Halbe Milliarde Euro InvestitionNeustart für das Gerling-Quartier

Mitten in der Stadt: Blick vom Hohenzollernring über die Friesenstraße (unten im Bild) auf das Gerling-Quartier samt Hochhaus (links) und neuem Hotel, über dem sich der Baukran noch dreht.
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Köln – Eines der bekanntesten Quartiere Kölns könnte in rund fünf Jahren komplett umgebaut sein – und damit deutlich später als geplant. Denn eigentlich sollte der Umbau des Gerling-Quartiers zum Büro- und Wohnviertel ursprünglich 2017 abgeschlossen sein, der Grundstein war schon im Oktober 2011 gelegt worden.
Nun wird es vermutlich 2021 oder 2022, wie Proximus-Vorstand Michael Kunz sagt. „Wir wollen die Dauerbaustelle zum Abschluss bringen und das Quartier zum Leben erwecken“, sagt Kunz. Deshalb haben die Kölner Proximus AG und die Hamburger Quantum Immobilien AG zunächst im Januar einen Teil des Gerling-Quartiers von der Immofinanz AG gekauft, nun folgte der verbliebene Rest sowie Teile des angrenzenden Friesenquartiers sowie das Bürohaus am Hohenzollernring 62 (siehe Grafik).
Laut Kunz ist die Neuentwicklung der Flächen und Häuser „unheimlich wichtig für die Stadtentwicklung“. Dem Vernehmen nach investiert Proximus allein in Gerling- und Friesenquartier rund eine halbe Milliarde Euro. Ein Überblick.
Gerling-Quartier: Erster Bauabschnitt
Der erste Bauabschnitt gliedert sich in fünf Wohngebäude – unter anderem die Lambertina-Höfe oder das Gereons-Carrée – sowie fünf Bürohäuser, unter anderem das Gerling-Hochhaus oder das Haus von Werth. Aktuell sind rund 90 Prozent fertig gestellt, die verbliebenen zehn Prozent sollen bis Ende März 2018 abgeschlossen sein. Verantwortlich dafür ist noch die Immofinanz, sie übernimmt auch die Gewährleistung gegenüber den Wohnungsbesitzern.

Das Bauprojekt Gerling-Quartier und Umgebung.
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Sie setzte vor allem auf Luxuswohnungen, das 330 Quadratmeter große Penthouse im Hochhaus zum Beispiel hat den Käufer rund 5,9 Millionen Euro gekostet, also 18 000 Euro pro Quadratmeter. Auch andere Wohnungen kosteten laut Kunz schon mal 8500 Euro pro Quadratmeter. Viel Geld, noch sind nicht alle vom Markt. Kunz begründet das mit einem nicht funktionierenden Vermarktungskonzept, er sagt aber auch: „Ich sehe kein Problem, die Wohnungen zu vermieten oder zu verkaufen.“ Im Zuge des Verkaufs soll sich auch die Größe der noch zu bauenden Wohnungen ändern, sie sollen kleiner ausfallen.
Gerling-Quartier: Zweiter Bauabschnitt
Der Anfang ist schon lange gemacht, und zwar mit dem „25 Hours“-Hotel: Der Umbau der 200-Zimmer-Herberge samt Parkhaus soll im ersten Quartal 2018 fertiggestellt sein. Für die weiteren Flächen, unter anderem die alte Gerling-Zentrale, liegen Baugenehmigungen vor, die Pläne sehen dort zum großen Teil erneut Luxuswohnungen vor. Das ändert die Proximus vermutlich. „Die Nachfrage nach Büroimmobilien ist deutlich größer als nach Luxuswohnungen“, sagt Kunz. Bis 2021 oder 2022 könnten die Arbeiten beendet sein. Bis dahin müssen noch neue Pläne genehmigt werden, denn Kunz will bei Null anfangen, keine Ideen von der Immofinanz übernehmen, neue Architekturwettbewerbe starten. Und er will nicht, wie in der Vergangenheit diskutiert, einen Bio-Supermarkt im Jahrhundertsaal unterbringen.

Kein Freund der Dauerbaustelle: Proximus-Vorstand Michael Kunz.
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Friesenquartier
Südlich an das Gerling-Quartier grenzt das Friesenquartier, der Begriff bezeichnet in diesem Fall sechs gemischt genutzte Gebäude samt Tiefgarage, sie liegen zwischen Friesenstraße und „Im Klapperhof“. Dazu zählt auch das „Cluster-Haus“, darin sind viele Start-Up-Unternehmen untergebracht. „Wir prüfen, was damit geschieht, ob wir es vielleicht abreißen. Eigentlich wollen wir nicht alles platt machen“, sagt Kunz. Das Areal soll zudem aufgehübscht werden, unter anderem die Beleuchtung sowie das Parkhaus verbessert werden. „An der Stelle muss etwas passieren, jahrelang ist nichts gemacht worden“, sagt Kunz. Ein Teil der Arbeiten hat schon begonnen.

Ähnelt einem Hufeisen: Der Umbau zum neuen „25 Hours“-Hotel soll im ersten Quartal 2018 beendet sein.
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Bürogebäude Hohenzollernring 62
Seit Frühjahr steht das Eckgebäude direkt an der Kreuzung Friesenplatz leer, vorher befand sich dort unter anderem eine Filiale der Warenhauskette „Strauss Innovation“. Die Immofinanz wollte eigentlich ihr Bürokonzept „myhive“ umsetzen. Mit dem Verkauf ist dieses Vorhaben vom Tisch. Was mit dem Gebäude passiert, ist laut Kunz noch unklar. Ein Abbruch samt Neubau ist eine Option, die Planungen dazu sollen beginnen. Bis Ende 2020 oder 2021 soll alles umgesetzt sein. „Wir tendieren zu einer Büronutzung“, sagt Kunz.