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Fall in KölnGeschwister von Schüler mit Corona nur drei Stunden in Quarantäne

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Coronageschichte Köln Grafik

„Alle aus dem Häuschen“ trotz Corona: Der Kölner Fall irritiert.

Köln – Wenn morgens um kurz nach acht schon das Telefon klingelt, ist das selten gut. Als Katrin Voigt (Name geändert) am Montag rangeht, meldet sich das Berufskolleg ihres Sohnes (15). Der Antigen-Schnelltest, den alle Schüler machen müssen, sei bei ihrem Sohn positiv ausgefallen. Der Mutter von vier Kindern schwant Ungutes. Doch am Ende müssen die Geschwister nur drei Stunden in Quarantäne.

Montag, 8.30 Uhr

Beim Kinderarzt besorgt Katrin Voigt einen PCR-Test für ihren positiv getesteten Sohn. Als dieser aus der Schule zurückkommt, schickt sie ihn in sein Zimmer. Häusliche Quarantäne. Der Rest der sechsköpfigen Familie darf sich so lange frei bewegen, bis das Ergebnis des PCR-Tests vorliegt. Und das kann ein bis drei Tage dauern. Die Quarantäne für ihren Sohn nehmen die Voigts ernst. „Mein Sohn muss lüften, wir desinfizieren die Türklinke und er kommt nur raus, wenn er auf die Toilette muss“, erzählt die Mutter. Sie und ihr Mann sind geimpft, auch zwei Söhne haben sich neulich bei einer Impfaktion in der Schule gegen das Virus impfen lassen. Aber nicht ihr positiv getesteter Sohn. Doch die Vorsicht ist groß, denn der Vater arbeitet in der Gastronomie und will weder sich noch andere anstecken.

Dienstag, 14. September

Bis auf den positiv getesteten 15-Jährigen gehen alle Kinder zur Schule. „Die anderen haben sich zu Hause ständig getestet“, erzählt die Mutter. Alle Tests fallen negativ aus. Sauer über die Infektion ist nur der Zwillingsbruder des 15-Jährigen, denn er muss das gemeinsame Zimmer räumen und im Wohnzimmer schlafen. Außerdem habe er kein Verständnis, dass sich sein Bruder nicht habe impfen lassen.

Die Familie rätselt, wo sich der Junge angesteckt haben könnte. „Beim Sport war er vorige Woche nicht, weil das Wetter so schön war. Um uns herum sind alle negativ getestet. In der Schule aber auch“, sagt die Mutter ein wenig ratlos. Untypisch ist das nicht. In Köln kann nur in jedem dritten Infektionsfall die Ansteckungsquelle identifiziert werden.

Mittwoch, 9 Uhr

Der Kinderarzt teilt das Laborergebnis des PCR-Tests mit: Positiv. Der 15-Jährige ist mit dem Coronavirus infiziert, das Ergebnis des Schul-Schnelltests war richtig. „Ich war gerade bei der Arbeit angekommen und musste die Familie zusammentrommeln“, sagt die Mutter. Der älteste Sohn (17) ist zum Glück noch zu Hause, er hat an diesem Tag erst später Schule. Der Zwillingsbruder des infizierten Jungen besucht ebenfalls ein Berufskolleg. Als sie dort anruft, erlebt sie eine Überraschung. Nein, ihren Sohn werde er nicht nach Hause schicken, bestimmt der Schulleiter, so erzählt es die Mutter. Der Junge sei eben erst negativ getestet worden, das könne sich aber ändern, anstecken könne er sich viel eher zu Hause bei seinem Bruder als in der Schule. „Ich war sehr irritiert, immerhin sind die Brüder alle Erstkontakte“, sagt Voigt. Die Grundschule ihres jüngsten Sohnes (8) reagiert schnell. Obwohl die Klasse gerade einen Lolli-Test absolviert hat, ordnet die Schulleiterin einen zweiten Lolli-Test an - dieses Mal wird der Sohn von Katrin Voigt einzeln getestet, sein Teststäbchen gelangt nicht in den „Pool“ der restlichen Klasse. Dann darf der Achtjährige nach Hause gehen. In Quarantäne.

Mittwoch, 9.20 Uhr

Katrin Voigt meldet den positiven PCR-Test ihres Sohnes beim städtischen Gesundheitsamt, erst telefonisch, dann füllt sie online ein Formular aus. Der 15-Jährige hat leichte Halsschmerzen, außerdem meint er, nicht mehr richtig schmecken und riechen zu können.

Mittwoch, 12 Uhr

Das Gesundheitsamt meldet sich bei Katrin Voigt. Das Gespräch dauert mehrere Minuten. Irgendwann wird auch ihr Sohn gefragt, wann er die ersten Anzeichen einer Krankheit gespürt hat. Freitag habe er schon Schleim im Hals verspürt, sagt er.

Corona in Kölns Schulen und Kitas

559 Schülerinnen und Schüler sind mit dem Coronavirus infiziert, 341 von ihnen waren im infektiösen Zeitraum in der Schule. Außerdem gibt es 74 infizierte Kita-Kinder.

1512 Kontaktpersonen aus den Schulen und Kitas hat das Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt. Neuerdings gilt die Quarantäne nur noch für Infizierte selbst. (tho)

Damit gilt der Freitag als Zeitpunkt der Infektion. Von hier an dürfen sich die Brüder nach fünf Tagen aus der Quarantäne freitesten. Das ist an diesem Mittwoch der Fall. Die Kinder machen erneut einen Antigen-Test. Alle fallen negativ aus. Damit ist die Quarantäne beendet. Nach drei Stunden. „Der Gedanke, dass wir alle hier zehn Tage eingesperrt sind, war furchtbar. Die neue Lockerheit fühlt sich aber noch befremdlich an, Aber vielleicht ist es richtig, dass die Kinder mehr unter der Quarantäne als unter einer Ansteckung leiden“, sagt die Mutter.

Ihr infizierter Sohn muss nun ein Corona-Tagebuch führen und täglich seine Symptome eintragen.