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Hinter den KulissenZu Besuch bei „Grill den Henssler“

Lesezeit 5 Minuten

Improvisation ist alles: Steffen Henssler bewahrt die Ruhe.

Köln – Es ist kurz vor 14 Uhr bei „Da Pasquale“ am Andreaskloster. Steffen Henssler, seit 26 Jahren Koch, lehnt sich entspannt zurück. Er hat gerade seinen Mozzarella Marinata aufgegessen. Lecker.

Zeitgleich in Ossendorf, MMC Gelände, Studio 41. Lilly Becker steht leicht hysterisch vor zwei Kochtöpfen. „No butter!“, lautet ihre Anweisung. Das sei ein Kindergemüse. Sternekoch Ali Güngörmüs versucht zu vermitteln: „Das ist für die Jury, nicht für Boris oder Amadeus, glaub mir.“ Schließlich soll ihr Hähnchen mit Gemüse später der Jury besser schmecken als dasselbe Gericht gekocht von Profi Steffen Henssler.

Die Show „Grill den Henssler“, produziert von der Kölner Firma ITV, gehört seit 2013 mit der mittlerweile vierten Staffel fast schon zu einem Kölner Dauerbrenner. Zumindest in der Zeitrechnung von Fernsehsendern. Der Hamburger Koch Henssler tritt in jeder Folge gegen drei Prominente an, die sich ein Gericht ausgesucht haben. Dabei werden sie von einem Profikoch – geparkt auf einem Hochsitz – akustisch und mental unterstützt. Henssler kennt vorher keines der Gerichte und muss improvisieren. „Das ist die größte Herausforderung“, sagt der 42-Jährige, „und es klappt nur, wenn ich Vollgas gebe.“

Bei den Proben am frühen Nachmittag darf Profi Ali Güngörmüs Lilly Becker, Jürgen Drews und Oliver Petszokat noch direkt am Herd unterstützen. Nicht im Studio, sondern in einer extra eingerichteten Probe-Küche im Nebenraum. Jeder hat nur 25 Minuten Zeit für sein Gericht. Es wird hektisch. Güngörmüs gibt Tipps wie „Die Champignons direkt in den Topf schnippeln“ und „Vielleicht tust du ein paar Kürbiskerne rein?“, reicht Küchenrolle oder wiederholt wie ein Mantra immer wieder: „Kein Stress, kein Stress“. Dabei sind Drews und Becker wahrlich keine Kochprofis. „Soll ich da etwa mit der Hand rein?“ Der König von Mallorca ist verstört. So hatte seine Frau Ramona es ihm aber nicht gezeigt. „Jürgen hat beim Kochen zwei linke Hände“, bestätigt der Profi. „Aber nur da.“

Petszokat ist der Kölner Promi in der Runde. Eigentlich mache er nur noch TV-Shows mit Tieren – der Hundenarr hat ein Geschäft für Vierbeiner in der Südstadt – , dieses Mal sei er hauptsächlich wegen seiner Mutter dabei. „Die ist Ali-Fan.“ Sie wartet aufgeregt in seiner Garderobe, während er noch einen Kaffee trinkt. Vor dem Studio ist ein Catering-Wagen aufgebaut. Es gibt Cappuccino, Wasser und O-Saft. Man kennt sich am Ossendorfer Set, begrüßt sich wie alte Bekannte.

Sein Gericht, Frikadellen mit schwäbischem Kartoffelsalat, kann der Sänger heute nicht abschmecken. Zusammen mit seiner Freundin verzichtet er seit einigen Wochen auf Getreide. „Ich will bewusster leben“, sagt er und zeigt wie zum Beweis sein Handgelenk. Statt einer Armbanduhr ist dort eine Digitalanzeige eintätowiert, 11:55. „Es ist kurz vor zwölf.“

Tatsächlich ist es schon nach drei. Die Koch-Proben sind abgeschlossen. Die Aufzeichnung beginnt um sechs. Jetzt muss Peter Wiese schnell los. Kürbiskerne, Kurkuma und Wermut kaufen. Er ist der „Food Manager“ am Set und kümmert sich um die Lebensmittel. In mehreren großen Kühlschränken und Regalen hortet der gelernte Koch Gemüse, Sirup und Eier, Hefezöpfe oder Rinderfilets. Eben alles, was zum Kochen für die Show gebraucht wird. Wenn etwas fehlt, fährt er los. Wie jetzt für den Wermut: „Ali will Noilly Prat.“ Sein Team beseitigt indessen das Chaos, das die Promis in der Küche hinterlassen haben. „Die Reste schmeißen wir nicht weg, ich versuche alles zu verarbeiten,“ sagt er. Entweder dürfen sich die Mitarbeiter bedienen oder er kocht in großen Töpfen Rinderfond.

Bevor es durch die schwere Stahltür in das Studio geht, gibt es Pasta für das ganze Team. Jurymitglied Reiner Calmund schaut mehr auf sein iPad als auf seinen Teller. „Calli guckt in jeder freien Minute Fußball“, verrät ein Teammitglied. Außerdem gibt es später noch genug Essen. Auf den schwäbischen Kartoffelsalat von Petszokat ist Calmund gespannt. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob er den wie meine Schwiegermutter macht?“

Um Punkt 16.15 Uhr kommt Steffen Henssler in Ossendorf an. Immer noch ziemlich entspannt. Schließlich hat er bereits 18 Folgen der Show gewonnen. Sein erster Weg führt ihn direkt ins Studio. „Ich gucke, ob alles am Platz ist“, sagt er, während er die rote Showküche inspiziert. Und er wird fündig: Das Glas mit Pinienkernen ist nicht mehr voll. Peter Wieses Leute kümmern sich darum. Trotzdem sagt Henssler: „Wenn etwas richtig schief geht, ist das lustig“, und meint damit: Improvisation ist alles. Gedreht wird „live on tape“, Wiederholungen soll es wenn möglich nicht geben.

17 Uhr, eine Etage höher. Moderatorin Ruth Moschner sitzt in ihrer Garderobe vor dem Spiegel, umgeben von 14 Paar Highheels. Die hat sie von Zuhause mitgebracht: „Ich muss im Studio so weite Strecken zurücklegen. Und trotzdem tut mir nachher alles weh.“ Eine Tür weiter schreibt Jurymitglied Heinz Horrmann Autogrammkarten. Der gebürtige Rheinländer ist aus Florida eingeflogen („Da sind grad 30 Grad“). Seit acht Jahren ist der Restaurantkritiker im Fernsehen in diversen Koch-Jurys zu sehen, seinen Kollegen Calli kennt der Borussia-Gladbach-Fan schon seit 35 Jahren. „Mit ihm ist jede Sendung purer Spaß.“ Der ruft nebenan seine Schwiegermutter an. Wegen des Kartoffelsalat-Rezepts.

Es ist kurz vor 18 Uhr. Eine Aufnahmeleiterin mit einem Headset hetzt über den Flur. Die 360 Zuschauer sitzen schon im Studio. It’s Showtime.

Grill den Henssler,Start: 19. April, 20.15 Uhr auf VOX; Sendung mit Jürgen Drews: 3. Mai, 20.15 Uhr.