Erste Corona-Welle am EndeKölns Gesundheitsamtschef warnt vor Sorglosigkeit
Köln – Johannes Nießen ist ein begehrter Gesprächspartner in diesen Tagen. Die New York Times interviewt den Leiter des Kölner Gesundheitsamts ebenso wie die französische Nachrichten-Agentur Agence France Press. „Sie interessieren sich für Köln als Millionenstadt, in der es vergleichsweise wenig Corona-Tote gegeben hat und die bisher eine positive Entwicklung genommen hat“, sagt Nießen.
Es scheint, als habe Köln bisher gut reagiert in der Corona-Pandemie. Das Rezept? „Intensives Kontaktpersonen-Management ist das A und O“, sagt Nießen. Das Gesundheitsamt hat schnell sein Personal aufgestockt. Rund 350 Leute mehr als vor Beginn der Krise arbeiten dort inzwischen.
Kaum Tote, niedrige Infektionszahlen
Die Entwicklung der letzten Wochen macht Mut. Über eine Woche lang verzeichnete das Gesundheitsamt keinen Verstorbenen, der positiv auf Covid-19 getestet wurde. Die Zahl der Neuinfektionen ist deutlich zurückgegangen. Seit mehreren Wochen übersteigt sie täglich fast nie den einstelligen Bereich. Die Krankenhäuser, in denen Anfang April noch an die 150 Menschen behandelt wurden, haben sich kontinuierlich geleert.
Dennoch laufen die Coronavirus-Tests unvermindert weiter. Zwischen 1000 und 2000 Menschen werden laut Nießen täglich getestet. Einerseits sind das Menschen mit Symptomen, andererseits vor allem Risikogruppen und Pflegepersonal. Trotz intensiver Tests in den drei städtischen Infektionsschutzzentren und am mobilen Testzentrum, dem Coronamobil, bleibt die Zahl der Neuinfektionen niedrig.
Erste Welle ist am Ende
„Die erste Welle ist am Ende“, stellt Nießen erleichtert fest. Und das hätten sich die Kölner selbst erarbeitet. „Sie haben viel Selbstverantwortung gezeigt.“ Nun gelte es, nicht nachzulassen: Masken tragen, Abstand wahren. „Sorglosigkeit wäre gefährlich“, mahnt der Gesundheitsamts-Chef. Sicherheitsmaßnahmen dürften uns noch eine Weile begleiten. Auf die Frage nach dem „Wie lange?“ kommt ein klares „Ich weiß nicht.“ Bis in den Winter, möglicherweise bis ins Frühjahr. Eine zweite Infektions-Welle im Herbst hält Nießen für wahrscheinlich. „Vielleicht gibt es auch noch ein Wellchen, wenn die Grenzen offen sind“, mutmaßt er.
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Nachdem in Deutschland – auch in Köln – zunehmend Covid-19-Verstorbene obduziert werden, wird klarer, wie tückisch die Krankheit ist. „Sie befällt nicht nur die Lunge, sondern alle inneren Organe. Die Menschen sterben an multiplem Organversagen“, erläutert Nießen den derzeitigen Wissensstand. Klar ist, die Gefahr ist erst dann gebannt, wenn ein Impfstoff gefunden ist. Die Impfgegner machen dem Gesundheitsamtsleiter dabei kein Kopfzerbrechen. „Wenn wir 95 Prozent Geimpfte haben, ist eine Infektionskrankheit gut in den Griff zu bekommen.“
Weiterer Todesfall
Die Zahl der verstorbenen Kölner, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, hat sich auf 98 erhöht. Am Dienstag wurde dem Gesundheitsamt der Tod eines 75-Jährigen mit Vorerkrankungen gemeldet.
Neuinfektionen zwischen Freitag- und Dienstagnachmittag: 23. Im Krankenhaus sind noch 26 Covid-19-Patienten (Freitag 34). Aktuell erkrankt sind 109 Kölner. 2437 wurden bisher positiv getestet. (dha)
Bei der Information über den aktuellen Stand haben Stadt und Gesundheitsamt eine Änderung eingeführt. Die aktuellen Zahlen werden, soweit keine gravierenden Vorkommnisse sind, nur noch zwischen Dienstag und Freitag gemeldet. Begründet wird dies mit stockenden Labormeldungen am Wochenende.