Erster Schultag in KölnNeue Grundschule Kretzerstraße setzt auf Inklusion
Köln – Die „Lichtung“ zwischen Wald- und der Wiesenklasse sieht bis ganz kurz vor dem Start der neuen Grundschule noch aus wie Kraut und Rüben: Nicht nur in diesem Spiel- und Entspannungsraum zwischen den Klassenräumen rückte das Team bis zur letzten Sekunde noch Sofas zurecht und räumte Regale ein, während auf dem Flur Bauleute Treppengeländer für die i-Dötzchen mit Netzen sicherten und dringendste noch offene Arbeiten erledigen. Der alte Schulname Nordparkschule hängt noch groß am Altbau, das neue Schild ist noch nicht montiert. Auch bei Küche und Essraum müssen alle bis auf Weiteres improvisieren. Lehrer organisierten Bierbänke für die provisorische „Mensa“ in ihrem späteren Teamraum.
Schulpremiere in Köln: Bereits am Mittwoch eröffnet die neue zweizügige Inklusive Offene Ganztagsschule (IOGS) Kretzerstraße in (noch nicht alle) sanierten Räumen der ehemaligen Förderschule in Nippes. Auch die neue inklusive Helios-Grundschule in Sülz startet mit zwei Klassen. Insgesamt beginnt heute für mehr als 140 000 Schülerinnen und Schüler das neue Schuljahr. Die meisten der 9222 Kölner i-Dötzchen haben morgen ihren allerersten Schultag.
Köln ist eine wachsende Stadt mit wachsendem Bedarf auch an Grundschulplätzen. Die IOGS liegt in einem Gebiet zwischen Clouth-Gelände und Nordpark, wo sich Neues entwickelt. „Das passt zu uns“, findet die kommissarische Schulleiterin Simone Wirth, zuvor Lehrerin an der KGS Mainzer Straße. Wie ihre Kolleginnen bringt sie Erfahrung mit reformpädagogischen Ansätzen von Montessori bis Jenaplan, Inklusion und Ganztagskonzepten mit. „Wir freuen uns alle sehr, dass es nun losgeht. Wir haben denselben Spirit, ein tolles Konzept“, sagt die 36-Jährige voller Begeisterung – auch wenn es wegen Verzögerungen der Sanierungsarbeiten „besonders weh tut, dass Küche und Essraum noch fehlen. Eigentlich sollte alles im Januar fertig sein.“
Heute starten die i-Dötzchen in der Kretzerstraße unter dem Motto „Jeder Panz ist anders – Gemeinsam sind wir eine Schule“ in die ersten anderthalb Wochen noch ohne Klassen. In der Zeit erkundet das pädagogische Team die individuellen Stärken der Kinder und entscheidet, wer in die Wald- oder Wiesenklasse kommt, zur Begrüßung dekoriert mit Eichhörnchen-Kissen und Maulwurf-Puppen.
Simone Wirth und die Klassenlehrerinnen haben in den Ferien viel organisiert, eingerichtet, vorbereitet. Zum Team gehören auch eine Sonder- und eine Ganztagspädagogin.
Arbeitsplätze der i-Dötzchen wurden nach neuen pädagogischen Ansätzen zur Wand hin ausgerichtet, um eine konzentrierte Lernatmosphäre zu unterstützen. In der Mitte jeder Klasse wurde ein Forum abgeteilt, wo gemeinsam Themen besprochen werden, Begrüßungsrunden und Klassenrat stattfinden. Daneben gibt es Rückzugsbereiche auf der „Lichtung“ und Platz für individuelle Einzel-Förderung.
Die IOGS Kretzerstraße ist eine offene Ganztagsschule, sie bietet aber mit dem Freien OGS-Träger Perspektive Bildung zusammen „so konsequent wie möglich“ ein Ganztagsprogramm an, bei dem auch die Lehrer bis nachmittags 15 Uhr vor Ort sind. Zweimal die Woche steht auch nachmittags Unterricht auf dem Stundenplan, nach einem offenen Start in den Tag beginnt um 8.30 Uhr die Lernzeit. Selbstständiges Lernen und individuelle Förderung jedes Kindes (darunter drei mit sonderpädagogischem Förderbedarf) sind verzahnt.
Das Schulprofil setzt auf drei Schwerpunkte: Inklusion in seiner umfassenden Bedeutung: „Wir wollen jedem einzelnen Kind gerecht werden“, so Wirth. Außerdem wird Wert auf Bildung für eine nachhaltige Entwicklung gelegt, auf alles, was dem Miteinander-Leben gut tue, von Umweltschutz bis zum Engagement für den Frieden. Dazu gehöre auch, sein Leben selbstständig kreativ zu gestalten. Die nächsten Info-Termine: 19. September, Tag der Offenen Tür (10-12 Uhr), und Info-Elternabend am 30. September um 19.30 Uhr.