Fahrrad-Protest„Angst, Kinder alleine durch Köln fahren zu lassen“
Köln – Autos komplett von den Straßen runter? Nein, so weit würde Charlotte nicht gehen wollen. Aber deutlich weniger als derzeit dürften der Achtjährigen nach schon unterwegs sein. Das fände auch Bernadette Dumpler sehr gut, denn ihrer Meinung nach ist Köln „gefährlich“, wenn es ums Fahrradfahren geht.
„Man hat als Eltern einfach Angst, die Kinder alleine durch Köln fahren zu lassen“, gesteht sie sich ein. Und weil sie mit dieser Meinung alles andere als alleine ist, fuhren sie und Charlotte sowie der Rest der Familie gestern mit knapp 1000 weiteren Fahrradfahrern auf der 11. Kölner „Kidical Mass“ quer durch die Stadt, um für mehr Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu kämpfen.
Das bundesweite Aktionsbündnis will Kinder als Verkehrsteilnehmende sichtbar machen. Im Alltag, auf dem Weg zur Schule, zur Kita oder zu Freunden, so Kidical Mass, „erleben Kinder, Jugendliche und Familien leider tagtäglich, wie sie ,gestört’ beziehungsweise in ihrer selbstständigen Mobilität eingeschränkt werden“. Kinder- und fahrradfreundliche Mobilität beginne vor Ort, und die Stadt müsse Kindern mehr Platz und Sicherheit verschaffen, heißt es. Dafür jedoch müssten die Verantwortlichen ihre bereits jetzt bestehenden Handlungsmöglichkeiten voll ausschöpfen.
Konkret fordert das Aktionsbündnis eine Umwidmung von Kfz- zu geschützten Radfahrstreifen an mehrspurigen Straßen, die Anordnung temporärer Durchfahrtsverbote vor Schulen und Kitas (so genannte Schulstraßen) und die Einrichtung temporärer Spielstraßen. Auch die Schaffung von Begegnungszonen, kindersicheren Kreuzungen und Querungen, „echten“ Fahrradstraßen und -Zonen sowie die allgemeine Abschaffung des verbreiteten Gehwegparkens, werden verlangt.
Straßenverkehrsordnung erschwert Kommunen Mobilitätswende
Dass es Kommunen etwa mit der Straßenverkehrsordnung des Bundes unnötig schwer gemacht werde, eine wirkliche Mobilitätswende zu schaffen, ist für Steffen Brückner und Simone Kraus von Kidical Mass etwas, das sie nicht begreifen können. Wolle eine Gemeinde etwa einen baulich getrennten Fahrweg errichten, müsse vorher eine besondere Gefahrensituation an jener Stelle nachgewiesen werden. „
Ich würde mir wünschen, dass man beim Thema Verkehr viel häufiger die Kinderperspektive einnehmen würde. Unsere Forderungen sind nicht nur ein Mobilitätsthema, sondern eine Frage, wie wir generell in der Stadt leben wollen“, betont Kraus. Neu beim gestrigen Frühjahrsauftakt der Demo-Reihe waren die Zubringer-Demos aus mehreren Veedeln, mit denen die Teilnehmer sicher zur Hauptdemo kommen konnten. Ein Konzept, das laut Kraus sehr gut angenommen wurde und deshalb auch bei den künftigen Demos beibehalten werden soll.
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