Auch in Köln gibt es lange Gesichter bei den Liberalen. Der Vorsitzende Lorenz Deutsch hat schon Ideen für einen Neustart.
Ergebnisse der BundestagswahlSo stürzt die FDP in Köln ab
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Ernüchtert registrieren der Kreisvorsitzende Lorenz Deutsch, Fardad Hooghoughi ( v.l.) und Maria Westphal (4. v..l.) die Zahlen.
Copyright: Niklas Hinzpeter
Gedrückte Stimmung im Alten Pfandhaus: Still und ohne große Regung nehmen die Kölner FDP-Mitglieder die Hochrechnungen um 18 Uhr zur Kenntnis. Als sich dann gegen 21 Uhr abzeichnet, dass die FDP den Einzug in den Bundestag verpassen würde, löst sich die Wahlparty der Kölner Liberalen auf. Hatte man um anfangs noch gehofft, dass es vielleicht doch für den Einzug reichen würde, macht sich nun Ernüchterung breit.
„Das ist enttäuschend“
„Das ist enttäuschend, das kann man nicht anders sagen“, resümiert Lorenz Deutsch, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands Köln. „Besonders enttäuschend“ seien auch die Zahlen aus Köln.Erzielte man hier bei der Europawahl im vergangenen Juni mit 6,7 Prozent noch ein besseres Ergebnis als die Bundespartei, lagen die Liberalen bei dieser Wahl in der Domstadt mit rund 4,5 Prozent im Bundesschnitt ein Minus von gut 6,3 Prozentpunkten auf Kölner Stadtgebiet.
In den nächsten vier Jahren werden die Liberalen nun viel Zeit für eine gründliche Fehleranalyse haben. Erste Ideen hat der Kölner FDP-Chef bereits: „Unser Profil ist in der Ampel geschreddert worden.“ Vielleicht sei auch der Austritt aus den Jamaika-Verhandlungen Anfang 2018 der „Urfehler“ gewesen. Christian Linder sei im Wahlkampf zwar „in guter Verfassung“ gewesen, „aber das hat nicht über unser Kernklientel hinausgestrahlt.“ Für Deutsch ginge es nun vor allem um eine Neuausrichtung seiner Partei. „Wir werden uns jetzt grundsätzlich über die Positionierung der FDP unterhalten müssen.“ Daran sollte sich dann auch erst die Frage anschließen, wer auf Lindner als Bundesparteivorsitzender folgt. Dessen angekündigten Rückzug lobte Deutsch als „ehrenwert“.
Partei will sich „freischwimmen“
Besonders spannend war der Abend auch für Maria Westphal. Als Mitglied des Bezirksvorstandes der FDP Köln kandidierte sie auf Platz neun der Landesliste. Mindestens 5,6 Prozent hätte die FDP in NRW holen müssen, damit sie ein Mandat erhalten hätte, schätzt sie. Doch durch das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag haben sich auch solche Überlegungen erledigt. Die Kölner FDP richtet ihren Blick nun auf die anstehende Kommunalwahl im Herbst. In den nächsten sieben Monaten wolle man versuchen, sich „möglichst vom Bundestrend freizuschwimmen“, so Deutsch. An Themen mangele es schließlich nicht. „Ich habe den Eindruck, dass die Verkehrswende nicht gut gemacht wird“. Und auch die lahmenden und immer teurer werdenden Bauprojekte nennt er als ein wichtiges Thema.