„Enthüllungsbuch“ erscheintGeißbocklegende Hennes hat Düsseldorfer Wurzeln
Köln – Kann das wirklich sein? Hennes I., sozusagen das Ur-Wappentier des 1. FC Köln, soll auf einer Rheinwiese in Düsseldorf gezeugt worden sein. Von einem Düsseldorfer Ziegenbock, vermutlich entlaufen aus einem Schrebergarten. Im Mai 1949 soll das Tier eine Ziege des Circus Williams unbemerkt am schönen Rhein geschwängert haben. Das Ergebnis dieser Liaison war ein kleiner Geißbock, der Karneval 1950 dann bei einer Karnevalssitzung dem Kölner Fußballclub als Geschenk übergeben wurde.
„Patron Hennes“ hat Johannes Schröer sein Werk genannt, das viel mehr ist als eine tierische Ahnentafel im Buchformat. Natürlich ist Schröer FC-Fan, aber er ist auch Theologe, Journalist und ein guter Geschichtenerzähler, der sich auf eine ausgiebige Spurensuche rund um das Wappentier des 1. FC Köln begeben hat. Das Buch ist so frisch, dass selbst der Tod von Hennes VIII. noch Erwähnung findet, der im April eingeschläfert werden musste.
Es gab schon neun Mal den „Hennes“
Der Stammbaum der inzwischen neun Ziegenböcke, die als Maskottchen auserkoren wurden, ist allenfalls Beiwerk einer umfassenden Abhandlung, die sich der Vereins- und Stadtgeschichte auf vier Pfoten nähert. Im „Haus Unkelbach“ in Sülz fand die Taufe des ersten Hennes statt, 16 Jahre lang begleitete dieses Tier den damals sehr erfolgreichen Verein unter Führung von „Boss“ Franz Kremer und durfte sogar im Mannschaftsbus mitfahren.
Schöer hat sich mit dem Krätzensänger Ludwig Sebus (95) getroffen, um zu erfahren, wie 1950 im Williams-Bau am Aachener Weiher Karneval gefeiert wurde, denn dort hatte sich die Schenkung des Geißbocks ereignet. Im Gespräch mit dem Priester Dr. Rainer Hagencord erörtert er sehr ernsthaft und emphatisch, ob ein Maskottchen Heiligenstatus erreichen kann. Hagencord ist prädestiniert für solche Diskurse, denn er leitet das Institut für Theologische Zoologie in Münster. Ja, so etwas gibt es. „Hennes ist kein Sündenbock. Für Misserfolge kann er nicht verantwortlich gemacht werden“, stellt Schröer fest.
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Bei aller Ernsthaftigkeit nimmt sich Schröer mitunter selbst auf die Hörner und berichtet vom Selbstversuch, den Kölner Kneipenkarneval an Rosenmontag im Hennes-Kostüm zu erleben. Mehr Hingabe in eine Buchrecherche ist kaum vorstellbar. Auch wenn das Buch starken Kölner Stallgeruch verströmt, finden auch die Bremer Heidschnucke Pico, der St. Pauli-Bock Jockeli und das Löwenbaby Radieschen (1860 München) Erwähnung – die Sozialgeschichte der lebendigen Maskottchen wird ebenfalls gestreift. Heute ist Hennes das einzige Maskottchen mit vier Pfoten.
Johannes Schröer: Patron Hennes – Die Geißbocklegende des 1. FC Köln; 240 Seiten, Greven-Verlag, ISBN 978-3-7743-0936-4, 18 Euro.