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EnergieeinsparungStadt Köln überwacht 200 Gebäude mit Hightech-Software

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Männer stehen in einem Kellerraum vor einem Kasten mit Schaltern.

Mathias Diebold (l.) und Marius Ostermeier von der Gebäudewirtschaft im Heizungskeller des Gymnasiums Schaurtestraße.

Da die Stadt Köln bis 2035 klimaneutral werden will, gelte es erst einmal, den Verbrauch der großen Bestandsgebäude zu optimieren.

Vor ein paar Jahrzehnten mussten die Hausmeister im Gymnasium Schaurtestraße in Deutz noch Kohle schüppen, damit es im Winter in der Schule warm wurde, erzählt Hausmeister Steffen Lazecky. Heute ist im Heizungskeller des alten Schulgebäudes von 1910 Hightech verbaut. Das Gymnasium ist eines von rund 200 Gebäuden, die von der städtischen Gebäudewirtschaft aus der Ferne elektronisch überwacht werden.

Das Stichwort lautet Gebäudeautomation. Darunter versteht man die automatische Steuerung, Regelung und Überwachung der Haustechnik eines Gebäudes, wie Heizung, Klima, Lüftung und Beleuchtung. Sie ist die technische Grundlage für das Energie-Controlling der Stadt Köln. Seit 2017 bildet es die aktuellen Verbrauchsdaten der Gebäude im Bereich Wärme, Strom und Wasser in einer zentralen Software ab und dokumentiert mögliche Störungen oder Auffälligkeiten.

„Ziel ist es, Energie einzusparen “, betont Mathis Diebold, Sachgebietsleiter Energiemanagement bei der Gebäudewirtschaft. Da die Stadt Köln bis 2035 klimaneutral werden will, gelte es erst einmal, den Verbrauch der großen Bestandsgebäude zu optimieren. Rund 500 Gebäude betreut die Gebäudewirtschaft, davon wurden bisher 200 automatisiert, die für 80 Prozent des Energieverbrauchs stehen, darunter das Rathaus, die Bezirksrathäuser und die Museen.

Unnötige Verbräuche vermeiden

Die Software helfe auch, Schäden und unnötige Verbräuche zu vermeiden, so Diebold. „Zum Beispiel deutet ein Wasserverbrauch mitten in der Nacht in einer Schule auf Undichtigkeiten wie eine laufende Toilettenspülung oder einen Rohrbruch hin. Das fällt heute dank der neuen Software schneller auf, und wir können schneller die Reparatur einleiten.“ So wurde etwa während der Sommerferien ein Wasserrohrbruch in der Peter-Petersen-Schule in Grengel entdeckt, weil das System einen stark erhöhten Wasserverbrauch meldete. Der Schaden konnte direkt repariert werden, anstatt erst nach den Ferien.

Damit die Verbrauchsdaten zentral aufbereitet werden können, muss die Haustechnik in den Gebäuden bestimmte Standards einhalten, die in den Energieleitlinien der Stadt Köln definiert sind, erläutert Marius Ostermeier, Gruppenleiter Gebäudeautomation. Die Stadt unterhalte eine Forschungskooperation mit der TH Köln. „In dem Rahmen bleiben wir, was Gebäudeautomation angeht, immer auf dem Stand der Technik und können auch an diesem Stand der Technik mitentwickeln“, so Ostermeier. Das Gymnasium Schaurtestraße sei von 2010 bis 2013 saniert worden und liefere Daten in Echtzeit. Dazu seien bisher rund 800 Messstellen in der Lage.

Ausstoß von Treibhausgasen um 34 Prozent gesunken

Diese Daten werden von einem externen Dienstleister aufgearbeitet und in die Software der Stadt eingespielt. Mit ihrer Hilfe konnte ein Mitarbeiter der Gebäudewirtschaft vor kurzem am Computer erkennen, dass einer der Temperaturfühler der Heizung im Gymnasium Schaurtestraße defekt ist. Er zeigte eine Vorlauftemperatur von minus 195 Grad Celsius an. „Das Ersatzteil ist bestellt, wir warten noch darauf“, berichtet Hausmeister Lazecky.

2005 veröffentlichte die Stadt ihren ersten Energiebericht. Bis zum Jahr 2022 ist der Verbrauch der 500 städtischen Gebäude stark gesunken: beim Heizen um 28,5 Prozent, beim Strom um 18,5 Prozent, beim Wasser um 34,4 Prozent. So habe man den Ausstoß von Treibhausgasen um 34,0 Prozent senken können, unterstreicht Ostermeier.


Fördertopf der Stadt für Gebäudesanierung und Photovoltaik ist für 2024 ausgeschöpft

20 Millionen Euro Förderung hat die Stadt Köln in diesem Jahr für den Bau von Photovoltaik-Anlagen und die energetische Sanierung von Gebäuden in Köln bereitgestellt. Davon wurden bis jetzt 10,4 Millionen Euro abgerufen. Außerdem liegen bereits so viele noch nicht bearbeitete Anträge vor, dass bis Jahresende voraussichtlich die gesamte Fördersumme ausgeschöpft sein wird. Deshalb nimmt die Stadt im laufenden Jahr ab sofort keine weiteren Anträge mehr an.

Alle eingegangenen Anträge (auch aus bereits abgelaufenen Förderprogrammen) werden weiterhin bearbeitet, betont die Stadt. Es könnten aber keine neuen Anträge mehr gestellt werden. Das Programm läuft bis zum 31. Dezember 2025.

Im nächsten Jahr soll die Förderung voraussichtlich wieder aufgenommen werden. Das steht aber noch unter Vorbehalt, da die Verhandlungen zum städtischen Haushalt 2025/2026 noch nicht abgeschlossen sind und sich Köln in einer zunehmend schwierigen finanziellen Lage befindet. Mit den Förderprogrammen konnten laut Stadt zahlreiche Maßnahmen der Gebäudesanierung sowie Installationen und Inbetriebnahmen von Steckersolargeräten, Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und Mieterstrom-Lösungen finanziell unterstützt werden. Die eingegangenen Anträge würden nun nach und nach abgearbeitet, dabei komme die Verwaltung aktiv auf die Antragsstellenden zu. (fu)