„Gib deinen Senf dazu“Neue Plattform für Ideen der Kölner Bürger

Vision für die Zülpicher Straße, die auf einem Bürgervorschlag basiert: ohne Autos, dafür mit Rasengleis
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Köln – „Gib deinen Senf dazu.“ Das ist das Motto der Macher von „Senf.koeln“ – einer noch recht jungen Beteiligungsplattform im Internet. Hier können Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen und Vorschläge für Verbesserungen in der Stadtgestaltung kund tun: Wo fehlen Radwege oder ein Fußgängerüberweg? Wo soll mehr Grün angelegt werden? Und vieles mehr.
Jeder kann schnell sehen, was im Veedel Thema ist
Alle Ideen landen auf einer großen interaktiven Karte im Internet, auf der jeder mit wenigen Klicks nachschauen kann, worüber sich die Leute in seinem Veedel Gedanken machen. Das Spektrum reicht von Verkehrs- und Fahrradthemen über Umwelt und Grün, Versorgung, Inklusion und Soziales bis hin zu Sport und Freizeit.
Ins Leben gerufen wurde das nicht-kommerzielle Projekt im März 2021 von den beiden Designern und Mediengestaltern Tassilo Morino (26) und Christian Wild von Hohenborn (29) sowie der Verkehrsplanerin Kathrin Krienke (29). Jetzt wurde den drei Gründern eine große Ehre zuteil. Vor zwei Wochen bekam „Senf.Koeln“ beim 3. Deutschen Digitaltag in Berlin den 1. Preis in der Kategorie „Digitales Engagement“ und wurde als wegweisendstes Projekt bundesweit ausgezeichnet.

Preisverleihung: Tassilo Morino, Ministerin Nancy Faeser, Kathrin Krienke und Christian Wild. (v. l.).
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Hervorgegangen ist die Beteiligungsplattform aus einem Studienprojekt von Tassilo Moreno im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit, berichtet Kathrin Krienke. „Wir fanden das Thema: Was bewegt die Menschen in Köln und was wollen sie gerne ändern, total spannend. Wir wollen die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungsprozessen in der Stadt stärken“, betont Krienke.

Der Neusser Platz als autofreie Vision
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Ein Ansinnen, das auch die Stadtverwaltung mit neuen Formaten der Bürgerbeteiligung verfolgt. Doch die seien mitunter zu kompliziert und die Informationen teils schwer zu finden. „Wir wollen eine attraktive Alternative zu den Angeboten der Stadt bieten, bei der sich die Menschen auf einen Blick umfassend informieren und sich direkt über die Ideen austauschen können“, so Krienke. Auf der Karte in der WebApp-Anwendung findet man die Vorschläge der Nutzer, dazu gibt es eine Kommentar- und Abstimmungsfunktion. „So entstehen Datensätze, an denen deutlich wird, welche Dinge den Menschen in Köln besonders am Herzen liegen“, erläutert Krienke.

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Das soll dabei helfen, vor möglichen politischen Beschlüssen eine breitere Entscheidungsgrundlage zu schaffen. „Wir versuchen, den Menschen Gehör bei den Entscheidungsträgern der Stadt zu verschaffen“, sagt Morino.
Preis für Digitales Engagement
2019 hat die Initiative „Digital für alle“ den Deutschen Digitaltag ins Leben gerufenen – einen bundesweiten Aktionstag zur Förderung der digitalen Teilhabe in der Gesellschaft. Ziel ist, möglichst vielen Menschen Zugang zu Digitalisierung zu ermöglichen. Am 24. Juni fand der Digitaltag zum dritten Mal statt.
Aus diesem Anlass wurden zwei mit jeweils 10 000 Euro dotierte Preise in den beiden Kategorien „Digitale Teilhabe“ und „Digitales Engagement“ verliehen. Mehr als 250 Digitalprojekte konkurrierten um die Preise, die Beteiligungsplattform „Senf.Koeln“ setzte sich in der Kategorie „Digitales Engagement“ durch. Bei der Preisverleihung in Berlin wurden die Gründer des Projekts, Tassilo Morino, Kathrin Krienke und Christian Wild von Hohenborn, von Bundesinnenministerin Nancy Faeser beglückwünscht. (fu)
Inzwischen haben die drei Gründer neun Unterstützer, die ihnen bei der Betreuung der Plattform helfen. Gerne stellen sie die dort geäußerten Ideen in Visualisierungen dar – etwa den Vorschlag einer autofreien Zülpicher Straße (siehe Foto). Oder eines autofreien Neusser Platzes mit einem Spielplatz oder Springbrunnen vor der Agneskirche. „Die Visualisierungen sollen zu weiterer Inspiration anregen. Wir präsentieren solche Utopien als Diskussionsgrundlage für konkrete Verbesserungen in den Veedeln“, sagt Krienke.
Nicht zuletzt dank des Preisgelds peilt das Team jetzt den nächsten Schritt an. Aus der rein auf Köln bezogenen Web-App soll bald ein Programm werden, dass auch in anderen deutschen Städten die Bürgerbeteiligung vereinfacht.