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Exklusiv-EinblickeDas Kölner Filmhaus an der Maybachstraße erstrahlt in neuem Glanz

Lesezeit 4 Minuten
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Köln – Ihr Schlüsselerlebnis hatte Vera Schöpfer 2005 in Paris. „Mit meinem Mann war ich in einem kleinen Programmkino. Nach der Vorstellung saßen wir im Café nebenan.

Dort redeten alle Leute über diesen Film, den sie gerade gesehen hatten. Es war wunderbar, und ich dachte mir: So einen Ort brauchen wir auch in Köln.“ 16 Jahre später ist ihr Traum Realität geworden. Als Geschäftsführerin des Kölner Filmhauses ist die 41-Jährige dabei, das lange brachliegende Zentrum für Filmkultur zu reaktivieren.

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Fünf Jahre stand das ehemalige Bahngebäude an der Maybachstraße 111 leer. Die aufwendige Sanierung des denkmalgeschützten Backsteinbaus zog sich wegen Brandschutzmängeln in die Länge. Nun werden endlich wieder Filme im hauseigenen Kinosaal gezeigt. Heute startet das tägliche Kinoprogramm, offiziell eröffnet wird im November. Für die Filmauswahl sind Joachim Kühn und Dirk Steinkühler vom Programmkino „Filmpalette“ verantwortlich. Vorgeführt wird mit neuester digitaler Laser-Projektion, im Keller steht noch ein alter 35-Millimeter-Projektor für klassisches Zelluloid. Gezeigt werden vor allem Dokumentar- und Spielfilme abseits des Mainstreams, die in kommerziellen Kinos keine Chance haben, und Leckerbissen für Cineasten (siehe Infotext).

Kinoprogramm

Der tägliche Filmbetrieb im Filmhaus Kino startet heute um 20 Uhr mit „Firebird“ von Peeter Rebane als Auftaktfilm des Queerfilmfestivals. Am Donnerstag, 2. September, feiert um 20 Uhr der Dokumentarfilm von Carmen Belaschk über die Kölner Künstlerin Mary Bauermeister (86) Premiere. Die Fluxus-Legende ist anwesend. Am Dienstag, 7. September, findet um 20.30 Uhr die Premiere des Films „Freakscene“ über die US-Band Dinosaur Jr. statt. Ab 9. September, 19 Uhr, ist die deutsch-mongolische Koproduktion „Die Adern der Welt“ zu sehen. Karten online oder an der Abendkasse, es gilt die 3G-Regel. (fu)

www.filmhaus-koeln.de

„Außerdem wollen wir eine Heimat für Kölner Festivals und thematische Filmreihen sein“, so Schöpfer. Die Kölnerin hat an der Kunsthochschule für Medien Filmregie studiert und sich auf den Bereich ästhetische Filmbildung für Jugendliche und Nachwuchsarbeit spezialisiert. Von 2014 bis 2019 arbeitete sie am Dortmunder U für das Kulturlabor „Uzwei“ – ein in NRW einzigartiges Jugendzentrum für kulturelle Bildung im Bereich Fotografie, Film und Multimedia.

Etwas Vergleichbares mit dem Schwerpunkt Filmkultur möchten Vera Schöpfer und ihre Mitstreiter nun in Köln etablieren. „Wir arbeiten bereits mit zwei Schulen zusammen. Die Schüler suchen zum Beispiel Filme aus, führen sie hier auf, laden Gäste für die anschließende Diskussion ein und moderieren die Veranstaltung oder machen selbst kleine Filme.“ Für solche Formate sei das Filmhaus mit seinem Kinosaal und dem angrenzenden, 140 Quadratmeter großen Foyer ideal. Neben Diskussionen zum Film sind im Foyer auch Familiensonntage mit kleinen Workshops und Mitmachaktionen geplant.

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Tagsüber soll das Foyer ab 12 Uhr den Filmhaus-Nutzern und Gästen als Treffpunkt zur Verfügung stehen. An der Theke werden Getränke verkauft, zum Schmökern ist eine kleine Präsenzbibliothek geplant. „Wir wollen ein offenes Haus sein“, so Schöpfer. In Zeiten von Beamern und Großfernsehern sei das Kino gefordert, sich neu zu erfinden. „Wir möchten ein Zentrum schaffen, in dem das Kino nicht nur Projektionsstätte ist, sondern ein sozialer Ort, ein Ort des kulturellen Austauschs. Dieses Haus eignet sich großartig dafür, Dinge auszuprobieren.“

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In der ersten und zweiten Etage – per Aufzug barrierefrei erreichbar – befinden sich neben den Büros unterschiedlich große Seminarräume, in denen künftig Filmprojekte und berufliche Fortbildungen für die Filmbranche sowie für Pädagogen angeboten werden. Auch ein Mentorenprogramm, bei dem junge Menschen unter der Obhut erfahrener Filmleute eigene Filme drehen können, ist geplant.

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Zu den Akteuren, die bereits im Filmhaus Quartier bezogen haben, gehören das Filmbüro NRW, das Internationale Frauenfilmfestival, das Kurzfilmfestival Köln und die Dokumentarfilminitiative (dfi). „Einige Büros sind noch frei, es können sich also noch Filmschaffende bei uns melden“, betont Schöpfer.

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Gerungen wird noch um die Finanzierung des Filmhauses. Zwar verzichtet die Stadt wegen Corona und als Anschubfinanzierung bis Ende 2022 auf die Kaltmiete von 6055 Euro im Monat, doch allein die Heiz- und Betriebskostenvorauszahlung für den Altbau beträgt fast 5800 Euro.

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Viel Geld für die Filmenthusiasten, die ohne Fördergelder nicht mal ihr Personal bezahlen könnten. „Die freie Filmkulturszene in Köln ist unterfinanziert“, sagt Schöpfer. Die Szene sei sehr vielfältig, es gebe „großartige Kooperationsmöglichkeiten“. Doch um das Filmhaus dauerhaft als öffentliche Einrichtung zu etablieren, müsse die öffentliche Hand mehr tun.