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FC-FamilientagSo feierten die Fans ihren 1. FC Köln am Rheinenergiestadion

Lesezeit 4 Minuten
Familientag.

Familientag.

Ein Fest in Rot und Weiß und mit ganz viel Herz. So war der FC-Familientag.

Kurze Verschnaufpause, noch einmal tief Luft holen und dann mit ganzer Kraft aus dem Bauch heraus: „Mer schwöre dir he op Treu un op Iehr. Mer stonn zo dir, FC Kölle!“ Tausende hüpfen zum Takt der Hymne, und die rut-wießen Schals wirbeln wild über den Köpfen der FC-Fans. Die Kleinsten sitzen auf den Schultern der Älteren, damit sie die Höhner sowie die erste Mannschaft der Männer und Frauen auf der Bühne sehen können. Trikots in allen Größen, der Polyester klebt an den verschwitzten Oberkörpern. Der FC feiert sein großes Familienfest im Spätsommer, und das bei sonnigen 29 Grad.

Am Samstag hat der 1. FC Köln zum Familientag auf den Vorwiesen des Rheinenergie-Stadions eingeladen. Das Fest bietet einen passenden Anlass, um das alljährliche Singen der Hymne nachzuholen. Normalerweise findet das immer in der Sommerpause statt. Aus organisatorischen Gründen sei es in diesem Jahr jedoch nicht möglich gewesen, die Saisoneröffnung wie gewohnt zu feiern, erklärt Thomas Kessler, Leiter im Bereich Lizenzfußball. Die Europameisterschaft, vier Stadionkonzerte und die verkürzte Sommerpause hätten dies verhindert.

Gerhard Struber, Trainer des 1. FC Köln, mit Stadionsprecher Michael Trippel

Gerhard Struber, Trainer des 1. FC Köln, mit Stadionsprecher Michael Trippel

FC-Familienfest: Viele kölsche Bands dabei

Deshalb muss jetzt der Familientag herhalten. Der hat aber noch mehr zu bieten als nur das traditionelle Hymnensingen. Denn neben den Höhnern sind auch andere Kölsche Bands wie Kasalla, Cat Ballou, Lupo und Pläsier dabei.

Lange Schlangen bilden sich an den Getränkeständen, und der Zapfhahn braucht gar nicht erst geschlossen werden. Ungeduldig klopft ein Besucher seinen leeren Plastikbecher im Rhythmus zu „Hück steiht de Welt still“ von Cat Ballou auf der Theke auf. Alle vollen Plastikbecher gehen hingegen hoch, als Kasalla anfängt, die Bühne zu rocken. Auf der Tanzfläche wird die Freundin jebützt, das Kind auf die Schulter genommen oder mit seinen Liebsten geschunkelt. Auch abseits der Tanzfläche wird der Rasen platt getanzt, denn die Musik schallt über die gesamten Vorwiesen und darüber hinaus.

Spaß beim Familientag.

Spaß beim Familientag.

Doch nicht nur die Musik sorgt für reichlich Unterhaltung. Zahlreiche Mitmach-Angebote und Aktionsstände der FC-Partner brachten die Kinderaugen zum Leuchten. Beim Rodeo-Simulator können sich die Kids auf dem Rücken eines Geißbocks festklammern, anstatt auf dem eines Stiers.

Falls das Reiten auf Hennes IX. nicht so gut geklappt hat, können sie ihr Gleichgewicht nochmal beim Surfsimulator auf die Probe stellen. Die Angebote drehen sich aber vor allem um eines: den Fußball. Es wird zum Beispiel Fußballdart geboten, das klassische Torwandschießen und ein Kickerspiel, bei dem man selbst zur Spielfigur wird. Alternativ spielen die Kinder und Jugendlichen auch ganz frei auf der Wiese – mit und ohne Ball.

Der langjährige FC-Fan Andreas Hering hat mit seinem Enkel den FC-Familientag besucht. Am Fest habe ihm alles gefallen, besonders die Autogrammstunde, erzählt er. Damit ist der gebürtige Berliner sichtlich nicht allein, denn schon nach der Eröffnung um 11.11 Uhr haben sich die ersten Schlangen vor den entsprechenden Ständen gebildet.

Von 12 bis 14.30 Uhr kann man dort die FC-Profis treffen und sich ein Autogramm abholen. Mit dabei sind unter anderem Stürmerin Nicole Billa, rechter Außenverteidiger Rasmus Carstensen und der neue Cheftrainer Gerhard Struber.

FC-Trainer Gerhard Struber reagiert begeistert

Kurz nachdem Andreas Hering 1988 nach Köln gezogen ist, wurde er bereits zum Fan. Der Porzer wünscht sich den Aufstieg in die erste Bundesliga. Dennoch möchte er mit Nachdruck klarstellen: „Köln hat mein Super-Herz, egal in welcher Liga.“

Struber erklärt kurz vor dem Singen der Hymne, dass er noch nie etwas Vergleichbares wie den FC-Familientag erlebt habe. Er sei von der Emotionalität der Fans überwältigt und offenbart: „Ich schätze das sehr als Trainer, dass so viele Menschen den FC mit so viel Herz und Leidenschaft in sich tragen. Und das wird heute immer wieder spürbar.“

Gespürt haben das auch Norbert und Helga aus Wuppertal. „Die Stimmung hier ist durch und durch grandios“, sagt Helga nickend. Ehemann Norbert fügt schnell hinzu: „wirklich super hier, was will man mehr“, seine beiden Daumen zeigen nach oben. Helga zuliebe sei er überhaupt erst zum FC-Fan geworden, beichtet der ehemalige Fan von Borussia Dortmund kichernd. Seit Jahren kommen die beiden immer wieder gerne nach Köln, um an Großereignissen dieser Art teilzuhaben.

Autogrammstunde beim 1. FC Köln.

Kleine Autogrammjägerin.

Indes ersetzt der FC-Familientag die traditionelle Saisoneröffnung nicht so ganz. Die Besucherzahlen kommen bei Weitem nicht an die rund 50.000 Fans ran, die sich sonst immer anlässlich der Feierlichkeiten zusammengefunden haben. Nach dem Abstieg habe es aber auch keinen wirklichen Grund zum Feiern gegeben, meint der Mülheimer Thorsten Schröder. Er zieht die Bilanz: „Es ist weniger als in den letzten Jahren, aber im Großen und Ganzen sind die Leute positiv gestimmt.“

Er verzeiht dem FC, und es scheint so, als würden das die anderen Tausenden von Fans auf dem Sommerfest auch tun. Denn die singen nur kurz zuvor gemeinsam und mit vollem Einsatz: „Un mer jon met dir wenn et sin muss durch et Füer. Halde immer nur zo dir, FC Kölle.“