Einzelhandel in Köln„Das Weihnachtsgeschäft kam nie richtig in Fahrt“
Köln – „Kaum ein Händler ist rundum zufrieden mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft“. Das Fazit, das Jörg Hamel seiner Bilanz des Geschäftes im Advent voranstellt, ist ernüchternd. Das Einkaufsverhalten der Kunden habe sich verändert, sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Aachen-Düren-Köln. Hamel sieht zwar durchaus unterschiedliche Ausprägungen je nach Region und Branche. „Insgesamt blicken wir aber auf ein Weihnachtsgeschäft zurück, das nie so richtig in Fahrt kam“.
Normalerweise steigern sich die Umsätze in den Kaufhäusern und Läden an den vier Adventswochenenden nach den Erfahrungen der Einzelhändler. Dieser Anstieg sei aber in diesem Jahr ausgeblieben, so Hamel. Er vermutet einen der Gründe dafür im „Black Friday“, dem letzten Freitag im November, an dem vor allem der Online-Handel mit kräftigen Rabatten lockt. Ein Großteil der hochwertigen Weihnachtsgeschenke sei offenbar schon zu diesem Zeitpunkt gekauft worden.
Einzelhandel: Klassische Winterware bleibt an Ständen hängen
Wie ein roter Faden ziehe sich in diesem Jahr die schwache Nachfrage nach Textilien durch alle Regionen, in denen die Händler befragt worden seien. „Die klassische Winterware blieb vielerorts an den Ständen hängen“. Dafür sei sicher auch das Wetter verantwortlich, das im Advent alles andere als winterlich gewesen sei. Klassische Branchen wie Parfümerie, Schmuck, Elektronik oder Spielwaren hätten sich zwar besser verkauft. „Aber das Phänomen der Schlangen vor den Kassen hielt sich in Grenzen“.
Profitieren konnten hingegen offensichtlich Geschäfte, die sich stark spezialisiert haben. Hamel berichtet vom Fischhändler in der Südstadt oder dem kleinen Geschäft, das sich auf den Verkauf von Brettspielen konzentriert habe und damit erfolgreich gewesen sei.
Köln: Nur 140 Busse am vierten Adventswochenende
Der sonst übliche große Ansturm blieb am letzten Adventswochenende aus. In Köln wurden gerade einmal 140 Busse gezählt, am Wochenende zuvor waren noch 200 Busse, die die Domstadt ansteuerten. Weiterer Indikator für das rückläufige Geschäft: Zu keinem Zeitpunkt seien die Parkhäuser in der Innenstadt wirklich überfüllt gewesen. Die Kunden, so die Erfahrung der Einzelhändler, brechen im übrigen immer später zum Einkaufen auf. Zu Staus auf der dafür anfälligen Deutzer Brücke kam es erst am Nachmittag ab 14 Uhr.
Eine gewisse Trendwende gab es auch beim Kauf von Lebensmittel. Die Debatte über den Klimaschutz hat offensichtlich ein Umdenken beim Kunden ausgelöst: Vermehrt werden auf hohe Qualität, Nachhaltigkeit und das Tierwohl geachtet. Vom Montag vor Heiligabend erhofft sich der Handel nun noch ein „kurzes, heftiges Geschäft“ und setzt dabei auch auf den Klassiker: „Männer, die bei der Abarbeitung ihrer Einkaufszettel noch das ein oder andere Geschenk entdecken“.