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St. Elisabeth-Krankenhaus KölnWie Selbsthypnose bei der „friedlichen Geburt“ helfen kann

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Gute Erfahrung mit der friedlichen Geburt: Monique Nentwich, Michael Nann, Maike Adam mit Mican und Verena Arends (v.l.)

Gute Erfahrung mit der „Friedlichen Geburt“: Monique Nentwich, Michael Nann, Maike Adam mit Mican und Verena Arends (v.l.)

Man kann sich mental so auf eine Geburt vorbereiten, dass sie ein positives Erlebnis wird. Das jedenfalls verspricht die Methode „Friedliche Geburt“.

„Mein sicherer Ort in der Vorbereitung auf die Geburt war eine Kokosnuss“, erzählt Maike Adam. Natürlich hat die junge Mutter ihren Sohn Mican vor rund dreieinhalb Monaten nicht in einer Kokosnuss entbunden, sondern im Krankenhaus. Aber während der durchaus auch turbulenten Geburt hat sie die Methode „Friedliche Geburt“ angewandt. Und sich mental an einen sicheren inneren Ort versetzt. „Ich hatte früher Wüstenrennmäuse, die in einer Kokosnuss wohnten, vielleicht ist deshalb das Bild aufgetaucht“, sagt Adam. Sicher, behütet und wohlig fühlte es sich in der Kokosnuss an.

„Im Prinzip ist die ‚Friedliche Geburt‘ eine Methode zur Selbsthypnose. Mittels Atemtechnik und Visualisierung versetzt man sich an einen Fantasie-Ort, einen sicheren Ort“, erläutert Verena Arends, Oberärztin in der Gynäkologie am St. Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind. Arends, die die Methode bei der Geburt ihres Kindes angewandt hatte, war von dem, was sie erlebte, so angetan, dass sie inzwischen selbst Kurse anbietet. Der Geburtsvorgang sei für sie ein positives Erlebnis gewesen. Nicht, dass ihre Geburt vollkommen schmerzfrei gewesen sei, aber sie erlebte sie in einem Zustand, der bewirkte, dass der Schmerz sie nicht übermannte. „Es war, als stünde der Schmerz neben mir“, erinnert sich die Ärztin.

Leitende Hebamme ist überzeugt

Das Verhalten und Erleben der Mütter, die sich selbst unter der Geburt in einen Zustand der hypnotischen Trance versetzten, erstaunte die Hebammen. „Uns ging es darum, Paaren eine Hilfe anzubieten“, sagt Monique Nentwich, leitende Hebamme an St. Elisabeth. Ein Treffen mit der Erfinderin der Methode, Kristin Graf, habe ihr gefallen und sie überzeugt.

„Wir als Hebammen merken, dass das für die Paare eine Hilfe ist“, hat Nentwich festgestellt. Auch während des Geburtsvorgangs helfen Bilder, die körperlichen Abläufe zu unterstützen. „Jemand stellt sich vielleicht eine Blume vor, die sich öffnet, oder einen sich öffnenden Vorhang“, nennt Arends Beispiele für Visualisierungen, während sich der Muttermund öffnet. Grundsätzlich ist das Ziel der „Friedlichen Geburt“, eine positive Geburtserfahrung. Im besten Fall ohne Schmerzen.

„Viele Frauen, die sich für die Methode entscheiden, hatten schmerzhafte und traumatische Geburtserlebnisse“, weiß die Gynäkologin. Für sie sei es eine großartige Erfahrung, dass sie auch „selbstbestimmt und ganz entspannt entbinden“ könnten. „Die Methode hilft den Paaren auch, im Gespräch zu sein und gibt dem Partner einen aktiven Part“, sagt Nentwich. Er nehme während der Geburt eine Mittlerfunktion zu den Hebammen ein. „Für uns als Hebammen war es erst einmal auch eine Herausforderung, Paare als so eingespieltes Team zu erleben“, gibt die leitende Hebamme zu.

Die Teilnahme an einem kostenpflichtigen Online-Kurs, den Mental-Coach Kristin Graf zusammengestellt hat, ist Voraussetzung, um an den Kursterminen im St. Elisabeth teilzunehmen. Zu zwei Terminen kommen auch die Partner mit. „Man muss aber nicht schon durch sein mit den Einheiten des Kurses, um teilzunehmen“, betont Arends.„Im Umkreis sind wir die einzigen, die einen Kurs zur ‚Friedlichen Geburt‘ anbieten.“ Den nächsten Kurs fänden Interessierte in Frankfurt. „Manche kommen von weit her, aus Düsseldorf oder der Eifel zu uns“, sagt Arends.

Tiefenentspannt im Krankenwagen

„Ich habe zwar mitbekommen, was um mich herum geschah, aber ich war ruhig und entspannt“, beschreibt die junge Mutter den Zustand während der Geburt. Dabei waren die Umstände durchaus aufregend. Nach einer Blutung musste wegen einer unter der Schwangerschaft festgestellten Erkrankung per Rettungswagen ein Krankenhaus der Maximalversorgung gesucht werden. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so tiefenentspannt in einem Krankenwagen in ein Krankenhaus rausche“, sagt die 33-Jährige. Schließlich musste eine Saugglocke eingesetzt werden, um dem kleinen Jungen auf die Welt zu helfen. „Ich war sicher, dass alle wussten, was sie zu tun hatten. Mir war klar, alle regeln das“, erinnert Adam sich an ihren Entspannungszustand rund um die Geburt.

Und sie erinnert sich: Als es ernst wurde, war sie dann doch nicht in einer Kokosnuss. „Ich war gar nicht an einem konkreten Ort. Ich war wie in einer Blase. Einfach sehr bei mir, zwar fokussiert, dabei aber trotzdem abgeschottet.“ Ihr Partner, Michael Nann, erlebte seine Frau ebenfalls als sehr ruhig. „Sie hat mir ganz ruhig gesagt, welche Hausschuhe sie mitnehmen möchte“, erinnert er sich. Beide sehen sogar in ihrem Kind eine positive Wirkung der Hypnose-Erfahrung. „Ich glaube, wir haben ein sehr entspanntes und friedliches Baby“, sagt Nann.

„Mit dieser Methode lernt man etwas fürs Leben“, findet indes Ärztin Arends. Sie könne durch das Gelernte inzwischen in den Ruhephasen bei ihren Bereitschaftsdiensten im Krankenhaus mittels hypnotischer Trance entspannt einschlafen.


Übungskurs zur „Friedlichen Geburt“

Am 12. September startet die nächste Übungsgruppe im St. Elisabeth-Krankenhaus.

10 Teilnehmerinnen und ihre Partner nehmen maximal teil.

Die Kosten inklusive Teilnahme des Partners an zwei von vier Terminen betragen 99 Euro. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Belegung eines Online-Kurses von Kristin Graf. Dieser kostet 369 Euro.

Die Teilnahme ist in jeder Phase der Schwangerschaft möglich.

Anmeldung und weitere Informationen über die Seite des St. Elisabeth-Krankenhauses.