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Harte SchönheitKölner Ausstellung widmet sich dem „Brutalismus“

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Köln – Warum muss grau immer als hässlich empfunden werden? Der Heidelberger Stadtplaner und Fotograf Gregor Zoyzolyla stellte sich diese Frage erstmals zu Schulzeiten, die er in einem eher robusten Schulgebäude verbrachte. Während Lehrer und Mitschüler sich unisono über die vermeintliche Unansehnlichkeit des Gebäudes beklagten, entdeckte er seine Liebe zum Brutalismus.

Kalt, grau und abweisend? In der Architektur gibt es immer mehr Anhänger des „Brutalismus“. 

Die Bezeichnung hat übrigens nichts mit dem deutschen Adjektiv „brutal“ zu tun, sondern ist die Ableitung des französischen „béton brut“, was „roher Beton“ bedeutet. 1955 wurde der Begriff „New Brutalism“ erstmals verwendet. Die Idee dahinter: eine „offene und ehrliche“ Architektur, die alle Baumaterialien sichtbar macht. Über vier Jahre reiste Zoyzola durch Europa und Nordafrika, um die herausragendsten Gebäude des Brutalismus zu fotografieren. Auch die Kölner Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) gehört dazu, wo Zoyzoyla nun die Ausstellung „Concrete: Imagination. Die Ästhetik des Brutalismus“ zeigt. Rund 120 Fotografien in 17 Vitrinen zeigen Wohnhäuser, Sakralbauten, Rathäuser aus Deutschland, Frankreich, Belgrad und Marokko, Athen und Barcelona. Darunter auch bereits abgerissene Schätze des Brutalismus. Der Brutalismus polarisiere eben, wie kein anderer Architekturstil „zwischen blankem Hass und Liebe“, sagt der USB-Leiter Hubertus Neuhausen. Er muss er wissen. Zwar sei auch er „dem Charme des Gebäudes erlegen“, sagt er.

Der Fotograf Gregor Zoyzolyla hat die Bauten dokumentiert.

Doch die Bibliothek hat mit Problemen zu kämpfen, die das denkmalgeschützte Ensemble aus Bibliothek, Hörsaalgebäude und dazwischenliegendem Garten im Alltag darstellt. „Wir Bibliothekare ringen sehr mit dem Gebäude.“ Beton altere eben nicht gut. „Es bröckelt und bröselt“, sagt er. Auch Tobias Flessenkemper vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz prangert den teilweise heruntergekommen Zustand des „durchkomponierten Areals“ an. „Mich als Kölner macht es traurig solche herausragenden Gebäude so zu sehen.“ Kein gutes Aushängeschild für eine Exzellenz-Universität wie Köln, sei das. Dass sich laufender Uni-Betrieb und Pflege und Erhaltung denkmalgeschützer, brutalistischer Gebäude nicht ausschließen, zeigten Beispiele aus England.

Concrete:Imagination - Die Ästhetik des Brutalismus“ vom 7. Februar bis 30. April 2020, Montag bis Freitag von 9 bis 24 Uhr, Samstag und Sonntag von 9 bis 21 Uhr