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Freude und Sorgen in KölnViele offene Fragen zum Start des Wechselunterrichts

Lesezeit 4 Minuten
Heinrich-Böll-Gesamtschule Hanano

Schulstart in der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Köln

Köln – Endlich wieder in der Schule! Nach wochenlangem Distanzunterricht freuen sich viele Kinder sichtlich über das Wiedersehen vor Ort. „Aber es muss sicherer sein“, sorgen sich Eltern und Lehrkräfte mit Blick auf die Corona-Zahlen. Zwiespältige Gefühle begleiten den Schulstart im Wechselunterricht. Die einen kommen nun im täglichen Wechsel in die Schule oder bleiben zuhause im Homeschooling, andere Schulen entschieden sich etwa für einen wöchentlichen Wechsel halber Klassen.

Wo sind die Schnelltests?

Der besondere Tag, Inzidenz über 100, beginnt Montagfrüh für die Schulleitungen mit einer Mail von der Stadt samt Lehrvideo: An Puppe Torben wird die Anwendung von Corona-Selbsttests demonstriert. Die Schülerinnen und Schüler sind alle pünktlich da, die vom Land NRW angekündigten Tests aber nicht. „Die Sache wirft viele Fragen auf“, sagt Schulleiter Rolf Grisard am Montagmorgen mit Blick auf die Test-Durchführung für die rund 1600 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule Chorweiler. „Wie soll die Testung mit den Röhrchen genau ablaufen? Was passiert, wenn ein Schüler positiv ist, müssen dann alle in Quarantäne? Wer desinfiziert und entsorgt die gebrauchten Tests?“ Nachmittags mailt das NRW-Schulministerium nähere Hinweise. Die Test-Kits würden ab Dienstag weiterführenden Schulen per Post samt Infos zugeschickt. Die Tests sollen in Schulräumen an von der Schule festzulegenden Tagen möglichst zu Unterrichtsbeginn stattfinden, beaufsichtigt von Schulpersonal. Das werden „keine Unterrichts-, sondern Teststunden“ , lauten erste Lehrer-Kommentare. „Viel Aufwand.“

Freude über das Wiedersehen im „echten Leben“

„Schule ohne Kinder - das ist ein ziemlich grauenhafter Ort“, sagt Grisard. Alles in allem habe der Distanzunterricht aber recht gut geklappt. „Wir haben 180 Endgeräte zum Verleihen bekommen, das System mit Teams läuft stabil, wir haben Kontakt gehalten. Jetzt sind alle erstmal froh, hier zu sein.“ Präsenzunterricht, soziales Miteinander, das lässt sich jedoch nicht ersetzen. Zum Start des Unterrichts im täglichen Wechsel mit A- und B-Gruppen in festen Gruppen kommen am ersten A-Tag 800 Schulkids und begrüßen sich mit großem Hey und Hallo. Lena und Pariya zum Beispiel freuen sich, Freunde wiederzutreffen – aber es ist ihr größter Wunsch, „wenn alles wieder normal ist mit kompletten Klassen“.

Abstand halten, Maske tragen: Hygiene-Checklisten erinnern in der Heinrich-Böll-Gesamtschule an die Regeln.

An den Distanztagen laufe es manchmal nicht so gut, „wenn man zum Beispiel zuhause kein Endgerät hat oder kein WLAN“, sagen Schüler. Einige wünschen sich „mal einen freien Tag, um sich mal von dem Stress auszuruhen. Es wird viel diskutiert, es gibt so viele Meinungen.“ Masken an, Abstand, Hygieneregeln beachten, das ist für die meisten Routine geworden. Hygiene-Checklisten und Hinweisschilder „Bitte Abstand halten!“ erinnern Vergessliche. „Das Gefühl, wieder hier zu sein, ist okay“, sagt ein 16-Jähriger, der freiwillige Tests gut findet. „Es ist besser hier als alleine zuhause zu lernen, jetzt kann man auch besser etwas fragen und besprechen.“

Ein Stück von der Normalität ist wieder da

Die Schülerinnen und Schüler brauchen noch etwas Eingewöhnungszeit, um sich an den Schulalltag zu gewöhnen – von dem man nicht weiß, wie lange er so läuft. „Es ist schön, dass alle einen Teil der Normalität zurückbekommen“, sagt eine Pädagogin. Aber es sei alles noch ein bisschen gedrückt: „Schule fühlt sich seit langer Zeit sehr anders an. Kinder wollen Regeln, eine feste Struktur. Da ist jetzt viel Unsicherheit.“ Viele Fragen treiben Kölner Kollegien um: Wie werden Corona-Tests organisiert, wie geht es bei der Inzidenz ab 100 weiter? Auch viele Eltern sorgen sich, fordern mehr Gesundheitsschutz, Tests, Masken. Gerhard Jansen von der Stadtschulpflegschaft betont: „Es ist wichtig, die Schulen wieder aufzumachen, aber es muss sicher passieren.“ Ein neuralgischer Punkt sind auch Anfahrtswege mit Bus und Bahn, gestaffelter Unterrichtsbeginn soll helfen – führt aber an betroffenen Schulen zu großen Umplanungen.

Zum Beispiel am Gymnasium Kreuzgasse starten Schultage nun erst um 8.50 Uhr. „Mit Blick auf den engen Abiturfahrplan denke ich auch über zulässige Verfahren freiwilliger Corona-Selbsttests nach“, steht auf der Homepage, wo der komplexe Wechselbetrieb erläutert wird: „Fünf Seiten Text, 50 offene Fragen.“ Aber es gelte frei nach Karl Valentin: Schule hat auch bei schlechtem Wetter geöffnet.