Gentleman singt jetzt deutsch„Ich fühle mich ein wenig wie ein Newcomer“

Tilmann Otto alias Gentleman macht jetzt auch deutschsprachigen Reggae. Sein Album "Blaue Stunde" soll im Herbst erscheinen.
Copyright: Dominic Röltgen
Köln – So aufgeregt dürfte Tilmann Otto schon lange nicht mehr gewesen sein, neue Musik von sich zu präsentieren. Immerhin ist er als Gentleman seit über 20 Jahren nicht nur hierzulande einer der bekanntesten und erfolgreichsten Reggae-Künstler, sondern wird auch international gefeiert. Auch auf Jamaika, der Heimat des Reggaes, genießt der 45-jährige Kölner seit jeher Respekt und Anerkennung, arbeitet mit sämtlichen der dortigen Szenegrößen zusammen.
Unter anderem nahm er mit Ky-Mani Marley, einem der Söhne von Reggae-Urvater Bob Marley, ein gemeinsames Album auf und war 2014 der erste Musiker dieses Genres überhaupt, der ein eigenes „MTV unplugged“-Konzert spielen durfte. Man sollte also eigentlich annehmen, dass Gentleman mittlerweile einer Veröffentlichung von sich so entspannt entgegen schaut, wie der markante Off-Beat seiner Musik aus den Boxen klingt.
Gentleman live
Am Samstag, den 12. September, gibt Gentleman um 20 Uhr ein Heimspiel auf der Freilichtbühne auf dem „Schrotty“ in Bickendorf, Vogelsanger Straße 286. Auf dem ehemaligen Schrottplatz wird er neben seinen Klassikern auch bereits einige seiner neuen deutschsprachigen Songs spielen. Tickets für 43 Euro gibt es im Online-Shop des Künstlers. (roe)
https://shop.gentleman-music.com/produkte
Dass Tilmann Otto sich derzeit dennoch „ein wenig wie ein Newcomer“ im Geschäft fühle, hat einen besonderen Grund: Mit „Blaue Stunde“ wird der Musiker noch in diesem Jahr sein allererstes deutschsprachiges Album herausbringen – zwei Vorboten hat er mit „Ahoi“ und „Time Out“ bereits vorangeschickt. Im Maarwegstudio2 in Braunsfeld präsentierte der 45-Jährige beinahe nervös wie ein kleines Kind vor Weihnachten nun einer kleinen Auswahl an Journalisten große Teile des Albums. Die Rundschau war als einzige Kölner Lokalzeitung ebenfalls vor Ort, und so viel lässt sich einmal sagen: Gentleman auf Deutsch funktioniert wunderbar und klingt kein bisschen peinlich.
Die Idee, in seiner Muttersprache zu singen, sei eigentlich schon immer dagewesen, erzählt er. Immerhin habe ihn schon früher Thomas D von „Die Fantastischen Vier“ darauf angesprochen. Und auch sei es für ihn immer schon ein Dilemma gewesen, „dass dort, wo ich am meisten spiele, die Leute meine Texte am wenigsten verstehen“, erzählt Gentleman. Zwar funktioniere die Melodie und der Vibe eines Liedes überall, aber die dritte Instanz seiner Musik, der Text, gehe im deutschsprachigen Raum oft unter. Eine Initialzündung sei für ihn die Teilnahme an dem TV-Format „Sing meinen Song“ gewesen. „Das Feedback“, so Gentleman lachend, „war so krass, dass es schon grob fahrlässig gewesen wäre, es nicht zu tun.“
Auf Deutsch texten war nicht leicht
Muttersprache hin oder her – das Texten auf Deutsch, was er sagen wolle und wie er es sagen wolle, sei ihm am Anfang gar nicht leicht gefallen, verrät Gentleman. „Ich wollte keine Wörter benutzen, die ich nicht auch privat im Gespräch verwenden würde – das wäre nicht authentisch. Da war teilweise Frickelarbeit notwendig.“ Drei Monate habe er schließlich auf Hawaii verbracht und Wale bei der Paarung beobachtet. In diesem Szenario sei ihm dann mit der Zeit alles immer leichter von der Hand gegangen. Jetzt sei er überzeugt, „ein geiles Album“ zu haben, auf dem der Hörer „viele Dinge von mir als Person lernt“.
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16 Tracks werden es am Ende auf „Blaue Stunde“, das von Don Corleon und Jugglerz produziert wurde, schaffen, darunter auch so mache Zusammenarbeit mit Musikerkollegen. Wer alles auf dem Album zu hören sein wird, darf Stand jetzt noch nicht verraten werden. Wer Gentleman in den sozialen Medien jedoch folgt, kann bereits ein paar Hinweise auf die illustre Gästeliste bekommen. Wann genau „Blaue Stunde“ erscheint, ist noch offen. Wegen der Pandemie konnten einige Gastbeiträge noch nicht final eingesungen werden. Derzeit wird eine Veröffentlichung im November angepeilt.