ihrer Karriere?
Ich wünsche mir, dass deutsche Musik wieder ernster genommen wird und mehr gefördert wird. Was meine Karriere angeht, denke ich immer in Phasen. Im Moment haben wir eine große Herausforderung, die großen Arenen erfolgreich zu bespielen. Die Welt ist aber nicht in einer Balance aktuell, deswegen denke ich nur von Show zu Show. Nächstes Jahr findet eine große Challenge statt, wir kommen in riesige Arenen. 17 Shows stehen an, ich spiele am 24. Mai in Köln.
Was verbinden Sie mit Köln?
Ich habe 25 Jahre in Köln gelebt und kann nur sagen: Das war die lustigste Zeit meines Lebens und es gibt keine lustigere Stadt als Köln in Deutschland. Ich fühle mich leicht, wenn ich in Köln bin. Zudem habe ich Rugby für den RSV Köln gespielt. Mein Frisör ist auf der Aachener Straße und ich lache mich jedes Mal schief, wenn ich ihn besuche. Die Lanxess-Arena bedeutet mir sehr viel, es ist ein bisschen so, als ob ich dort zu Hause bin. Übrigens: Steffen Baumgart scheint auch ein Fan von mir zu sein, ich habe ihn zufällig bei meinem Konzert im Publikum entdeckt. Da habe ich mich extrem gefreut.
Wo ist Ihre Heimat?
Wo meine Frau ist – also meistens in Deutschland. (lacht) Wenn ich heute die freie Wahl hätte, würde ich immer nach Deutschland gehen. In den USA wackelt der Boden zu sehr, in Deutschland ist es immer etwas sicherer. Aber den Südafrikaner kannst du auch nicht aus mir herausholen. Wir sind die beste Rugby-Nation der Welt, und Rugby ist mein Leben – neben der Musik.
Am 24. Mai 2024 ist Howard Carpendale in der Lanxess-Arena zu sehen. Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.