Die Heliosschule gilt als Leuchtturmprojekt. Doch weil die inklusive Universitätsschule noch an verschiedenen Übergangsstandorten ist, können nicht alle Kinder von der ersten bis zur letzten Klasse bleiben.
Heliosschule in KölnMutter kritisiert harten Bruch nach der vierten Klasse

Annika Dankers-Möhle will ihre Tochter bis zum Abschluss auf der Heliosschule unterrichten lassen.
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„Meine Tochter kennt keine Noten, keine klassischen Testsituationen unter Druck.“ Annika Dankers-Möhle, Mutter einer Neunjährigen, macht sich Sorgen. Ihre Tochter, die ihre Grundschulzeit auf der Heliosschule verbracht hat, soll nach den Sommerferien auf ein Kölner Gymnasium, anstatt wie geplant ihre Schullaufbahn an der innovativen Helios-Gesamtschule fortzusetzen. Erstmals sind nach Informationen der Elternschaft in diesem Jahr 17 Helios-Grundschülerinnen und -schüler an der zugehörigen Gesamtschule abgelehnt worden.
„Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Wir hatten das Vertrauen, dass unsere Tochter bis zum Ende ihrer Schulzeit an der Heliosschule bleiben kann“, sagt Dankers-Möhle. Ebenso wie andere Eltern, die sich bewusst für die integrative Universitätsschule entschieden haben, ist sie fassungslos. „Diese Schülerinnen und Schüler wurden durch das innovative Schulkonzept auf das Lernen im ,althergebrachten’ Schulsystem nicht vorbereitet. Sie kennen keine Fächer, keine Noten, keinen Frontalunterricht, keine Hausaufgaben und keinen Schulgong, der ihr Lernen taktet“, formuliert der Elternarbeitskreis „Übergang“, der sich gebildet hat. Rund zwanzig Eltern sind dort aktiv. Sie befürchten, dass das Gelingen des Konzepts gefährdet sein könnte.
Heliosschule gilt als ein Leuchtturmprojekt
2015 hatten die Stadt Köln, die Bezirksregierung und die Universität gemeinsam die Heliosschule als innovatives Bildungsprojekt angestoßen. Sie gilt als Leuchtturmprojekt, soll eine „inklusive Schule für alle“ sein, an der Kinder von der ersten Klasse bis zum Schulabschluss unterrichtet werden.
Weil das gemeinsame Gebäude auf dem Heliosgelände in Ehrenfeld noch gebaut werden musste, starteten die Schulformen an unterschiedlichen Orten. Während die zweizügige Grundschule in Sülz an den Start ging, hat die vierzügige Gesamtschule Interimstandorte in Ehrenfeld und Vogelsang. Immer noch nicht bezugsfertig ist der Standort auf dem ehemaligen Fabrikgelände an der Vogelsanger Straße, der eigentlich im Jahr 2022 fertiggestellt werden sollte. „Der Umzug kann frühestens Ende 2024 stattfinden“, teilte die Stadt Anfang 2022 mit.
Bisher kein gemeinsamer Standort wegen Bauverzögerung
Die Bauverzögerung und die unterschiedlichen Standorte bedrohen nun das gemeinsame Lernen bis zum Schulabschluss. „Die Gesamtschule war gezwungen, das Kriterium ,nächstgelegene Grundschule’ bei der Aufnahme anzuwenden“, sagt Dankers-Möhle. Damit hatten Kinder einer Sülzer Grundschule auf einer Ehrenfelder Gesamtschule schlechte Karten.
„Die Kinder werden unvorbereitet zurückgelassen, weil es die Verantwortlichen versäumt haben, eine rechtssichere Übergangslösung für die Zeit bis zum Umzug in den Neubau zu finden“, kritisiert der Elternarbeitskreis. Die Bezirksregierung habe erklärt, dass die beiden Heliosschulen eigenständige Einheiten darstellten, die außer einer gemeinsamen Kooperation mit der Uni Köln und ähnlichen pädagogischen Konzepten nichts gemein hätten.
„Wenn ich gewusst hätte, dass meine Tochter nach der vierten Klasse rausfliegt, hätte ich mir das vielleicht anders überlegt“, sagt Annika Dankers-Möhle.